Obwohl es in Australien genug Sonne gibt, widmet sich der dort geborene Flynn Talbot artifiziellem Licht, ergo Licht- und Leuchtendesign. Der 34-Jährige hat immer wieder an Ausstellungen teilgenommen, hat zur Luminale in Frankfurt die Kirche St. Peter mit illuminierten Rauchschwaden umwoben, mit der interaktiven, Himmelbilder-imitierenden „Horizon“-Screen-Installation das „Smart Light Sydney Festival“ bereichert und ist zuletzt durch „Primary“ aufgefallen, einem zackigen Objekt, das sich um Primärfarben in ihrer unterschiedlichen Erscheinung dreht. Nach seiner ersten, monumentalen Kugel-Tischleuchte „X&Y“, die symbolisch mit der halbseitigen Verschattung des Mondes spielt, sind es Leuchten wie „Latitude“, „Mesh Space“ und „Polair“, mit denen der Australier auch im kommerziellen Leuchtenmarkt aktiv ist. Während die Stahldraht-ummantelte „Latitude“ (Hersteller: Innermost) noch verspielt und niederkomplex erscheint, sind „Mesh Space“ aus Aluminium (Resident) sowie „Polair“ mit ihrem Glaskörper deutlich raffinierter in Design und Lichtwirkung. Darum geht es Talbot nämlich in der Hauptsache: Wie das Licht auf Menschen wirkt, Raum und Leben verändert.
Flynn Talbot


Was? Wie? Wo? Warum?
Wo möchten Sie leben?
London! Ich werde im September dorthin ziehen.
Ihre Lieblingsgestalt in der Designgeschichte?
Ich muss ein bisschen schummeln: der Architekt Louis Kahn. Seine monumentalen Gebäude erwecken Ehrfurcht und Bewunderung. Das ist mir bewusst, wenn ich neue Projekte angehe.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Designer/einer Designerin am meisten?
Neugier, Freundlichkeit und Offenheit.
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Draußen zu sein.
Ihr Hauptcharakterzug?
Unbeschwertheit. Ich bin zwar ernsthaft bezüglich meiner Arbeit, aber im Leben allgemein will ich Spaß haben.
Ihr größter Fehler?
Ich weiß, was ich will und setze viel daran die Produkte oder Installationen, die unter meinem Namen laufen, so gut wie möglich zu gestalten. Nicht für mich, sondern für den Konsumenten und Betrachter. Ich will, dass die Leute das Beste bekommen. Aber natürlich muss man immer wieder Kompromisse machen. Daher muss auch ich manchmal flexibel sein – aber wenn es auf die wichtigen Details ankommt, mache ich keine Kompromisse. Mein größter Fehler liegt darin, dass ich doch manchmal mit Leuten nachsichtig war und es so zu Kompromissen gekommen ist, mit denen ich nicht einverstanden bin. Diese kleinen Probleme ärgern mich bis heute.
Ihr Traum vom Glück?
Ein einfaches Leben mit einer Ausgewogenheit zwischen Arbeit, Reisen, Fitness und Zeit mit meiner Frau.
Was nervt Sie am meisten?
Wenn Leute nicht ehrgeizig genug sind! Ich sehe oft Projekte, bei denen die Vision des Designers offensichtlich ist, aber die Ausführung nicht gut.
Ihr Lieblingsmaterial?
Da gibt es kein Spezielles. Ich habe früh damit begonnen, mich immer weiter zu entwickeln und zu wachsen und mich nicht auf Materialien, Farben oder bestimmte Stile zu beschränken.
Ihre Lieblingsblume?
Frangipiani. Sie wachsen dort in Australien, wo ich aufgewachsen bin und sie lieben ebenso wie ich warmes Klima.
Welche Musik hören Sie beim Arbeiten?
Momentan höre ich die “U-Bahn” Playlist auf Spotify. Ein paar der Lieder besonders gern, aber auch im Allgemeinen, weil es ziemlich nach vorne geht und mich bei meiner Arbeit pusht. Außerdem erinnert mich die Musik an meine Berliner Zeiten.
Welche gestalterische Leistung verabscheuen Sie am meisten?
Wenn der Style wichtiger ist als die Funktion. Dafür gibt es viele Beispiel auf dem Markt.
Welche Gabe möchten Sie besitzen?
Geduld.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Voller Energie. 2015 ist bis jetzt bestens verlaufen und ich erwarte noch mehr.
Ihr Motto?
„Nothing into Something” ist auf meinem Arm tätowiert. Das bedeutet für mich… belasse es nicht nur bei einer Idee, sondern mach was daraus. Auch, wenn es dir einiges abverlangt.