Mit Fragen zum Entwurfsprozess, zu Autorenschaft und zum Verständnis des Originals hat sich Hanna Krüger im Rahmen ihres vom „Nespresso Design Scholarship“ geförderten Forschungsprojektes „Stapeln + Addieren“ auseinandergesetzt – und dafür die Sammlung der Wiener Werkstätten, die im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) beheimatet ist, herangezogen. Das Ergebnis der theoretischen Arbeit ist dann aber ganz praktischer Natur: In einer Reihe von Arbeiten zitiert sie vor allem (unvollendete) Entwürfe des Wiener Werkstätten-Gründers Josef Hoffmann, arrangiert sie neu und entwickelt damit das Original weiter. Neben diesen stilistisch vom Art Déco inspirierten Leuchten, Teppichen und Glasobjekten, sind es die Vasen und Leuchten „Pila“– eine Assemblage aus Tellern der verschiedenen Rosenthal-Serien – mit denen sich die Gestalterin aus Kassel jüngst einen Namen gemacht hat.
Hanna Krüger


Was? Wie? Wo? Warum?
Wo möchten Sie leben?
Da man in unserem Beruf eigentlich nicht ortsgebunden ist, entwickelt sich aus dieser Frage schnell eine große Unentscheidbarkeit: Wenn man überall leben kann und kaum Einschränkungen hat, wo soll man denn dann tatsächlich leben? Ich frage mich inzwischen aber viel mehr: Wie will ich leben? Und erst im Anschluss: Wo will ich leben?
Ihre Lieblingsgestalt in der Designgeschichte?
Ich habe keine einzige Lieblingsgestalt. Aber ich liebe die Eigensinnigkeit von Ettore Sottsass und Eileen Gray, die erzählerische Kraft von Bruno Munari, und im Moment ganz konkret: die Vasen von Carlo Scarpa. Hier könnte ich fortfahren und mir würden noch lange Dinge und Menschen einfallen, die ich sehr besonders finde.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Designer/einer Designerin am meisten?
Wenn sie sich selbst hinter Ihrer Arbeit zurückstellen und diese um Ihrer selbst Willen tun.
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
An meinen Entwürfen zu arbeiten, gleichzeitig Zeit mit meinem Sohn zu verbringen und mich dabei um meine Tomaten und Blumen kümmern.
Ihr Hauptcharakterzug?
Ich verfolge mit großer Vehemenz immer meinen eigenen Faden. Dabei kann ich sehr stur sein.
Ihr größter Fehler?
Immer wieder zu selbstkritisch zu sein und dabei den Blick für das zu verlieren, was alles schon entstanden ist.
Ihr Traum vom Glück?
Das verfolgen zu können, was mir wirklich wichtig ist.
Was nervt Sie am meisten?
Dass man im Design so viel Zeit damit verbringen muss, sich selbst zu vermarkten, und dass das oft mehr im Mittelpunkt steht, als gute Arbeiten zu machen.
Ihr Lieblingsmaterial?
Da gibt es zahlreiche. Aber ich habe mit der Zeit eine große Liebe zu Glas entwickelt, so dass es immer wieder in meinen Entwürfen auftaucht.
Ihre Lieblingsblume?
Die Anemone. Und noch viele andere.
Welche Musik hören Sie beim Arbeiten?
Ich höre eigentlich sehr selten Musik beim Arbeiten, ich weiß eigentlich gar nicht genau, warum. Immer mal wieder, wenn es zu dem passt, was ich gerade tue, dann höre ich Arvo Pärt. Das ist so minimal und so wunderbar.
Welche gestalterische Leistung verabscheuen Sie am meisten?
Die große Geste.
Welche Gabe möchten Sie besitzen?
Gelassener zu sein. Die vielen verschiedenen Dinge, die das Leben für einen bereithält, gleichzeitig zu meistern.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Heute ist es unglaublich heiß, da macht sich eine sehr wohle Entspannung – sowohl in Körper, als auch im Geiste – breit.
Ihr Motto?
Darauf weiß ich gar nichts zu antworten, außer: Ein gutes Leben zu führen.