top
Gerald Cappek

"Wir versprechen nichts, was wir nicht halten können"

Gerald Cappek ist Geschäftsführer der Vola GmbH Deutschland. Im Interview gibt er uns Einblick in die Philosophie des Unternehmens, erklärt das Konzept des neugestalteten Showrooms in München und sagt uns, warum das Design von Arne Jacobsen für Vola bis heute essenziell ist.
01.12.2023

Anna Moldenhauer: Wie wird aus Sicht Ihrer Betriebsorganisation Vola in Deutschland wahrgenommen? Gibt es im Vergleich zu den skandinavischen Ländern Unterschiede in der Rezeption der Marke?

Gerald Cappek: Wir arbeiten in Deutschland mit aktuell 16 MitarbeiterInnen für alle Zielgruppen, die für Vola relevant sind. Die Marke kam aus der Tradition heraus über die Schiene der planenden ArchitektInnen, InnenarchitektInnen und designorientierten MarktpartnerInnen in den deutschen Markt – die Historie reicht zurück bis in das Jahr 1976, als die ersten Armaturen in Deutschland angeboten wurden. In Dänemark ist die Affinität zu Vola wesentlich höher als in Deutschland, generell ist die Einstellung in den skandinavischen Ländern zur Marke durchweg positiv. Durch die deutsche Niederlassung der Vola GmbH haben wir aber eine Annäherung geschaffen und Deutschland ist für die Muttergesellschaft mittlerweile der wichtigste Exportmarkt weltweit. Wir stehen stilistisch in der Tradition der Bauhaus Ära. Die Verbindung aus Ästhetik und Funktion ist für Vola prägend. Zudem stellen wir fest, dass die deutschen KonsumentInnen sich von der einstigen "Geiz ist geil" Mentalität abgewandt haben und wieder auf bewährte Werte und Produkte setzen. Produkte, die über Generationen nutzbar sind, so wie die Armaturen von Vola.

Der Showroom in München wurde in diesem Jahr komplett neu aufgestellt. Was ist das Konzept?

Gerald Cappek: Aktuell besonders wichtig für uns ist die Neuaufstellung des Themas Langlebigkeit, sprich welche Materialien werden für unsere Produkte verwendet? Wie ist der Materialkreislauf in der Produktion? Das reicht bis in die Details – was passiert beispielsweise mit den Spänen, die in der Produktion anfallen? Diese Abläufe zeigen wir im Showroom anschaulich auf. Ebenso haben wir dort für die Vermittlung drei verschiedene Duschsysteme in Funktion und die gesamte Palette mit 27 Farben wird präsentiert. Die Armaturen können mit verschiedenen Druckflussmengen getestet werden, was gerade für Projekte wie Hotels oder öffentliche Bereiche eine Rolle spielt. Wir informieren zum Thema Ressourceneinsparung, und die berührungslosen Vola Armaturen können getestet werden. Wir bieten den BesucherInnen einen kompletten Überblick über unsere Produktpalette.

Showroom von Vola in München

Also ist die Vermittlung im Showroom interaktiv ausgelegt?

Gerald Cappek: Genau. Der Showroom steht allen Zielgruppen offen, von ArchitektInnen bis zu EndkundInnen. Neben der Theorie ist auch das haptische Erlebnis bei den Armaturen, die leichte Bedienbarkeit einer Armatur und die Funktionalität sehr wichtig, ebenso wie das Temperaturerlebnis der Badhandtuchwärmer. Es geht darum, den Produktnutzen über das Design hinaus erlebbar zu machen.

Vola ist eine Traditionsmarke, deren Geschichte mit der Designikone Arne Jacobsen eng verknüpft ist. Parallel wird heute von Unternehmen eingefordert stets am Puls der Zeit zu sein, gerade mit Blick auf die Nachhaltigkeit. Wie schaffen Sie es beiden Aspekten genügend Raum zu geben?

Gerald Cappek: Der Grundsatz von Vola ist die Kontinuität. Die Marke wird im kommenden Jahr 56 Jahre alt. Das heißt formal hat sich die gesamte Serie nicht verändert und geht nach wie vor auf das Ursprungsdesign von Arne Jacobsen zurück. Natürlich haben sich im Laufe der fünf Jahrzehnte alle möglichen technischen Änderungen ergeben, die vom Markt gefordert werden: Vola muss die DIN-Normen erfüllen, wie für die Materialqualität und auch alle baurechtlichen Normen erfüllen. Wir bringen immer mal wieder Innovationen auf den Markt, allerdings verfolgt Vola die Philosophie nur Produkte zu entwickeln, für die es einen tatsächlichen Bedarf gibt. Wir unterwerfen uns nicht kurzlebigen Trends und dem Druck, jedes Jahr ein neues Produkt oder eine Kleinserie zu präsentieren. Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch Produktnutzen, Langlebigkeit oder Reparaturfähigkeit. Unsere KundInnen können für Armaturen aus dem Jahr 1968 immer noch Ersatzteile bestellen. Das ist uns möglich dank der hohen Qualität der Produkte und der Treue des Unternehmens gegenüber seinen KundInnen. Das sind entscheidende Punkte, um die Marke weiterhin im Markt zu transportieren.

Inwiefern ist die Produktion von Vola nachhaltig?

