top

HOTEL
Tor zum Himmel

Ein Kraftort ist ein Platz in der Natur, der die Seele stärkt und den Geist befreit. Ein Paradebeispiel zeigt der Ploseberg in Südtirol: Vor kurzem wurde dort das 5 Sterne-Hotel Forestis eröffnet, welches in Material und Form den Einklang sucht.
Text von Anna Moldenhauer, Fotos von Patricia Parinejad | 18.09.2020

Klares Quellwasser, ein hoher Sauerstoffgehalt in der Luft und eine fantastische Aussicht auf das UNESCO-Weltnaturerbe der Dolomiten: Nur drei Vorzüge, die die Lage des Forestis auf 1.800 Metern Höhe bietet. Oberhalb der Nebelgrenze auf dem Ploseberg liegt das Hotel, das Stefan Hinteregger und Teresa Unterthiner vor kurzem gemeinsam mit Assagio Architekten umfangreich erweitert und umgebaut haben. "Wir wollten eine sehr geradlinige, zurückhaltende Formensprache und eine nachhaltige Herangehensweise", so der Architekt Armin Sader. "Architektur beginnt mit der Huldigung eines Ortes" ist der Leitfaden des Büros und Sader war es ein Anliegen, den Bau mit dem Anspruch auf eine maximale Nachhaltigkeit zu modellieren, so dass dieser nur geringfügig in die natürliche Landschaft eingreift. Drei baugleiche Türme aus Dolomitstein wurden realisiert, verkleidet mit Holz und errichtet mit einer natürlichen Spachtelmasse aus Gesteinsmehl, Wasser, Lehmerde und Bienenwachs. Wie hochgewachsene, astlose Baumstämme wirken die drei Neubauten, zu denen sich am Boden ein flacher Bau für den Indoorpool gesellt, der mit dem Außenschwimmbecken verbunden ist. "Lokale Materialien sollten zum Einsatz kommen, aber wir wollten keinen alpinen Kitsch", so Teresa Unterthiner.

Auch für die Energieversorgung werden erneuerbare Ansätze genutzt: 44 Suiten verteilen sich nun auf die Türme, jeweils 55 Quadratmeter groß und mit einem gen Süden gerichteten Balkon, von dem man den weiten Blick auf das UNESCO-Weltnaturerbe in seiner Fülle erleben kann. Auf den Dächern der äußeren zwei Türme liegen zudem die beiden Penthouse Suiten mit eigenem Pool. Bodentiefe Fenster lassen viel Tageslicht herein, das über die Inneneinrichtung aus Holz streift, die von einem lokalen Schreiner maßgefertigt wurde. Selbst die Wände und Decken sind aus Fichtenholz, was dem ausgeglichenen Klima in den Räumen zu Gute kommt. "Durch die vertikale und nachhaltige Bauweise des Forestis, den Einsatz von heimischen Holz, die Wiederverwendung des beim Bau abgetragenen Dolomits und die Stoffe, die in der Region Trentino gewebt wurden, haben wir den Bezug zur Landschaft, Natur und zu unserer Kultur hergestellt und spiegeln dennoch den Zeitgeist wieder", so Teresa Unterthiner.

Der klimatisch besondere Ort, den die Familie Hinteregger vor zehn Jahren für den Bau ihres Hotels wählte, sollte bereits vor vielen Jahrzehnten der Erholung dienen: Kaiser Franz Joseph plante dort gemeinsam mit dem Architekten Otto Wagner Anfang des 20. Jahrhundert eine Lungenheilanstalt. Durch die Wirren des Krieges musste das Projekt nach der Fertigstellung des ersten Gebäudes gestoppt werden und selbst dieses wurde nur kurz genutzt. Mitten in der Natur gelegen, verwilderte über die Jahre das Grundstück. Bis der Vater von Stefan Hinteregger den Bau durch einen Zufall entdeckte und erste Pläne für ein Hotel schmiedete. Das denkmalgeschützte Haus beherbergt heute 16 Suiten und schließt in traditioneller Bauweise an die neuen Türme an. Auch ein Corona bedingtes Abstandhalten ist für die Gäste dank der großzügigen Flächen kein Problem. Zum ganzheitlichen Ansatz des Forestis gehört eine gesunde, hochwertige Ernährung mit Produkten aus der Region: Angefangen mit dem klaren Quellwasser der Plose, das nur rund 50 Meter oberhalb des Hotels entspringt und von dort aus in die hauseignen Brunnen und Leitungen fließt. Mit einem pH-Wert von 6,6 gehört es zu den reinsten und leichtesten Wassern der Welt.

Zum Verwöhnprogramm für Körper und Geist zählt die erstklassige "Waldküche" von Roland Lamprecht sowie die Drinks in der Rooftop Bar, auf dem mittleren der drei Türme. Heimische Kräuter, Baumnadeln und Beeren finden hier Verwendung und bringen den Wald auch geschmacklich den Gästen nah. Entspannen kann man zudem in dem knapp 2.000 Quadratmeter umfassenden Spabereich: Verschiedene Saunen, kosmetische Verwöhnprogramme für die Haut, wohltuende Massagen und Räume für Fitness und Yoga stehen zur Auswahl. Ein freier Blick in die Natur ist natürlich inklusive. Und die während eines Aufenthaltes im Forestis nicht zu erkunden, wäre sträflich: Von Wanderungen und Radtouren im Sommer bis zum Wintersport in der kalten Jahreszeit bietet die faszinierende Landschaft viele Möglichkeiten der Bewegung.

Kontakt Hotel

Palmschoß 292, 39042 Brixen
Dolomiten, Italien

Telefon: +39 47 252 1008

Architektur & Design