Seien Sie mal ehrlich, wie viel haben Sie in letzter Zeit telefoniert? Zu Hause oder im Zug, beim Abendessen oder am Schreibtisch? Vielleicht sind Sie ein passionierter Vielredner, ich selbst gehöre auch zu dieser Fraktion, und wissen Sie was, wir werden immer mehr. Ständig online und erreichbar dank der wunderbaren Welt der Dauerkommunikation - per Flatrate natürlich - vernetzt in einer Art Endlosschleife, schnell hier und dort anrufen, sich auch da noch mal melden, eine Nachricht hinterlassen, reden und erklären, lachen und weinen, SMS verschicken... Die Revolution der mitteilsamen Menschen hat alle Bereiche und alle Stimmungen des Lebens erfasst. Wir können also auf eine erstaunliche Zukunft hoffen. Irgendwann serviert Skype per Knopfdruck das Mittagessen. Vorher können wir noch mit der Webcam einen Blick in die Küche werfen und uns auf einen kurzen Chat mit dem Koch verabreden, um mehr Chilli oder Koriander zu bestellen. Mit zusätzlicher Gebühr im Basis-Account. Oder vielleicht doch gleich Zweijahresabo?
Überrollt von der Technik
Die Technik, sie macht fast alles möglich. Aber - und jetzt seien wir noch ein letztes Mal ehrlich - wie sieht es mit dem Design dazu aus? Offenbar ist es von der Datenflut der Kommunikation überrollt worden und heute fast nicht mehr existent im Datendschungel. Keine Aussage, kein Flair und hoffnungslos überforderte Nutzer. Die meisten Telefonapparate - und auch bei transportablen Datenstationen gibt es nur wenig Ausnahmen - sehen immer gleich aus; sie ähneln sich und wiederholen sich bis zur gähnenden Langeweile. Vielleicht war die Revolution also nur in technischer Hinsicht erfolgreich. Es gibt nur wenige Telefone, die anders sind und etwas wagen. Das neue AlessiPhone ist eines davon - ein kabelloses Schmuckstück für zu Hause oder im Büro, das anders als viele Artverwandten mit einer neuen Vorstellung daherkommt und einen zeitlosen, modernen Rahmen zum Reden schafft. Futuristisch wie der gesamte Kommunikationsbereich übernimmt es affektive Codes und so manche Zukunftsmetaphern, die eng mit dem Thema verbunden sind. Die dynamisch gewölbte Schale aus Polykarbonat hat neben vielen anderen erfolgreichen Alessi-Produkten der italienische Designer Stefano Giovannoni entworfen. „Eine Art Shuttle, das zum Abflug der Nachrichten bereitsteht", wie Giovannoni seine Arbeit selbst beschreibt. Außen weiß glänzend und innen schwarz lässt sich der Hörer auf die schmale Schale legen. Im Zentrum des Objekts sorgt ein Hohlraum zwischen Basisstation und transportablem Hörer für festen Halt der beiden Teile des Telefons. Die zwei Lautsprecher liegen am vorderen und hinteren Ende des Hörers. Wenn das glänzende Wunderwerk klingelt, dann leuchten seine Tasten. Das OLED-Display ist nahtlos in die geschwungene Hörerschale eingelassen und breitet sich mit 65.000 Farben aus. Das Beste ist: Wenn das AlessiPhone klingelt, dann ertönen nicht die üblichen schnöden deutschen Klingeltöne oder Disco-Sounds, sondern ungewöhnliche Klänge, die der japanische DJ Gak Sato ebenso wie das Grafik-Interface speziell für diesen Apparat entwickelt hat.
Neo-Pop zum Reden
Die Gebrauchsanleitung erübrigt sich, denn die dynamische Sprechstation erklärt sich von selbst. Sie hat ein großes Telefonbuch, eine Anruferliste und eine Freisprechanlage. Mehr gibt es nicht, denn das schöne Alltagsstück besinnt sich auf das Wesentliche: auf das Telefonieren. Entwickelt wurde es von Alessi zusammen mit der Telecom Italia. Ein wunderbar funktionales und gleichzeitig einfaches Gerät, das wie viele von Giovannonis Entwürfen in einer Art Neo-Pop-Attitude daherkommt und dem digitalen Zeitalter gerecht wird.
Am liebsten, mal ganz unter uns, telefoniere ich am Schreibtisch, seit das AlessiPhone dort steht. Denn so viel Übersichtlichkeit und Reduktion auf das Wesentliche kann nicht einmal die namensverwandte Datenstation für Unterwegs bieten. Ein ausgereiftes Telefon, das Design und Technik zueinander bringt und keinen Wunsch ünerfüllt lässt.