Dieses Jahr habe ich nur das Ende des Salone in Mailand mitbekommen, das heißt ich habe all die Parties und Leute verpasst, aber ich habe viel gesehen und konnte immer noch den Hype spüren.
Nachdem ich viel herumgerannt war und die üblichen Wechselbäder der Gefühle von Aufregung bis zu Überdruss vom Überfluss und völliger Erschöpfung durchstanden hatte, kehrte ich dennoch mit einigen anregenden Eindrücken einer optimistischen und viel versprechenden Szene nach Hause zurück. Eine Szene, der es wirtschaftlich gut geht, die jedoch auch von Ambivalenz, Unsicherheit und Sorgen um die Umwelt gezeichnet ist. Die Rolle von Design als Ausdruck unserer Gegenwartskultur war augenfällig. Etwas ist im Gange, wir befinden uns eindeutig mitten in einer Zeit des Umbruchs. Es gab diesbezüglich Anzeichen, aber immer noch leise. Mehr Diskussionen über Qualität, Konsum und Nachhaltigkeit.
Und was mein Herz schneller schlagen ließ, war die verspielte und unwiderstehliche Installation bei Moroso vom indisch-britischen Design-Duo Doshi & Levien. Farbenfrohe Stoffe auf großen niedrigen Daybeds (oder was auch immer sie waren). Die Muster stammen von einem traditionellen indischen Spiel. Jedes Detail war sorgfältig ausgeführt. Es gab sogar kleine bestickte Taschen, wo man das gewonnene Geld hineintun kann. Die Kissen waren mit Bildern der Werkzeuge bestickt, die für die Herstellung verwendet wurden. Auf so viel Esprit, Geschicklichkeit und gutes Handwerk trifft man selten. Und was den Wert noch erhöht hat, war die Tatsache, dass die Namen der einzelnen Näherinnen auf den Stoff gestickt waren, gemeinsam mit dem Datum und den Zeichen von Moroso und Doshi & Levien. Teil der Idee ist natürlich die lange historische Beziehung zwischen Indien und Großbritannien. Indische Tradition mit britischem Humor in zeitgemäßer Aufmachung. In diesem Falle ist alles da, die Oberfläche mit einem guten Gehalt, etwas das bleibt und überzeugt.
Als ich Patrizia Moroso fragte, wie sie eine so schnelle Entscheidung treffen konnte - sie ist Doshi & Levien erst im Januar dieses Jahres begegnet - antwortete sie, dass man die Gelegenheit sofort am Schopfe packen müsse oder sie schlüpfe einem durch die Hände. Sie ist bewundernswert in ihrer Position als eine der wichtigsten Förderinnen von Designtalenten. Man ist dankbar für ihre Intuition und unermüdliche Energie.
Als Schwedin war ich stolz, dass so viele schwedische Designfirmen und Designer es in die Designhalle geschafft hatten. Von 245 ausländischen Ausstellern aus 30 Ländern, hatten nur Spanien, Frankreich und Deutschland mehr Ausstellungen als Schweden. Wir waren auch an den über die Stadt verteilten Off-Standorten vertreten und schwedische Designer haben eine Menge neuer Produkte für Firmen wie Mooi, Capellini, Modus und Moroso entworfen. Ich bin sicher Monica Förster hat mit ihren 16 neuen Produkten den Rekord für Schweden gebrochen!
Ewa Kumlin ist Direktorin von Svensk Form, der schwedischen Variante des Rats für Formgebung in Stockholm.