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RETAIL
Schönheit im Spiegel

Gonzalez Haase AAS haben in Berlin eine Boutique mit einem polychromen Farbkonzept, Lichtlinien und skulpturalen Mobiliar ausgestattet, die das Angebot von MDC cosmetic effektvoll in Szene setzen.
von Anna Moldenhauer | 06.08.2021

Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg reihen sich die Boutiquen und Pop-up-Stores mit Caféangebot dicht aneinander – alle hip, trendorientiert und möglichst besonders. In dieser Vielfalt an modernen Retailkonzepten aufzufallen, ist nicht einfach. Die ArchitektInnen Pierre Jorge Gonzalez und Judith Haase haben für MDC cosmetic die Herausforderung angenommen und den Beauty- und Concept Store "MDC next door" mit einem Interieur Design versehen, das viele Aufgaben auf einer Fläche vereint: ein Shop für Kosmetikprodukte, Porzellan und Schmuck, ein Raum für kosmetische Behandlungen und eine Espresso Bar. Schönheit, Luxus und Leichtigkeit sind Begriffe, die das Angebot der Boutique ausmachen und sich deshalb auch in den Räumlichkeiten wiederfinden sollten. Es ist das dritte Projekt, das Gonzalez Haase AAS und Melanie Dal Canton, Gründerin von MDC cosmetic, gemeinsam in der Hauptstadt umsetzen konnten. "Wir gehen bei unserer Arbeit immer von den Gegebenheiten des Raumes aus, den wir vorfinden. Bei MDC cosmetic, bei MDC cure und jetzt auch bei MDC next door waren es jeweils die vorhandenen Räumlichkeiten, die unsere Gestaltung maßgeblich beeinflusst haben. Dabei war es uns wichtig, uns nicht zu wiederholen. Unsere zentrale Aufgabe besteht darin, ein starkes Konzept zu entwickeln; die Deckenhöhe der Räumlichkeiten oder der Lichteinfall wirken sich wesentlich auf unsere Idee für ihre Gestaltung aus. Dann reißen wir alles Bestehende ein, um die Raumstrukturen freizulegen. Wir gehen wie Bildhauer ans Werk", so Judith Haase.

Um Verkaufs- und Behandlungsfläche zu trennen, unterteilte das Duo den rechteckigen Grundriss mit einer diagonal verlaufenden Wand. Das Tageslicht, das durch die Fensterfronten an beiden Enden des Raumes fällt und dadurch eine natürliche Lichtachse bildet, versahen sie zusätzlich mit gelben und rosafarbenen Spiegeln. Die Reflektion lässt die Fläche weit und hell wirken – der Blick wird hineingezogen in die Gesamtkomposition und hin zu den skulpturalen Möbeln. In unterschiedlichen Höhen entlang der Wände aufgereiht, wirken diese dank der monochromen Lackierung in hellem Gelb angenehm zurückhaltend. Gleichzeitig betonen sie die Linien im Raum. Dessen Tiefe wird ebenso von den linearen Leuchten mit Lichtschirmen aus poliertem Edelstahl hervorgehoben, wie von den Stuckleisten, die die Decke des Altbaus verzieren.

Als Kontrast und Erdung wurden die maßgefertigten Möbel, die frei im Raum stehen, in Mohngrün lackiert und der Fußboden mit schwarzer Farbe versehen. Inspiriert von den "Gebäudeschnitten" des Architekten und Künstlers Gordon Matta-Clark gleicht das Interiordesign so einer offengelegten Konstruktion, ist Provisorium wie auch Skulptur und schafft durch seine Vielfalt je nach Blickwinkel eine komplett unterschiedliche Raumwahrnehmung. Der Kreis ist dabei eine wiederkehrende geometrische Figur, die als Aussparung, Tischplatte oder Lichtschirm dem Gesamtbild eine spielerische Note verleiht. In diesem illusionistischen Interiordesign fällt es leicht, sich ganz den ästhetischen Objekten und wohltuenden Anwendungen zu widmen, die der Beauty- und Conceptstore seinen KundenInnen anbietet.