RESTAURANT
Was vom Feuer übrig bleibt
Gran Fierro - dieser Name steht unter Kennern nicht nur für herausragenden Fleischgenuss, sondern nach seinem Umzug auch für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen in Bezug auf Design und Rohstoffe. Nach fünf erfolgreichen Jahren sah sich der Betreiber Juan Cruz Pacin gezwungen, die Location innerhalb der tschechischen Hauptstadt zu wechseln. Die neuen Räumlichkeiten befinden sich nun nicht nur unweit der Mánes Galerie, einem einzigartigen funktionalistischen Bauwerk im Zentrum von Prag, sondern auch in einem historischen Gebäude inmitten der UNESCO-Denkmalzone. Klingt also alles in allem nach einer spannenden Aufgabe für Dagmar Štěpánová und ihr Team von Formafatal, die bereits für den ersten Standort das Design-Konzept entwickelt hatten.
Pacin wusste dabei von Anfang an, wohin die Reise für sein Gran Fierro II gehen sollte: "Mir war immer klar, dass das neue Design das Bestehende übertreffen sollte. Gleichzeitig wollte ich die Atmosphäre des Alten bewahren. Dagmars Vorschlag, eine Holzkohlewand zu integrieren, hatte zur Folge, dass wir uns intensiv mit Holzkohle und deren Herkunft befassen mussten. Da die Holzkohleproduktion erheblich zur Waldrodung beiträgt, haben wir letztlich beschlossen, unsere eigene grüne BIO-Kohle zu produzieren. Jetzt können wir sagen, dass die Wand unser stärkstes visuelles Statement ist."
Feuer, Flamme, Hitze und Kohle sind tief mit der Identität des argentinischen Steak-Restaurants verbunden: Kein Feuer, kein Grillgenuss. Das Energie, Mut und Leidenschaft symbolisierende Element bildet folgerichtig das Herzstück der Küche, beleuchtet und wärmt zugleich und prägt die Atmosphäre des gesamten Ortes. Das Essen ist einfach, aber fein, die Weine elegant und angenehm – der Gast fühlt sich sofort beim Betreten wohlig umschlossen von der Wärme und der Kraft der sehr individuell gestalteten Räumlichkeiten. Design ist hier nicht nur Show und Effekt, man spürt, dass der Inhaber sein Restaurant liebt und lebt. Die BIO-Kohle, die aus in der Küche anfallenden Holzresten selbst hergestellt wird, haben die Architekten zum Sinnbild des neuen Designs gemacht: der neue Blickfang, eine mit Betonblöcken gestaltete Wand, gleicht einer Vitrine, die darin schwebenden Holzkohlestücke ausgestellten Juwelen und auch das Gewölbe der Lounge im rückwärtigen Teil wurde mit einer Art Baldachin aus schwebenden Holzkohlestücken gekonnt in Szene gesetzt.
Räumlich gesehen umfasst das "neugeborene" Gran Fierro eine Fläche von 390 Quadratmetern inklusive Garten und bietet 163 Sitzplätze. Dabei lässt sich das Restaurant in drei Zonen unterteilen: den Hauptbereich mit der offenen Küche, den Garten sowie einen Wintergarten und den Seitenflügel mit den VIP-Lounges. Die Architekten ließen sich bei der "Neugestaltung des Alten" von der Originalausstattung und den vorhandenen Möbeln der Ursprungslocation leiten. So fanden nicht nur die Stühle von Manufactori wieder ihren Platz. Auch die bereits verwendeten Materialien und Farben wurden weitestgehend beibehalten. "Wir haben aber auch neue Elemente in das Design aufgenommen. Diese beziehen sich auf die vor Ort verwendeten rohen Konstruktionsmaterialien, wurden dabei jedoch mit einer völlig neuen Funktion versehen. Stahlträger dienen beispielsweise als Unterkonstruktion für Bänke, Eisenstangen zonieren den Raum oder bilden in Kombination mit Bewehrungsmatten ein großzügiges Weinregal, das sich komplett über eine der Wände erstreckt", fasst Štěpánová ihr prägnantes Konzept in Worte.
Obwohl das Interieur vorwiegend rohe Materialien, Stahl und Leder sowie dunkle Farben zeigt, ist es Formafatal gelungen, die Atmosphäre keinesfalls hart und kühl, sondern vielmehr warm und einladend zu gestalten. Einzelne Designobjekte in leuchtendem Rot, die filigrane Gestaltung der Sichtbetonwände sowie die Spiegel von Notre Monde und Industrial Antik verleihen den Räumen einen eigenen Charakter. Ob mit Blick auf die extravagante Pendelleuchte Chiswick Hoop von Tudo & Co, die eigens für das Restaurant gestalteten Sitzbänke oder die künstlerisch anmutende Implementierung der Holzkohle – das Gran Fierro ist ein Ort mit einer einzigartigen Atmosphäre.
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