Natürlich haben sie den Mund im Vorfeld reichlich voll genommen, die Macher der Qubique. Nichts weniger als die „next generation tradeshow" für Möbel und Design haben die Berliner Messeprofis versprochen, die hoffen, mit dem neuen Format bald an ihre Erfolge mit der Modemesse Bread & Butter anzuknüpfen. Das grundlegende Konzept, Geschäftliches mit Kommunikation, Inspiration und Entertainment zu verbinden, ist freilich selbst in der vermeintlich konservativen Möbelbranche nicht so neu. Vielversprechender erschien da schon die Idee, „die besten Design- und Interiorkonzepte der Welt" zusammen zu bringen – also im Gegensatz zu den Großevents der Branche in Köln und Mailand konsequent auf Qualität statt Quantität zu setzen.
Nach der ersten Ausgabe der Messe, die im ehemaligen Flughafen Tempelhof stattfand, ist jetzt aber weit herum Ernüchterung eingetreten. Angesichts der (zu) hoch gespannten Erwartung ist gar von Enttäuschung die Rede. Beklagt wurden ein unklares Profil, ein reichlich heterogenes Ausstellerfeld, fehlende Produktneuheiten und zu wenig Besucher. Auf Kritik stieß auch eine gewisse Überorganisation mit Bändchen hier und Bändchen dort sowie einer Barcode-Chipkarte, deren mehrfache, der Datensammlung dienende Scannerei einem schnell auf die Nerven gehen konnte. Ist hier also mal wieder jemand als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet? Aber nein. Nur blauäugige Optimisten konnten ernsthaft glauben, dass die Qubique den selbst gestellten Ansprüchen bereits mit der ersten Ausgabe genügen würde. Was zählt und für die Zukunft der Messe Hoffnung macht, sind der im Kern richtige Ansatz und der Veranstaltungsort.
Die internationale Designszene sehnt sich nach einem Event, bei dem tatsächlich Klasse statt Masse geboten wird, bei dem man sich eben nicht erst durch Unmengen von Trash wühlen muss, um zu den wenigen interessanten Ständen zu gelangen, bei dem man neben den reichlich bekannten Qualitätsbrands auch jene kleinen und mittelgroßen Designfirmen antreffen kann, deren Programm sachlich überzeugt. Entscheidend für die Qualität der Messe ist daher weniger ein hippes Entertainment-Programm oder ein feines Gastronomieangebot – so sehr beides willkommen sein mag –, sondern die Auswahl der Aussteller. Die Mischung – zeitgenössisches Design, Klassiker und Newcomer – hat auf der Qubique so einigermaßen gestimmt. Hinsichtlich der Qualität der Aussteller hat man sich aber den ein oder anderen Missgriff erlaubt, ob schlecht beraten oder aus schierer Not, um die Hallen zu füllen, sei dahingestellt. Wenn es hier beim nächsten Mal Verbesserungen geben sollte, wäre viel gewonnen. Auch die Frage, ob Berlin die richtige Stadt für eine Möbel- und Interiordesignmesse ist, wäre damit erledigt.
Der Flughafen Tempelhof jedenfalls bietet der Qubique einen wunderbaren Rahmen. Das fängt schon in der stimmungsvollen Eingangshalle an. Die alten Eincheckcounter lassen sich bestens für Ticketing, Akkreditierung und Information nutzen. Die kleinen Ladenlokale, in denen früher Reisebüros saßen, scheinen wie geschaffen für eine temporäre Bespielung durch Designgalerien. Und wenn einem auf dem noch funktionstüchtigen Gepäckband jetzt statt Koffern Messekataloge entgegenkommen, dann macht das Laune. Die Eignung der ehemaligen Flugzeughangars als Messehallen ist bereits erprobt und über jeden Zweifel erhaben. Dass die Organisatoren der Qubique auf eine zurückhaltende Standgestaltung Wert legten, um den besonderen Charakter dieser Räume zu bewahren, wurde verstanden und schonte nebenbei die Budgets der Aussteller. Vor diesem Hintergrund darf man mit Spannung und anhaltendem Goodwill auf eine zweite Ausgabe der Qubique warten. Zumindest der Termin ist schon announciert: 10. bis 13. Oktober 2012.