Gerald Cappek: Die Produktion ist nach der internationalen Umweltmanagementnorm ISO 14001 zertifiziert und die Werkstoffe, wie Edelstahl und Messing, sind recyclingfähig. Kopfbrausen aus Messing beispielsweise werden aus einer 600 Kilogramm schweren Messingstange gefertigt und hat haben jeweils final ein Gewicht von zwei Kilogramm. Das Material, das beim Produktionsprozess abgespant wurde, wird wieder in den Kreislauf gebracht. Ebenso halten wir das Wasser in der Produktion im Kreislauf. Ein Ziel ist es, bis 2030 CO2-neutral zu fertigen. Wir produzieren dazu nicht "auf Lager", sondern auftragsbezogen. Wir können den gesamten Lebenszyklus eines Produkts bis hin zum Recycling in der Umweltproduktdeklaration abbilden. Diese sind von unabhängigen Instituten zertifiziert, denn die Nachfrage danach wird seitens der BauherrInnen und PlanerInnen intensiver. Was wir allerdings nicht herausgeben, ist ein Nachhaltigkeitsbericht, denn das Wort Nachhaltigkeit wird im Unternehmen nicht verwendet. Wir sprechen von Langlebigkeit, von Umweltschutz. "Nachhaltigkeit" ist ein nicht mehr genau zu definierender Begriff. Wir versprechen nichts, was wir nicht halten können.

Warum hält Vola allein an dem Design von Arne Jacobsen fest, der 1971 verstorben ist?

Gerald Cappek: Das Design von Arne Jacobsen zeichnet sich durch die perfekte Proportion aus. Die Einigkeit der Einzelteile, der goldene Schnitt sind Gestaltungsgrundlagen im Design von Arne Jacobsen. Die Zusammenführung von Kreis und Rechteck, die ausgewogenen Materialstärken und die Biegeradien sind alles Komponenten, die im Zusammenspiel eine perfekte Form ergeben. Da gibt es nichts zu verbessern. Wenn ein Unternehmen über fünf Jahrzehnte das gleiche klassische puristische Design in Projekte aller Art integrieren kann, dann ist das einfach ein Wert, auf den man nie verzichten wird. Würden wir das Design verändern, wären wir nicht mehr authentisch. Auch unsere Neuentwicklungen, in den letzten 10 Jahren waren es 15 Produkte, basieren auf der Design-DNA von Arne Jacobsen. Das diese konsequente Linie erfolgreich ist, zeigt sich für uns schon daran, dass alle Neuheiten mit Designpreisen ausgezeichnet wurden.

Zeichnung von Arne Jacobsen für die Armatur "KV1"

Sie prägen Vola seit 40 Jahren mit – was macht das Unternehmen für Sie aus?

Gerald Cappek: Vor allem die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite sowie die Rahmenbedingungen. Ich hatte immer die Möglichkeit auch mit der Unternehmensführung eine sehr offene Kommunikation zu führen. Wenn man für Vola arbeitet, hat man den Gipfel dessen erklommen, was beim Thema Armaturen möglich ist. Es ist auch nicht schwer, sich für eine Marke zu begeistern, die man über Jahrzehnte konstant erleben konnte und die uns auch in Deutschland die Freiheit lässt, eigenständig die Vertriebsabläufe zu leiten.

Welche Herausforderungen stehen für Sie in der nächsten Zeit an?

Gerald Cappek: Die größte Herausforderung ist die aktuelle Situation der Baubranche. Das Jahr 2024 wird für alle MarktteilnehmerInnen eine große Herausforderung werden. Die Anzahl der Baugenehmigungen sinkt, dazu wurden viele Projekte geplant, die aber nun aufgrund steigender Baukosten, hoher Grundstückskosten und hoher Zinsen nicht realisiert werden können.

Auf welche Neuheiten dürfen wir gespannt sein?

Gerald Cappek: Wir arbeiten im Moment an einem neuen Katalog, bei dem wir den Schwerpunkt auf Kombinationen von Armaturen gesetzt haben, die wir in Objekten bereits realisiert haben, die aber nicht überall bekannt sind. Für die Projektplanung wollen wir so neue Inspirationen bieten. Parallel arbeiten wir an einer Küchenarmatur, die Anfang 2025 auf den Markt kommen soll und unterschiedliche Funktionen bieten wird. Weitere Sanitärarmaturen stehen aktuell nicht auf dem Plan, darauf kommen wir zurück, wenn der Bedarf da ist. Vola wird kein Produkt in den Markt setzen, nur um etwas Neues zu haben. Stattdessen arbeiten wir stetig daran unsere Produkte technisch zu verbessern, auch hier steht das Thema Kontinuität im Vordergrund.

Sind Fachmessen aktuell für Sie noch von Interesse?

Gerald Cappek: Unsere Erwartungshaltung an die meisten Fachmessen ist aktuell eher gering – wenn die Zahlen der BesucherInnen sinken, werden für uns auch die Neukontakte weniger. Der Aufwand muss in einer vernünftigen Relation zum Nutzen stehen. Woran wir aktuell noch gerne teilnehmen, ist die Architect@work, da das Konzept des "Speeddating" mit interessanten Personen aus dem Markt immer eine gute Kontaktmöglichkeit darstellt und der Aufwand überschaubar ist. Viele Hersteller überdenken aktuell ihre Präsentationskonzepte, auch aufgrund der konjunkturellen Lage. Wenn die großen Marken auf den Fachmessen nicht ausstellen, wird auch die Anzahl der BesucherInnen weniger. Aus meiner Sicht sollte das Konzept ganzheitlicher gedacht werden und auch mehr Angebote für EndkundInnen umfassen, mehr Beratung bieten.

Armatur von Vola im Appartementhotel "Das Royal" in Bad Füssing

Produkte