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Frederik Weber und Gustav Dupont

JUNGE TALENTE
Ideenreiches Doppel

Seit ihrem Studium an der Royal Danish Academy in Kopenhagen spielen Frederik Weber and Gustav Dupont als Duo Frederik Gustav eine Form und Licht gebende Rolle in der Kunst- und Designszene der dänischen Hauptstadt. Im Interview verraten die beiden, was ihre Experimentierfreude inspiriert und warum sie eine Stuhllehne besonders verbindet.
16.01.2025

Julia Hauch: Ihr habt gerade das Palmes Center Court in Kopenhagen gestaltet – ein Flagship-Store für die Bekleidungsmarke Palmes Tennis Society. Inwiefern spiegelt das Projekt eure Philosophie wider?

Frederik Gustav: Wir verfolgen grundsätzlich einen sehr spielerischen Designansatz und arbeiten meist mit flexiblen, dynamischen Mechanismen, die es einem Objekt, Produkt oder Raum ermöglichen, sich an unterschiedliche Bedürfnisse und Funktionen anzupassen. Um der vielseitigen Nutzung des Palmes Center Court gerecht zu werden, haben wir die Wände mit großen Schiebetüren versehen, die die Räume je nach Bedarf öffnen oder verschließen. Die gleiche spielerische Flexibilität spiegelt sich auch im Mobiliar wider, das auf verschiedene Weise bewegt oder neu angeordnet werden kann. Die Lösung war ein einfaches Konstruktionsprinzip basierend auf einer Gewindestange und kleinen Stahlklammern, kombiniert mit einer klaren Materialpalette aus Polycarbonat, Okoumé-Sperrholz und feuerverzinktem Stahl.

Das Projekt ist eine von vielen spannenden Kooperationen in eurem Portfolio. Wie ist es dazu gekommen?

Frederik Gustav: Alles begann mit "Trophy", einem von uns entworfenen Tennisballkorb. Eines Tages kam der Gründer der Palmes Tennis Society auf uns zu und fragte, ob wir nicht einen Ballkorb für die Marke entwerfen könnten. Unsere Idee war eine abstrakte Neuinterpretation in Form einer Trophäe. Mit seiner strengen Form und Komposition verweist "Trophy" auf die Ästhetik des Spiels, gleichzeitig behält der Korb durch seine einfache Konstruktion einen praktischen und unprätentiösen Charakter.

"Paper Work"
"Paper Work"
"Bracket Chair", collaboration mit Frama

Eure Objekte machen eure eigene Experimentierfreude erfahrbar – was inspiriert euch?

Frederik Gustav: Wir lieben es, einfachen oder alltäglichen Dingen eine besondere Note zu verleihen. Viele unserer Projekte beginnen mit einem Mechanismus, einer Technik oder Methode, die aus irgendeinem Grund unser Interesse weckt. Die weitere Idee entsteht dann aber erst im Schaffensprozess. Handwerk und Konstruktion spielen dabei eine zentrale Rolle. Wir konzentrieren uns darauf, die Freude und Qualität weiterzugeben, die wir selbst während der Arbeit erfahren. Deshalb versuchen wir auch die Konstruktion zu verdeutlichen und ihre Struktur freizulegen, um den NutzerInnen einen Einblick in den Herstellungsprozess zu geben.

Ihr habt beide Furniture Design und Spatial Design an der Royal Danish Academy in Kopenhagen studiert. Wie habt ihr zusammengefunden?

Frederik Gustav: Als wir uns an der Designschule kennenlernten, wurde uns ziemlich schnell klar, dass wir dieselbe Herangehensweise haben. Das erste Projekt, das wir zusammen realisierten, war ein Designwettbewerb. Wir arbeiteten an einem Stuhl und waren beide begeistert von unserer gemeinsamen Idee. Nur bei der Rückenlehne hatten wir völlig unterschiedliche Meinungen. Es war, gelinde gesagt, ein langer, harter Kampf, doch am Ende hatten wir einen Stuhl, der dank der gegenseitigen Herausforderung noch sehr viel raffinierter war als ursprünglich von jedem von uns gedacht. Seitdem sind wir mit jedem neuen Projekt weiter zusammengewachsen – wie unsere Namen.

Was schätzt ihr an der Royal Danish Academy und inwiefern prägt eure Ausbildung eure Arbeiten?

Frederik Gustav: Für uns war die Akademie der ultimative Spielplatz, wo wir jeden Tag in eine Welt der Ideen eintauchen konnten. Dank der hervorragenden Ausstattung der Werkstätten verbrachten wir fast unsere gesamte Studienzeit dort. Unsere Ideen entspringen unserer intensiven Auseinandersetzung mit Werkzeugen und Handwerkskunst – ein Ansatz, den wir definitiv aus unserer Akademiezeit mitgenommen haben.

"High Wire"
"Pylon"

Die Kollektion "Bracket" ist eure zweite Kooperation mit dem multidisziplinären Lifestyle-Label Frama – wie kam es dazu?

Frederik Gustav: Unsere Zusammenarbeit mit Frama fing mit dem bereits erwähnten Stuhl an. Eines Abends bei einem Bier beschlossen wir, dem Chef von Frama eine kleine Präsentation zu schicken. Eigentlich ein eher aussichtsloses Vorhaben, aber zu unserer Überraschung antwortete er noch am selben Abend. Der "Bracket"-Stuhl ist die Weiterentwicklung der ersten Idee, die noch Probleme mit der Stabilität hatte. Das Konzept bestand darin, eine diagonale Strebe einzubauen, die nicht nur das gesamte Stück stabilisiert, sondern ihm auch seinen unverwechselbaren Charakter verleiht.

Ihr kreiert nicht nur nützliche Objekte, sondern auch erlebbare Installationen, die das Thema Licht in den Fokus stellen. Was fasziniert euch an der Materie?

Frederik Gustav: "Paperwork", das wir 2022 bei The Mindcraft Project ausgestellt haben, war unser erstes Projekt mit Licht. Da die Disziplin mit zahlreichen technischen Aspekten verbunden ist, fehlte uns lange Zeit der Mut. Inzwischen ist Licht ein Schwerpunkt unserer Arbeit geworden. "High Wire" war unsere erste Einzelausstellung, die im Til:værks in Østerbro in Kopenhagen präsentiert wurde. Normalerweise werden die elektrischen Komponenten bei der Lichtgestaltung versteckt. Das wollten wir in Frage stellen. Stattdessen ließen wir uns von den elektrischen Strukturen der Stadt inspirieren, wie Antennen, Stromleitungen, Straßenlaternen oder Eisenbahnsystemen, wo die Masse der Kabel selbst eine enorme Skulptur bildet. Im Anschluss an diese Ausstellung entwickelten wir dann die "Pylon"-Leuchtenserie. Ein weiteres aktuelles Ausstellungsprojekt ist "Reflector", eine Leuchte, die gebogene Stahlstäbe und Aluminiumschirme kombiniert und die von einer einzelnen Lichtquelle bis hin zu einer umfangreichen architektonischen Installation skaliert werden kann.

Palmes Center Court, Kopenhagen