Matteo Gonet gehört als Glasbläser einer Zunft an, die in Zeiten industrieller Massenproduktion rar geworden ist. Umso begehrter erscheint sein Können, blickt man auf Gonets Kundenliste, die mit den Namen bekannter Gestalter, Künstler und Unternehmen gespickt ist. So hat der noch recht junge Spezialist bereits mit dem Künstler Jean-Michel Othoniel und dem Designer Mathieu Lehanneur, den Architekten Buchner Bründler und Miller und Maranta zusammengearbeitet. Gonets Handwerkskünste kommen immer dann ins Spiel, wenn es um mehr geht als bloße Standardprodukte. Das gilt auch für das gemeinsame Projekt des Armaturenherstellers Axor mit Studierenden der École Cantonale d’Art de Lausanne (ECAL). Adeline Seidel hat mit Matteo Gonet über die ungewöhnlichen Armaturen der Studierenden und seine Begeisterung für das Material Glas gesprochen.
Adeline Seidel: Angeblich haben Sie sich bereits im Alter von 15 Jahren für den Beruf des Glasbläsers entschieden. Wie kam es dazu?
Matteo Gonet: Das stimmt. Dass ich mich für den Beruf entschieden habe, war Zufall – und meine Familie hat gehofft, dass es nur eine kurze Phase ist. (lacht) Mich haben die Werkstätten einfach sehr beeindruckt: Dieses zerbrechliche Material Glas, das Feuer und irgendwie auch diese Macho-Attitude. Als ich dann noch feststellte, dass man für die Ausbildung ins Ausland gehen musste – in der Schweiz gab es keine Ausbildungsstätten mehr –, hat mich die Sache noch mehr gelockt. Denn ich wollte reisen, und das habe ich dann auch vier, fünf Jahre lang getan.
Das Material Glas als solches hat bei der Berufswahl also keine Rolle gespielt?
Gonet: Darüber habe ich quasi erst später Genaueres erfahren. Zunächst hat mich die Arbeit, das Handwerk, mehr beeindruckt als das Material selber.
Wie ist das heute?
Gonet: Es ist ein Handwerk, dass sehr schwer zu erlernen ist. Die ersten Jahre muss man sehr viel üben. Erst später sind diese Fragen gekommen: Was ist das, Glas? Wo liegen, was die Formbarkeit angeht, dessen Grenzen? Und so weiter. Solche Fragen beschäftigen und faszinieren mich noch immer. Es gibt viele verschiedene Arten von Glas. Es kann hart sein, opak, durchsichtig, farbig. Es kann sehr fragil, dann aber auch wieder sehr stabil sein. Wir experimentieren gerne mit unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten und Materialbeschaffenheiten. Und das finde ich so spannend.