Raum im Raum
Die "Casa Lana" ist umgezogen: 1965 entwarf Ettore Sottsass (1917 – 2007) die Inneneinrichtung der Mailänder Wohnung für seinen Freund Giovanni Lana. Wenig Budget, wenig Platz – das war die Ausgangslage, die Sottsass mit zahlreichen Ideen für flexiblen Stauraum und einer multifunktionalen Verwendung von Einrichtungsgegenständen löste. Zu diesem Zweck schuf er mit Hilfe von Holzbauten einen halboffenen "Raum im Raum" und wies der Struktur parallel unterschiedliche Nutzungen zu. Dadurch entstanden geschützte wie auch kommunikative Bereiche, die er mit der Hilfe von Farbflächen kennzeichnete. Dank dem Wegfall von Korridoren wirkt der Raum trotz der Unterteilungen großzügig. Ettore Sottsass kreierte mit der passgenau entworfenen Inneneinrichtung eine Lösung für kleine Räume, die auch heute noch aktuell ist. Originalgetreu erhalten ist die "Casa Lana" ein Zeugnis ihrer Zeit, die gleichzeitig ihrer Zeit voraus war.
Ein Großteil des visionären Einrichtungsdesigns kann nun dauerhaft in der Triennale Mailand besichtigt werden. Zu verdanken ist das in erster Linie der Spende von Sottsass Witwe Barbara Radice Sottsass, eine Designkritikerin, die zudem zu den GründungsmitgliederInnen der international bekannten Memphis Group zählt. "Mailand beherbergt nun eine authentische Zeitmaschine, geschaffen von einem der internationalen Genies des zwanzigsten Jahrhunderts", so Stefano Boeri, Präsident der Triennale Mailand. Die permanente Installation wird von einer Reihe an Wechselausstellungen begleitet, die auf die zentralen Themen der "Casa Lana" referieren. Den Start markiert die Ausstellung "Struttura e colore", die Gemälde, Zeichnungen, Fotografien und Objekte umfasst und die Beziehung zwischen Raum und Mensch thematisiert. Die folgenden Schauen in 2022 und 2023 werden sich unter anderem Ettore Sottsass langjähriger Zusammenarbeit mit der italienischen Industriemarke Olivetti sowie der erzählerischen Kraft seiner Werke widmen. (am)