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Andreas Reichlin

FEATURED STORY
Der sanfte Riese

Feuerring hat die Produktfamilie um ein neues Mitglied erweitert: "Luna Grande". Mit einem Durchmesser von bis zu 196 Zentimetern ist er der bisher größte im Bunde und strahlt dabei eine einzigartige Ruhe aus. Die Idee erklärt uns sein Schöpfer, der Stahlplastiker und Designer Andreas Reichlin, im Interview.
08.09.2022

Anna Moldenhauer: Andreas, was war für dich die Intention eine Feuerring "Luna Grande" Version zu kreieren?

Andreas Reichlin: Der Raum. Die Feuerringe "Luna 50" und "Luna 60" gehen in der Form eher in die Höhe, jetzt war es an der Zeit in die Breite zu gehen. Die möglichen Durchmesser des Luna Grande reichen von 140 bis zu 196 Zentimetern. Die Ringstärken liegen zwischen 20 und 30 Millimetern. Dazu kommt der satte Klang, der dem einer Kirchenglocke gleicht.

Wie hast du ermittelt, was für diese außergewöhnliche Größe die richtige Ring- und Schalenstärke ist?

Andreas Reichlin: Ich habe so lange experimentiert, bis es gepasst hat, unter anderem mit einem Feuerring der 259 Zentimeter Durchmesser hatte. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Ringdicke effektiv in der Proportion mitgehen muss, sonst funktioniert es nicht.

Der "Luna Grande" wiegt zwischen 365 und 800 Kilogramm, was ist bei der Aufstellung des Feuerrings für die Beschaffenheit des Bodens zu beachten?

Andreas Reichlin: Der Feuerring hat einen Sockel, eine ringförmige Scheibe, die in den Boden eingegraben wird. Je breiter die Fläche ist, auf der er steht, um so mehr Auftrieb bekommt diese. Daher kann der Untergrund ruhig ein wenig lebendig sein, das ist kein Problem.

Der Klang der Feuerringe ist besonders und jeder klingt ein wenig anders. Wie unterscheidet sich der "Luna Grande", klingt dieser tiefer oder wärmer?

Andreas Reichlin: Der Klang hält länger. Wenn man richtig draufschlägt, kann der Luna Grande bis zu zwei Minuten klingen. Dabei sind die Schallwellen so intensiv, dass man Gänsehaut davon bekommt.

Im Grunde hast du mit dem "Luna Grande" also auch ein Musikinstrument geschaffen.

Andreas Reichlin: Ja, wie mit den anderen Feuerringen auch. Das ist nur möglich, da die Verbindung zwischen Ring und Schale besonders ist. Durch sie entsteht der Klangkörper und der Feuerring wird zur Skulptur. Mittlerweile konnten wir diese europaweit patentieren lassen. Ich sage immer: Nur ein Feuerring klingt, alles andere scheppert.

Jeder Feuerring ist ein Einzelstück, wie schaffst du es trotzdem die Präsenz und den Klang des "Luna Grande" jeweils zu reproduzieren?

Andreas Reichlin: Die Verbindung zwischen Ring und Schale muss einfach immer perfekt sein. Wenn sie das nicht ist, dann klingt der Körper auch nicht. Der Feuerring hat etwas Ganzheitliches, auch weil man den Sockel nicht sieht. Was ich bei dem Luna Grande sehr schätze, ist die große Stille, die er ausstrahlt. Er hat so eine kraftvolle Präsenz.

Wie hast du diese Präsenz erreicht?

Andreas Reichlin: Die Basis der Feuerringe ist die Halbkugel, die auf verschiedenen Höhen geschnitten wird. Für den "Luna Grande" wird der Schnitt sehr tief angesetzt. Ich habe lange gezögert, da ich Sorge hatte, dass die Spitze zu aggressiv wirkt. Zudem sollte auch die neue Form in dem Prinzip aller Feuerringe gehalten sein, damit diese wie aus einem Guss wirken. Meine Partnerin Beate Hoyer hat mich dann überzeugt es einfach zu probieren. Der Luna Grande ist für mich die reduzierteste Form, die ich bis jetzt geschaffen habe. Manchmal braucht es ein paar Runden, bis man zu einem Schlüsselwerk kommt.

Die Feuerringe sind alle sehr robust. Gibt es für den Luna Grande etwas, was man bei der Pflege beachten sollte?

Andreas Reichlin: Man muss gar nichts beachten, das ist das Schöne. Heute platziert, kann der Luna Grande bis zu 1000 Jahre überdauern. Was gibt es heute noch, dass dieses Alter erreicht? Man kann heute eine Vision setzen, deren Früchte über Generationen geerntet werden kann. Ich hatte eine Kundin, die hat die Namen der Familie ganz dezent in den "Luna Grande" eingravieren lassen. Aufgestellt wurde er auf einem Grundstück, das einst der Urgroßvater gekauft hat. An dem Feuerring hat man lebenslang Freude und gleichzeitig ist er eine Investition in die Zukunft. Wir sind so an den schnelllebigen Konsum gewöhnt, dass man erst einmal verinnerlichen muss, was eine Skulptur wie der Feuerring bedeutet. Glücklicherweise wird der "Luna Grande" gut angenommen. Das hat mich auch überrascht, denn ich hätte nicht gedacht, dass es viele Leute gibt, die den Mut haben mit dem "Luna Grande" ein so deutliches Zeichen zu setzen.

Wird es jemals einen "Luna Mini" geben?

Andreas Reichlin: Nein.

Warum nicht?

Andreas Reichlin: Für mich ist die Wirkung im Raum erst ab einem Meter Durchmesser stimmig. Alles darunter sind Kinkerlitzchen und erinnert mich an Aschenbecher und Blumentöpfe. Da bin ich einfach zu sehr Bildhauer. Zudem ist es mir wichtig, dass jede neue Form in das Gesamtprinzip der Feuerringe passt. Ich würde beispielsweise nie einen Zylinder oder einen Konus entwerfen. Diese formalen Lücken werden von den Plagiatoren aufgegriffen, was aber sinnlos ist – denn nur über die formale Harmonie entsteht die Wirkung wie aus einem Guss.

Woran arbeitest du gerade?

Andreas Reichlin: An vielen Projekten ganz unterschiedlicher Art, wie für einen Lichtdesigner, in dessen Werkhallen mit dem "Luna Grande" das "Urlicht" einziehen durfte. Zudem habe ich ein Holzlager für die Feuerringe entworfen: Einen Meter breit, zwei Meter lang und 45 Zentimeter hoch, gefertigt aus Zwanziger Blech. Neben seiner Funktion als Holzlager dient es auch als Liege für zwei Personen. Die flache, strenge Form harmoniert sehr gut mit der runden Form des Feuerrings. Zudem erinnert sie passenderweise ein wenig an eine Streichholzschachtel.