Andreas Dornbracht, Geschäftsführer des gleichnamigen führenden Herstellers hochwertiger Armaturen, dürfte zu recht stolz sein. Dornbracht hatte zu den ersten „Dornbracht Conversations“ gerufen und alle waren sie nach Iserlohn gekommen, um in zwei hochkarätig besetzten Podiumsdiskussionen dem Begriff „Klassiker“ auf den Grund zu gehen. Dornbracht selbst verfügt mit der minimalistischen Armatur „Tara“ über eine Designikone, die als Ausgangspunkt der Debatte zu verstehen war. Der originale „Tara“ - Entwurf von Dieter Sieger aus dem Jahr 1992 ist von Michael Sieger jüngst transformiert worden. Dornbracht selbst sagt dazu: „Einen Klassiker verändert man nicht. Man verfeinert ihn“. Das Ergebnis dieser Verfeinerung war rund um das Diskussionsforum zu sehen. Eine veränderte „Tara“ in neuen Materialien und Farben.
In der zweiten Diskussionsrunde mit Andreas Dornbracht, dem Chefdenker Mike Meiré und den Designern Dieter und Michael Sieger ging es denn auch um diesen delikaten Prozess, sich an einen Klassiker heranzuwagen und ihn zu modernisieren.
Weniger konkret war es in der ersten Diskussionsrunde zugegangen. Der Künstler Tobias Rehberger, der in der Mitte des Forums eine sehenswerte kleine Stuhl-Ausstellung inszeniert hatte, der Designer Stefan Diez, die Autorin Sophie Lovell und die Professorin Gerda Breuer lagen schon in der Definition des Begriffs Klassiker weit auseinander. Während Diez in seiner eigenen gestalterischen Arbeit kaum auf Klassiker zurückgreift und die ganze Debatte kritisch betrachtet, kann sich Sophie Lovell gutes Design ohne Kenntnis der Klassiker kaum vorstellen. Für Tobias Rehberger sind Klassiker einfach „Dinge, von denen man meint, dass sie schon immer da waren und mit denen man sich einfach wohlfühlt“. Den Trend zu Re-Editionen und den damit einhergehenden Klassiker-Hype kommentiert er deftig: „Manufaktum geht mir auf den Sack“. Die Wissenschaftlerin Gerda Breuer warnt vor der Glorifizierung der Klassiker und ruft junge Designer zur eigenen Kreativität auf. Wer sich nur an Klassikern orientiere, laufe Gefahr, keine eigene Kreativität zu erreichen. Sie geht so weit, moderne Klassiker als Dinge zu bezeichnen, an denen man sich heute nicht mehr orientieren solle.
Auf Grundlage dieser Definitionsversuche fiel es dem Moderator Oliver Herwig sichtlich schwer, gemeinsame Positionen herauszuarbeiten. Dennoch war es insgesamt eine lohnende und inspirierende Veranstaltung, die am 15. September mit DC2 ihre Forstsetzung finden wird. Dann im Rahmen der von Dornbracht geförderten Ausstellung „Das-kein-Henne-Ei Problem“ von Tobias Rehberger im Museum Ludwig in Köln (siehe Artikel Tobias Rehberger's "the chicken-and-egg-no-problem wall-painting" vom März 2008).