Die stillen Häuser Gottes
Ähnlich wie Westdeutschland erlebte Norditalien ab den 1950er Jahren eine Phase enormen wirtschaftlichen Aufschwungs und rasanten Wachstums. Und ebenso wie in der jungen Bundesrepublik entstanden dort im Zuge des Bevölkerungszuwachses und des dadurch ausgelösten Baubooms auch eine Vielzahl neuer Kirchen.
In Mailand und der Lombardei, nicht nur wirtschaftlicher Motor des Landes, sondern zugleich auch Zentrum der architektonischen Moderne in Italien, war die gestalterische Qualität der neuen Gotteshäuser erwartungsgemäß besonders hoch. Die seit dem zweiten Weltkrieg entstandenen Kirchbauten in der Erzdiözese Mailand, einem der größten und reichsten Bistümer der Welt, hat nun der Fotograf Stefan Giftthaler in einer Bilderserie dokumentiert.
Seine gleichermaßen leisen wie ästhetischen Aufnahmen stehen dabei zwischen klassischer Architekturfotografie und sakralem Stillleben. Er präsentiert die Räume, die mittlerweile seit Jahrzehnten in liturgischer Benutzung stehen, als Orte der Glaubenspraxis mit all ihren Gebrauchsspuren. Gleichzeitig arbeitet er in seinen Fotografien auch die architektonischen Qualitäten der einzelnen Bauten klar heraus, seien es die großartigen Details in den Kirchen Gio Pontis oder die skulpturale Wucht brutalistischer Betonarchitektur. (fap)