HOTEL
Die richtige Mischung
Die hohe Dichte an Gebäuden rund um den Bauplatz – differenziert sowohl in ihrer Größe als auch dem Stil – veranlassten die Planer von Grzywinski+Pons von Anfang an zu einer engen Zusammenarbeit mit den städtischen Behörden und einer intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Formensprache. In Anbetracht des städtischen Kontexts strebten die ArchitektInnen als Antwort auf den Standort für ihren Entwurf die Rolle eines Vermittlers zwischen den kleineren historischen Gebäuden und den neueren Hochhäusern an. Dies zeigt sich nicht nur im Gebäudevolumen, sondern auch in der Wahl der Materialien.
Der Stadtteil Whitechapel befindet sich östlich des mittelalterlichen Stadtkerns und nördlich der Themse im sogenannten Londoner East End. Hier trieb nicht nur einst Jack the Ripper sein Unwesen, das Arbeiterviertel ist außerdem beliebter Drehort für Filmproduktionen. Noch vor wenigen Jahren als gefährlich verrufen, hat sich das Areal nun zu einem hippen Szeneviertel entwickelt. In diesem Zuge entstand auch eine Fülle sehenswerter Architekturprojekte. Das Gebäude der Buckle Street Studios fügt sich mit den markanten runden Ecken nahtlos in die Riege der neuen Wahrzeichen ein. Inspiriert von den Rundbogenfenstern, bogenförmigen Gesimsen und abgerundeten Ziegeln der historischen Gebäude in den benachbarten Straßen, übertrugen die ArchitektInnen einen Großteil der strukturellen Lasten auf einen expressionistisch gestalteten Parabelbogen von doppelter Höhe. Um das Gebäude mit zunehmender Höhe leichter und transparenter erscheinen zu lassen, setzten Grzywinski+Pons auf eine vertikale, optische Dreiteilung der Fassade, die sie allein durch den Einsatz an wechselnden Materialien erreichten. Der Sockel ist mit rustikalen, vernickelten Metallpaneelen in Kassettenform verkleidet, die gleichermaßen als Brüstungsabdeckungen und kunstvolle Lüftungsgitter fungieren. Darüber kamen warmgraue Handstrichziegel mit vorspringenden Lisenen zum Einsatz. Den Abschluss bildet der obere Teil des Gebäudes, der die gleichen Proportionen wie der Sockel aufweist und vollständig mit Glassteinen verkleidet ist.
Die Hotelgäste und BesucherInnen erzeugen mit der Aktivierung und Beleuchtung der Innenräume eine subtile, diffuse Leuchtkraft, welche den Gebäudekopf leicht und flüchtig über dem von Schwere und Beständigkeit geprägten Körper aus Ziegeln zu schweben lassen scheint. Ein Schlüsselelement als verbindende Einheit zwischen öffentlichem und geschütztem Raum stellt der parabolische Tragwerksbogen dar, der von der Straße aus durch die großflächige Verglasung deutlich wahrnehmbar ist. Die Anmutung des strukturellen Expressionismus wird durch den Einsatz einer integrierten Holzbalustrade sowie geriffelten Verkleidungen, Lehmputz, Vorhängen und zarten Möbeln abgemildert. Die Fußböden und Sockelleisten der fix verbauten Tischlermöbel wurden wiederum in Anlehnung an die Fassade mit groben Ziegeln verkleidet.
Für den Concept Store im Erdgeschoss setzten die ArchitektInnen auf Vitrinen aus rautenförmigen, mit Porzellan und Glas verkleideten Volumina, um die ausgewählten Produkte im rechten Licht präsentieren zu können. Diese sind wiederum umgeben von geschwungenen und gepolsterten Sitzbänken, Sofas und Hockern. Galerie, Lounge, Café, Laden und Wohnzimmer zugleich, bewegt sich der Raum bewusst an der Schnittstelle zwischen Kunst und Kommerz. Neugier und Entdeckergeist sollen die vorüberschlendernden Passanten dazu auffordern, den Raum zu betreten, mit allen Sinnen zu erleben und zu verweilen.
Die oberen, in schimmernde Glasbausteine gehüllten Stockwerke dienen dem Wohnen und sind in ihrer Anmutung von Licht und Wärme geprägt. Großzügige, wallende Vorhänge und helle Holzböden unterstreichen das komfortable Ambiente zusätzlich, das in seiner Farb- und Materialpalette insgesamt von erdfarbenem Lehmputz, Salbei und Holz über Jute, cremefarbenem Stein und samtigen Nude-Tönen geprägt ist. Üppige Schlafsofas, kompakte Tischchen, geradlinige Regale und hängende Holztableaus sind nur einige der funktionalen Maßnahmen, um den knappen Raum möglichst effizient auszunutzen. Als Inspiration dienten Schiffskabinen, die trotz ihrer kompakten Fläche mit Qualität und Komfort punkten.
Gerade die fließenden Übergänge von öffentlichem und privatem Raum, die zufälligen Begegnungen der Gäste und der sanfte Übergang zwischen Außen- und Innenraum diente den ArchitektInnen als Inspirationsquelle und Ideengeber. Für Grzywinski+Pons ist genau diese Mischung die Rezeptur, aus dem so viele der erfolgreichsten und lebendigsten Gemeinden Londons gemacht sind.
Kontakt
Buckle Street Studios by Locke21
Buckle Street
London, E1 8DB
Telefon: +44 (0) 203 327 7144