Otto, ein schwedischer Westfale
„Diese Möbel sind eine Übung in Minimalismus“, sagt Mårten Claesson. „Bei der Gestaltung haben wir fast alles weggelassen – aber eben nicht alles. Etwas muss bleiben, damit die Möbel lebendig werden.“ Das Ergebnis dieser Gratwanderung von Mårten Claesson und seinen beiden Partnern Eero Koivisto und Ola Rune stellt der deutsche Hersteller Flötotto erstmals zur Stockholm Furniture & Light Fair 2017 vor: eine kubische und dennoch grazile Polstermöbelfamilie namens „Otto“, bestehend aus Sofa, Sessel und Ottomane. Für Flötotto ist das Ganze eine Premiere, war das Familienunternehmen aus Ostwestfalen doch bislang vor allem für sein vielseitiges Profilsystem und die von Konstantin Grcic eigens für Schulen und Hochschulen entworfenen Stühle und Tische der Kollektion „Pro“ bekannt.
Doch der Vorstoß auf das Feld der Polstermöbel ist für den Geschäftsführer Frederik Flötotto nur folgerichtig: „Die Bildungseinrichtungen verändern sich. Es gibt mehr Lounge-Bereiche in den Schulen, sowohl für Lehrer als auch für Schüler“, erklärt er im Gespräch am Stockholmer Messestand. Dabei hatte Flötotto eine recht klare Vorstellung davon, welche Art von Möbel in das schulische Umfeld passt: „Es sollte etwas Klassisches sein, etwas, das sehr lange Bestand hat, aber mit dem ein oder anderen Detail überrascht.“ Offenbar wurde die Vorstellung von Claesson Koivisto Rune aus Stockholm geteilt, denn die Zusammenarbeit sei sehr zielführend, unkompliziert und zügig gewesen.
Auch den Wunsch nach markanten Details haben die Designer aufgenommen und vor allem an zwei Stellen umgesetzt: Zum einen verfügen die Rückenpolster über eine markante Steppung, die ihnen auf den ersten Blick etwas Wohnliches verleiht; zum anderen scheinen die Polster auf einem Eichenholzgestell zu sitzen. Zwar bleibt die Unterkonstruktion verborgen, der sichtbare Teil mit seinen abgerundeten Ecken und feinen Füßen verleiht „Otto“ aber eine gewisse Leichtigkeit. „Bei so einer Art Möbel hat man als Designer nur wenig Spielraum“, erklärt Mårten Claesson beim Gespräch im Stockholmer Studio der Designer. „Man kann lediglich mit den Proportionen und mit den Details arbeiten. Es sieht so einfach aus, aber es ist in Wahrheit schwierig. Man muss schon Erfahrung mitbringen, um solche Möbel zu entwerfen.“ Sie dürften, fasst er zusammen, weder zu langweilig noch zu ausdrucksstark werden.
Die nagelneue „Otto“-Kollektion kommt noch in diesem Jahr auf den Markt und wird mit Bezugsstoffen des deutschen Herstellers „k+r Textil“ erhältlich sein. „Die Stoffe sind in Deutschland hergestellt“, sagt Frederik Flötotto, „das war uns wichtig“. Produzieren lässt Flötotto die Möbel bei einem Lieferanten aus der Nachbarstadt. Im Übrigen sieht er die Sofas und Sessel natürlich keineswegs nur in Schulen. Ein weiteres Geschäftsfeld des Unternehmens ist nämlich die Einrichtung von Mikro-Appartments, etwa für Studenten. „Mit Polstermöbeln“, so Frederik Flötotto, „kann man im Mikrowohnen viel Wertigkeit reinbringen“. Aber auch den Privatkunden hat er im Blick: „Da gibt es schon länger Bedarf für solche Polstermöbel. Das ist eine gute Ergänzung zu unseren Systemmöbeln.“