Klassiker neu interpretiert
Schon der Messestand ist eine Wohltat. Eine einfache Box aus Holz, handwerklich fein und sauber gearbeitet. In der Mitte aus dem gleichen Holz ein elegantes Podium, in dem die Leuchten des österreichischen Herstellers Kalmar wie in Guckkästen präsentiert werden. Nichts lenkt den Blick ab, die volle Konzentration gilt den re-editierten Klassikern aus dem Kalmar-Archiv aus der Zeit der Sezession und der Wiener Werkstätten. In diesem Kontext erhalten die Leuchten etwas zeitgemäßes und behalten doch ihre traditionelle Kraft. Dem Designer und Art Director Garth Roberts ist zusammen mit seinem Partner Nicolo Taliani hier ein Kunststück gelungen. Eine der Entdeckungen auf der Euroluce.
Nachhaltigkeit aus Mexiko
Eine kleine Seitenstraße im Viertel Brera, die meisten gestressten Besucher Mailands schaffen es gar nicht hierher. Was sich mir in einem kleinen Laden bietet, ist eine mittlere Sensation. Eine Designfirma aus Mexiko! Ist das die Möglichkeit? Dann auch noch mit gutem Design? Ja, tatsächlich, Pirwi ist all dies. Hugo Kozlowvsky, ein Mexikaner mit osteuropäischen Wurzeln, steht zwischen den Produkten und erklärt die zu hundert Prozent nachhaltige Firmenphilosophie. Nichts wird weggeschmissen, es gibt keine umweltschädlichen Kleber oder Verbindungsteile. Hier scheint Nachhaltigkeit nicht nur ein Slogan, sondern angewandte Realität zu sein. Und die Produkte bestechen durch eine zugleich lokal-inspirierte und internationale Designsprache. Das Beste: Sie sind auch noch preiswert. Was will das chronisch unterfinanzierte Designherz mehr?
Design als nationale Aufgabe
Nicht jedes Land nimmt Design als staatliche Aufgabe wirklich ernst. In Skandinavien widmet man sich diesem Thema mit Hingabe und Professionalität. So war denn die kleine Ausstellung von Danish Crafts, einer nationalen Designinitiative, in Ventura Lambrate einer meiner persönlichen Höhepunkte in Mailand. Jedes Jahr wird ein Designer oder einer Designerin ausgewählt, die Ausstellung zu kuratieren. In diesem Jahr war das Cecilie Manz (die ihr erstes Produkt übrigens für Nils Holger Moormann gestaltet hat, und zwar die Leiter „HochAcht“), die mit feiner Hand etablierte Designer und Firmen zu einem Gesamtkunstwerk montierte. Auf einem Podest, das aus Dielen der Firma Dinesen besteht, fügen sich die sehr unterschiedlichen Ausstellungsstücke – das geht von Möbeln über Textilien zu Accessoires – zu einem homogenen Ganzen, das dänische Tradition und Handwerkskunst ebenso widerspiegelt wie Innovation und Modernität. So kann, ja so sollte man das machen!
Berückend schöne Raumskulpturen
Eigentlich merkwürdig, die Firma Pastoe noch als Entdeckung zu bezeichnen. Doch irgendwie ist sie es immer noch, obwohl sie im Jahr 2013 bereits ihren 100. Geburtstag feiern kann. Es sind eher stille Qualitäten, die Pastoe ausmachen: zeitloses und minimalistisches Design, kompromisslose Qualität und die Ablehnung von lauten und marktschreierischen Tönen. Hier geht es eher um die Verfeinerung und Weiterentwicklung der bestehenden Produkte als um ein Feuerwerk von Neuheiten. So auch in Mailand. Die neuen Holzausführungen des Systems „Vision“ sind einfach nur bezaubernd schön und das skulpturale Regal „Totem“ von Vincent van Duysen (vorgestellt im letzen Jahr) ist ebenfalls weiterentwickelt worden. Das Ganze in einer unaufdringlichen und stillen Präsentation in der Via Varese, abseits des Trubels. Ganz Pastoe eben!
www.kalmarlighting.com
www.pirwi.com
www.danishcrafts.dk
www.pastoe.com