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Ur-Haus in Eis und Schnee: Die Mini-Hütte „Unavailability“ von Gartnerfuglen Architekten aus Norwegen

Winterharte Häuser 10
Eisfischen de luxe

Die norwegischen Architekten Gartnerfuglen haben eine mobile Minihütte für Eisfischer entworfen. Die einzigen Materialien, die dafür benötigt werden, sind Holz, Hasendraht und Wasser für die Wände.
von Florian Heilmeyer | 06.03.2017

Ein guter Eisfischer ist aus hartem Holz geschnitzt. Denn wer erst einmal an der selbst ins dicke Eis gehackten Wuhne sitzt und Stunde um Stunde auf Fische wartet, dem kriecht der eisige Wind schnell unter die Kleider. Viele Anhänger dieses Sports greifen daher zu Windschutz oder Zelt, um sich vor den kalten Böen zu schützen.

Auch der kleine Pavillon „Unavailability“, den sich die norwegischen Architekten von Gartnerfuglen ausgedacht haben, ist als ein Windschutz fürs Eisfischen gedacht. Allerdings ist seine Konstruktion grundsätzlich anders als jene herkömmlicher Produkte: Er besteht aus einem leichten und faltbaren System aus einfachen und mit Maschendraht bespannten Holzrahmen. Wird dieses Drahtgeflecht mit Wasser aus dem Fluss oder See besprenkelt, gefriert es bei entsprechenden Temperaturen zu dünnen Wänden aus Eis. Fertig ist der Windschutz.

Kann eigentlich jeder selber bauen: Die Schutzhütte besteht nur aus Holzlatten, Hasendraht und Wasser.

Das eisige Konzept ist zum Beispiel vom „Ice Pavillon“ bekannt, den der russische Architekt Alexander Brodsky 2004 für nur einen Winter als temporäre Wodka-Bar auf den Klyazminskoye-See nördlich von Moskau bauen ließ. Hier wie dort entsteht ein minimaler Kaltraum, der mit den unmittelbar verfügbaren Materialien arbeitet und auch noch gut aussieht, denn durch das Eis dringt Licht ins Innere. Die letzten oder ersten Sonnenstrahlen tauchen den winzigen Raum in wunderbar warme Töne, auch wenn es natürlich weiterhin eiskalt ist. Umgekehrt sorgt schon eine Kerze dafür, dass das Minihaus wie eine Laterne leuchtet - mit der Einschränkung, dass es drinnen auch nicht zu warm werden sollte, denn dann schmelzen die Wände. Es geht bei dem norwegischen Projekt also gleichzeitig um die Balance, einen Schutz in der Natur zu finden, aber immer noch ein weitgehend „authentisches“ Erlebnis beim Eisfischen zu haben.

Eis-Laterne: Die Wände lassen Licht ins Innere oder umgekehrt das Licht im Inneren nachts nach außen strahlen.
Ein Hauch von Gemütlichkeit: Zu warm darf es aber nicht werden, sonst schmelzen die Eiswände.

Ihr Prototyp gefiel den drei Büropartnern Astrid Rohde Wang, Ole Larsen und Olav Arneberg dann so gut, dass sie dachten, er sollte noch mehr Anwendung finden. Also nahmen sie ihn als Minimalunterkunft mit auf Skitour und entwickelten die Idee, dass er auch im Sommer verwendet werden könnte: dann könnten vielleicht Kletterpflanzen den Maschendraht hinauf klettern und sommerlich grüne Wände bilden. Allerdings brauchen die Pflanzen etwas zu lange, um Wände zu formen. Daher ist es bisher bei der Verwendung in Schnee und Eis geblieben.

Die Holzrahmenkonstruktion kann schnell zusammen- oder auseinandergebaut werden.