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Reise in die Vergangenheit
Gehobener Wohnungsbau in einem 160 Jahre alten Industriedenkmal im Überflutungsgebiet der Elbe – das klingt nach einem gewagten Vorhaben. Dass es trotzdem gelingen kann, hat das Hamburger Architekturbüro BiwerMau mit seinem Konversionsprojekt "WaterWorks" am Falkensteiner Ufer in Hamburg bewiesen und dafür großzügige Wohnungen in ein Ensemble aus Hallen, Arbeiterwohnhäusern und Kohlespeichern integriert. Die daraus entstandene Architektur überzeugt durch ihren behutsamen Umgang mit dem Bestand, bei dem auch die Berker-Serie "1930" der hager group einen Beitrag leistet.
"Uns war klar, dass es bei den WaterWorks nicht um Alt gegen Neu gehen kann, sondern um subtiles Einfügen. Allerdings sahen wir gleich beim Betreten der Gebäude die Herausforderung für uns", sagt Büropartner Thomas Mau über die Anfänge des Projekts. Und die waren gewaltig, denn die Architekten mussten nicht nur die Vorgaben des Denkmalschutzes für das vom Londoner Architekten Thomas Hawksley entworfene Pumpwerk aus den 1850er-Jahren erfüllen. Zusätzlich galt es, den Auflagen von Flut- und Brandschutz bei Sturmfluten von 7,50 Metern über Normalnull gerecht zu werden. Beides lösten die Architekten mit einer baulichen Doppelstrategie, bei der das Ensemble mit Dammbalkenlagen versehen wurde, die bei einer Sturmflut das Eindringen des Elbwassers verhindert. Im Innern gewährleistet dann eine Sprinkleranlage den Brandschutz, falls die Feuerwehr aufgrund des Hochwassers nicht an das Gebäude herankommt.
Es war aber nicht die einzige Schwierigkeit, mit der sich die Architekten konfrontiert sahen. "Um hier Wohnfläche unterzubringen, mussten wir Gebäude in den Gebäuden erfinden und dabei so viel wie möglich an alter Bausubstanz erhalten", sagt Thomas Mau über das architektonische Konzept. Dass es sich bei den vorgefundenen Gebäudeteilen wie Kohlen- und Kesselhalle, Maschinenraum oder Pumpenhalle um Flächen mit einer großen Raumtiefe handelte, machte die Aufgabe nicht einfacher. Während BiwerMau in einem ersten Schritt zunächst die Gebäudehülle restaurierten und ertüchtigten, integrierten sie in einem zweiten Schritt die Wohnungen als Haus im Haus. Dafür schnitten sie unter anderem Fenster oder Terrassen in die Dächer und setzten Balkone vor die Nordfassade, da der Denkmalschutz keine Eingriffe an der Südfassade erlaubte.
Besonders wichtig war es den Architekten, die Rauheit des Bestands in die neuen Wohnungen zu überführen. In der Folge entstanden Räume, die nicht nur durch ihren Ausblick auf die Elbe, sondern auch durch ihre Atmosphäre punkten. Das zeigt sich unter anderem an gestalterischen Details wie den Schaltern, bei der die Architekten sich für die Berker-Serie "1930" entschieden. Dafür wurden die alten Ziegelwände grob gereinigt und die Leitungen für Schalter oder Steckdosen anschließend in freigekratzte und danach wieder verfugte Ziegelzwischenräume verlegt. Die Bakelitschalter im Bauhaus-Stil fügen sich nun stimmig in das Gesamtbild aus sandgestrahlten Stahlträgern und Holzdecken ein, die zusammen mit den rohen Beton- und Backsteinoberflächen die Erinnerung an das industrielle Erbe wach halten. Besonders eindrücklich zeigt sich das im Erdgeschoss der ehemaligen Pumpenhalle, die mittlerweile für Veranstaltungszwecke genutzt wird. Dort gibt ein gläserner Boden den Blick auf die darunter liegenden Pumpen frei und lädt zu einer Entdeckungsreise in die Vergangenheit ein. Das ist ganz im Sinne von Thomas Mau: "Es ist doch für jeden Bewohner toll, in seinem Wohn- oder Arbeitsumfeld immer wieder neue Spuren zu finden und für sich zu deuten."