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NACHHALTIGKEIT
Maskiertes Sitzmöbel

Haneul Kim setzt sich mit der Fragestellung für eine nachhaltige Wiederverwertung der Einmalmasken aus Kunststoff kreativ auseinander: Aus tausenden ausrangierten Exemplaren formt er stapelbare Hocker.
von Anna Moldenhauer | 06.01.2021

Mit der Covid-19 Pandemie ist der Mund-Nase-Schutz in unseren Alltag eingezogen – mit einem negativen Effekt für die Umwelt: Die Entsorgung der Masken erhöht das Müllaufkommen, da viele Typen mit Bestandteilen wie Polypopylen und Vlies aus nicht nachhaltigen Materialien gefertigt sind. Das Hamburger Umweltinstitut forderte in einer Presseerklärung bereits im Mai 2020 entsprechende Umwelt- und Qualitätsauflagen: "Es kann nicht sein, dass die Atemschutzmasken jetzt ein gigantisches Müllproblem verursachen, wo es doch möglich ist, perfekt biologisch abbaubare Materialien zu verwenden, die dann in der Tat in biologische Kreisläufe eingehen können. Dies zeigt eine erhebliche Kurzsichtigkeit und Doppelbödigkeit bisheriger Umwelt- und Gesundheitspolitik. Es darf nicht sein, dass man den Planeten krank macht, um gesund bleiben zu wollen" so Prof. Dr. Michael Braungart, Leiter des Hamburger Umweltinstituts. Einige Hersteller haben indes mit entsprechenden Ansätzen reagiert – wie Adidas, die waschbare Textilmasken aus zu 40 Prozent recycelten Materialien herstellen, Verpa Folie, die Masken mit sortenreinen Materialaufbau aus Polyolefin anbieten oder Hahnemühle, die eine Variante aus Filterpapier fertigen, welche nach Gebrauch im Altpapier entsorgt werden kann.

Der südkoreanische Designer Haneul Kim setzt sich mit der Fragestellung für eine nachhaltige Wiederverwertung der Masken, die auf Kunststoffbasis gefertigt sind, kreativ auseinander: Er nutzt ausrangierte Exemplare zur Möbelproduktion. "Stack and Stack" heißt das Projekt des Studenten der Kaywon University. Als Rohstoff dienen ihm tausende ausgediente medizinische Gesichtsmasken, die er mit Hilfe von Sammelboxen auf seinem Campus zusammengetragen hat. Nach der Entfernung der Nasenbügel aus Metall schmilzt er den Kunststoff mit einer Heißluftpistole und formt aus der zähen Masse einen stapelbaren Hocker. Gut 1500 Stück sind so in einem Sitzmöbel recycelt. Die Farbgebung der Masken bestimmt dabei das marmorierte Muster der Oberfläche. Nach Möglichkeit würde Haneul Kim seine Idee gerne weiterentwickeln, um mit einer industriellen Wiederverwertung mehr Menschen erreichen zu können. "Ich hoffe, dass die Neugierde auf recycelte Masken nicht bei dem Objekt des Stuhls endet, sondern dieser den Ernst der Umweltverschmutzung aufzeigt und zu einer Möglichkeit wird, das Problem zu lösen", sagt er.