MOBILITÄT
Sauber fahren
Autos sind jetzt nicht das Erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man an die Arbeiten von Heatherwick Studio denkt. Das Londoner Design- und Architekturbüro unter der Leitung von Thomas Heatherwick ist eher für außergewöhnliche Gebäudestrukturen bekannt, sei es das Vessel in New York City, das Zeitz MOCAA in Kapstadt oder der skulpturale britische Pavillon auf der Expo 2010, auch "Seed Cathedral" genannt. Tatsächlich ist "Airo" aber nicht das erste Projekt im Bereich der Mobilität für den britischen Designer, 2010 präsentierte er in Zusammenarbeit mit Wrightbus seine Version des klassisch roten "London Bus" – einen windschnitten Doppeldecker mit hybriden Elektro-Dieselantrieb.
Nun geht Heatherwick einen Schritt weiter und stellte auf der Shanghai Motor Show mit IM Motors sein erstes Konzept für ein elektrisches, selbstfahrendes Auto vor: Angelehnt an die dynamischen Kurven des Kreissessels "Spun", den der Designer 2012 für Magis entwarf, versah er die Karosserie von "Airo" mit einer aerodynamische Ästhetik. Dazu kommen breite Glasschiebetüren und ein Panoramadach. Der großzügige Innenraum bietet eine Ausstattung, die sich je nach Bedarf individuell anpassen lässt: Die vier Sätze sind um 360 Grad drehbar und können heruntergeklappt auch ein komfortables Bett bilden, zudem lassen sich ein Tisch und ein Screen ausfahren. Statt die meiste Zeit des Tages ungenutzt in einer Parkbucht zu verbringen, könnte das Auto so auch zum Arbeiten oder für einen Filmabend genutzt werden. Parallel hat Heatherwick im Entwurf von "Airo" einen Zugewinn für die Umwelt mitgedacht, denn während der Fahrt wird die Luft der Umgebung mittels der HEPA-Filtertechnologie (High Efficiency Particulate Airfilter) im Unterboden des Fahrzeugs angesaugt, von Partikeln gereinigt und wieder ausgestoßen – ein ähnliches Konzept wie auch das "Smog Free Bike" oder der "Smog Free Tower" von Daan Roosegaarde sowie das "Rolloe"-Radsystem von Kirsten Tapping zeigt.
"Airo ist ein Auto, das uns in eine saubere und bessere Zukunft bringen soll", so Thomas Heatherwick. Und Stuart Wood, Partner und Gruppenleiter bei Heatherwick Studio fügt an: "Transport und Mobilität durchlaufen nicht nur eine technologische, sondern auch eine soziale Revolution. Es gibt eine neue, ethisch bewusste Generation, die von einem Auto so viel mehr erwartet, als nur den Transport von einem Ort zum anderen; sie wollen ein Fahrzeug, das ihren Ansprüchen an Funktion und Werten gerecht wird. Bislang wurde die Funktionalität eines Autos knapp definiert als sprit- und raumfressender Luxus, den sich keiner von uns mehr leisten kann. Wir haben 'Airo' entwickelt, um das Gleichgewicht zwischen Lifestyle und Auto neu zu definieren." 2023 soll das Modell in Produktion gehen. Auch an die Ladesäulen hat das Heatherwick Studio gedacht: Mit einziehbaren Kabeln, ergonomisch geformten Griffen und einer industriellen Ästhetik könnten diese zukünftig in das Stadtbild eingefügt werden.