Fahrt in die Zukunft
Seit 1960 findet die Floriade Expo alle zehn Jahre in den Niederlanden statt: Erster Veranstaltungsort war Rotterdam und zuletzt wurde die Weltgartenbau-Ausstellung 2012 im grenznahen Venlo ausgerichtet. 2022 ist nun die östlich von Amsterdam gelegene Stadt Almere an der Reihe, die in der Vergangenheit unter anderem durch experimentelle Architektur und partizipative Siedlungsprojekte auf sich aufmerksam gemacht hat. Entsprechend zukunftsorientiert geht es auf der Floriade Expo 2022 zu, die vom 14. April bis 9. Oktober 2022 stattfindet. Das Motto "Growing Green Cities" macht deutlich, dass es hier nicht nur um Gartenbau, sondern auch um nachhaltige urbane Konzepte geht. Dabei zeichnet das niederländische Architekturbüro MVRDV für den Masterplan verantwortlich, dessen PlanerInnen das 60 Hektar große Ausstellungsgelände als grüne Erweiterung des Stadtzentrums konzipierten – ein schachbrettartiges Arboretum, das die vier Unterthemen "Greening the City", "Feeding the City", "Energising the City" und "Healthying the City" räumlich abbildet.
Die Weltgartenbau-Ausstellung dient auch als Katalysator für die Entwicklung von Almere: So wird im Park der Floriade Expo der neue grüne Stadtteil Hortus entstehen. Gleichzeitig sollen das Bahnhofsareal sowie verschiedene Plätze im Zentrum von Almere begrünt werden. Zudem wurde die neue Fahrrad- und Fußgängerbrücke "Weerwaterbrug" errichtet, die nun über den Weerwater, einen künstlichen See in der Innenstadt, führt. Eines der Highlights der Floriade Expo befindet sich auf dem Ausstellungsgelände selbst: eine Seilbahn von Doppelmayr/Garaventa, die auf 850 Metern Länge den nördlichen mit dem südlichen Teil verbindet, dabei die Autobahn A6 überspannt und den BesucherInnen während der 5-minütigen Fahrt einen beeindruckenden Panoramablick gewährt.
Die Seilbahn ist allerdings nicht nur eine Besucherattraktion, sondern Teil eines grünen Mobilitätskonzepts, bei dem die Floriade Expo verschiedene nachhaltige Mobilitätslösungen einsetzt: So können Besucher mit einem elektrisch angetriebenen Kanalboot zur Floriade fahren oder sie schweben emissionsfrei und geräuschlos in den OMEGA V Kabinen von Doppelmayr/Garaventa über das Arboretum, um die Bäume, Pflanzen, Sträucher, Blumenfelder und Ausstellungspavillons aus einer Höhe von 35 Metern zu betrachten. Dabei zeigt die Seilbahn exemplarisch auf, dass durch ihre vom Boden losgelöste Nutzung eine Flächenversiegelung verhindert wird, was ganz konkret zu einer grüneren Stadt beiträgt. Gleichzeitig ermöglicht sie dadurch eine zeitsparende Mobilität. Nach Ende der Floriade Expo wird sie abgebaut und Teile davon für die Bundesgartenschau Mannheim 2023 wiederverwendet. "Die Seilbahn passt perfekt zum Thema Growing Green Cities, da sie ein nachhaltiges Verkehrsmittel und damit eine perfekte Ergänzung der Variation Verkehrsmittel in modernen grünen Städten ist", sagt Hans Bakker, Geschäftsführer der Floriade Expo 2022, über das Verkehrskonzept.
Dabei gelten Seilbahnen nicht nur als eines der sichersten Verkehrsmittel, sondern bieten auch Barrierefreiheit für alle: So sind beide Stationen auf der Floriade Expo ebenerdig angelegt und gut über verschiedene Fuß- und Radwege erreichbar. Die Seilbahn der Weltgartenbau-Ausstellung dient dabei auch als konkretes Fallbeispiel, indem sie mit minimalen Eingriffen die Autobahn A6 überquert und so verdeutlicht, dass sich Seilbahnen im urbanen Kontext besonders für die Überwindung von Hindernissen eignen. Mit ihrer Implementierung auf der Floriade Expo zeigt die Weltgartenbau-Ausstellung deren Potenzial für europäische Metropolen auf und weist so einen möglichen Weg für wachsende und grüne Städte.