Eine Raumskulptur als Mode-Galerie
Edle Mode in einem Ambiente, dass von skulptural aufgefasster Betonarchitektur bestimmt wird – so haben Glenn Sestig Architects aus Gent bereits im Jahr 2016 das Label ihres belgischen Landsmannes Raf Simons im Londoner Stammhaus des Dover Street Market präsentiert. Sie entwarfen einen ausladenden Regaleinbau aus verspringenden Betonblöcken, den sie mit einem vielfarbigen kubischen Glaseinsatz des Künstlers Germans Ermičs kontrastierten.
Bei ihrem neuen Projekt, einem Geschäft für exklusive Designerschuhe im Zentrum von Antwerpen, gingen die Architekten noch einen Schritt weiter. Hinter einer historischen Fassade entstand ein Betonbau den Architekt Glenn Sestig als "dreidimensionale brutalistische Skulptur" bezeichnet, "bei der die Präsentation von Schuhen nur eine von zahlreichen Nutzungsmöglichkeiten darstellt".
Denn die Ladenbetreiber, die seit langem Teil der Antwerpener Kunst- und Modeszene sind, wollen ihr Geschäft auch als Galerieraum nutzen können. Dazu müssen sie nun lediglich das leicht bewegliche oder zerlegbare Mobiliar ausräumen. Dann bilden die präzise gearbeiteten Betonflächen von Decke, Wänden und Fußboden und die lichtgrauen Wandpaneele einen optimalen Hintergrund für Ausstellungen. Allein die blockartigen Kassentische, denen violettes Holzöl von Dinesen ihre Farbe verleiht, stechen heraus.
Annähernd die gesamte Einrichtung entwarfen Glenn Sestig Architects speziell für dieses Projekt. So hat man etwa bei den Sesseln und Hockern die Sitzflächen etwas höher als üblich ausgeführt, um das Anprobieren der Schuhe zu erleichtern, während der hölzerne Unterbau leicht zurückgesetzt wurde, um ihn vor Beschädigungen durch Absätze zu schützen. Allerdings stieß das Design der Sitzmöbel gleich auf solche Begeisterung, dass nun eine ganze Produktserie unter dem Namen "Lloyd" entsteht.
Um die Schuhe ins rechte Licht zu setzen, wurde ein ausgefeiltes Lichtkonzept entwickelt. Die von Glenn Sestig entworfenen Deckenspots "Expression" stammen aus dem Programm des belgischen Herstellers 100% Light. Erstmals wurden sie für dieses Projekt mit grauer Außenlackierung und roségoldenem Innenleben produziert. In den Regalelementen sorgen dagegen integrierte LED-Bänder für eine blendfreie Beleuchtung der Waren.
Der Perfektionismus von Glenn Sestig Architects bei der Gestaltung der Ladenfläche ging soweit, dass spezielle Überwachungskameras im Design der Deckenleuchten und sogar Steckdosenblenden entworfen wurde. Um es mit den Architekten zu sagen: "Um die richtige Atmosphäre zu schaffen, wollten wir nichts dem Zufall überlassen."