Design begreift Guglielmo Poletti als Weg, sich selbst zu erkennen – und dadurch glücklich zu werden. Das hat auch viel mit seiner Vita zu tun und seinem Wunsch, Designer zu werden, dem ein sehr persönlicher Entwicklungsprozess vorausgegangen ist. In seinen Objekten zeigt der junge Italiener einen präzisen, stilvollen Umgang mit Metallen, denen er neue, spielerische Formen zu entlocken vermag, etwa mit dem „Pivot"-Beistelltisch, der ausklappbar ist oder mit „Frame", einer Kombination aus Tisch und Vase.
Guglielmo Poletti
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Was? Wie? Wo? Warum?
Wo möchten Sie leben?
Als Mailänder bin ich natürlich meiner Stadt verbunden. Als Europäer meinem Kontinent, dessen kulturelle Vielfalt ich sehr schätze. Eines Tages könnte ich vielleicht in der schönsten Stadt der Welt, Paris, leben – allerdings immer mit der Möglichkeit schnell nach London, dem Zentrum für zeitgenössische Kunst, und Mailand, Heimat des italienischen Designs, zu reisen. Aufgrund der Tatsache, dass ich kürzlich nach Eindhoven gezogen bin, bleibt diese Frage aber offen.
Ihre Lieblingsgestalt in der Designgeschichte?
Mich inspirieren pure Formen, die meist Ergebnis eines komplexen Gedankenvorgangs sind. Etwa bei Künstlern wie Donald Judd, Fred Sandback oder japanischen Designern. Ich bewundere außerdem die freie und leicht surrealistische Art wie Ingo Maurer mit Licht umgeht, die uns zum Träumen verleitet.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Designer/einer Designerin am meisten?
Ich schätze Designer, die mit zwei Feldern jonglieren: Der Kunst, die charakterisiert ist durch Kontemplation und Aura, und dem Design, charakterisiert durch Gebrauch und Funktion. Ich bewundere an Designern die Fertigkeit, die emotionale Seite eines Objektes zu fokussieren. Entwerfen ist eine sehr intime Angelegenheit, die eine Geschichte mittels eines Projektes erzählt, nämlich die, was dich antreibt und woher du kommst.
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Wenn ich mich in einer Umgebung, in der Anwesenheit von Menschen wohl fühle, dann mache ich nichts lieber als Projekte zu entwickeln. Das ermöglicht zu entdecken, wonach man wirklich sucht und welche Rolle man einnehmen möchte.
Ihr Hauptcharakterzug?
Ich bin eine nachdenkliche Person, und das beeinflusst mich tagtäglich. Für meine Arbeit kann das sehr hilfreich sein, aber manchmal ist es auch ein Hindernis. Es geht immer darum, die richtige Formel zu finden – und nicht darum, am Projekt hängen zu bleiben.
Ihr größter Fehler?
Ich befinde mich in einer Phase, in der ich wichtige Entscheidung treffe, um meinen beruflichen Werdegang zu komplettieren. Am Ende wird sich herausstellen, welche Entscheidungen gut waren – und welche schlecht. Dann kann ich von meinem größten Fehler berichten!
Ihr Traum vom Glück?
Ich denke, dass wahres Glück dadurch entsteht, wenn man die Instrumente entwickelt hat, um ein tiefes Verständnis von sich selbst zu erlangen, kombiniert mit einem bestimmten Level an Freiheit. Also für mich persönlich ist Glück daher das Ergebnis einer Art inneren Reise.
Was nervt Sie am meisten?
Freunde, die weit weg von einem wohnen und die Phasen, in denen man herausfinden muss, was einem gefällt und nicht gefällt. Aber das ist ja eigentlich ständig so.
Ihr Lieblingsmaterial?
Metalle, weil man sie in so vielen unterschiedlichen Arten formen kann und weil die Ergebnisse so unheimlich präzise sind. Es gibt natürlich eine große Vielfalt, und man kann diese mit sehr vielen anderen Materialien wie Glas, Holz, Stein, Leder oder Textil kombinieren. Materialien mit Geschichte faszinieren mich, man kann daraus Traditionen und alte Techniken erfahren. Andererseits bin ich auch fasziniert von neuen industriellen Materialinnovationen.
Ihre Lieblingsblume?
Tulpen – aufgrund ihrer cleanen Eleganz und ihren wunderbaren Farbkombinationen in Sträußen und auf Feldern. Wenn ich sie betrachte, fühle ich die Kraft der Natur.
Welche Musik hören Sie beim Arbeiten?
Ich kann keine Musik beim Arbeiten hören, weil ich mich nicht konzentrieren kann. Musik versetzt mich in emotionale Stimmungen, die mich von meiner Arbeit abhalten würden.
Welche gestalterische Leistung verabscheuen Sie am meisten?
Ich halte nicht viel von der Idee „Designer für alles“ zu sein, etwa solche, die, auch durch starkes Marketing gepusht, fast schon Popstars sind. Ich ziehe diesen lieber Künstler und Designer vor, die ihren eigenen Weg gehen, anstelle die bereits vorgegebenen. Meistens sind es solche, die etwas sehr Persönliches herausfinden möchten.
Welche Gabe möchten Sie besitzen?
Die Fähigkeit, sich einem Projekt durch einen totalen Ansatz zu nähern, der einerseits die konzeptionelle Seite wie auch die technische und all ihren Aspekten mit einbezieht. Es ist manchmal sehr schwer, diese beiden Parts zu vereinen.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Ich bin gerade sehr aufgeregt, weil ich mich am Beginn des Studiums an der Design Academy in Eindhoven befinde. Parallel dazu habe ich gerade eine Kollektion vorgestellt, die meine gestalterische Sprache unterstreicht und verfeinert. So bin ich momentan sehr offen und neugierig, ein wenig wie ein weißes Blatt, allerdings mit festen Bezugspunkten.
Ihr Motto?
Ich habe zu viele, um nur eines zu nennen.