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AXOR

Drücken und duschen

So wie auch Kinder und ältere Personen spielend leicht den Umgang mit dem Smartphone lernen, so schnell wird man auch die Funktionen von „Axor One“ begreifen und intuitiv anwenden: Denn das zum vergangenen September lacierte Thermostat-Modul für Dusche und Badewanne der Marke Axor aus dem Hause Hansgrohe SE vereint nicht nur die Steuerung mehrerer Brausefunktionen und die Regulierung der Wassertemperatur und -menge in einem Element, sondern revolutioniert auch die Bedienung. Und zwar durch einfaches Drücken der großflächigen und mit Symbolen versehenen Select-Tasten: Nur ein kurzes Antippen, und schon fließt das Wasser – wobei man zwischen Hand-, Seiten- oder Kopf-Brause wählen kann. Die Temperatur lässt sich über den zentralen Stellknopf, die Wassermenge per Hebelgriff regulieren. Martina Metzner hat mit Edward Barber und Jay Osgerby, den beiden Designern von „Axor One“, über die innovative Idee dahinter, die Zusammenarbeit mit dem Sanitär-Spezialisten aus Schiltach sowie über ihre ganz persönliche Beziehung zu Wasser gesprochen.

Martina Metzner: Was bedeutet Ihnen Wasser?

Edward Barber: Ich habe schon als Kind das Wasser geliebt; Im Meer schwimmen, segeln, tauchen. Aber auch mit Wasser zu arbeiten finde ich interessant. Auf das Meer hinaus schwimmen bis zu einer Insel, am Horizont verschwinden. Das ist für mich Freiheit. Nichts ist schöner als das Meer.

Jay Osgerby: Bei mir ist es ganz anders als bei Ed; Es ist eines der wenigen Dinge, die wir nicht gemeinsam haben. Ich mag Wasser eigentlich nicht. Wenn man damit Kaffee kocht, ist es okay oder in seinen unterschiedlichen Zuständen wie beispielsweise Eis. Ich bin einfach nicht der Wassertyp. Im Meer zu schwimmen, ist für mich ein Alptraum. Wasser ist allerdings sehr geheimnisvoll. Wir konzipieren derzeit eine Ausstellung über Graphen – ein neues Material welches aus Graphit hergestellt wird. Seine Molekularstruktur ist ausgesprochen dicht, es ist härter als Diamanten und wirkt daher wie eine Sperre. Wasser kann jedoch seltsamerweise hindurchdringen, obwohl das eigentlich nicht möglich sein sollte. Da stellt sich die Frage nach den physikalischen Eigenschaften von Wasser: Was ist Wasser?

Von Chrom bis hin zu Rot-Gold: „Axor ONE“ ist in fünfzehn verschiedenen Oberflächen erhältlich. Foto © Axor

Philippe Grohe, Markenleiter von AXOR, spricht häufig vom emotionalen Aspekt von Wasser. Was bedeutet das im Hinblick auf das neue Thermostat-Modul „Axor ONE“? Was ist in diesem Falle funktional und was emotional?

Barber: Wir haben eigentlich kein emotionales Produkt entwickelt, vielmehr hat das Wasser selbst diesen emotionalen Aspekt. Wenn man müde ist oder verkatert, dann fühlt man sich besser, wenn man duscht. Bei ‚Axor ONE‘ handelt es sich um ein Steuerungselement für Wasser.

Osgerby: Das herausragende Merkmal von ‚Axor ONE‘ besteht darin, dass vier unterschiedliche Dinge in einem einzelnen Bedienelement vereint wurden. Es ist einfach zu benutzen und einfach zu installieren.

Ich habe es bereits ausprobiert. Im ersten Schritt wird das Wasser angemacht, mit dem zweiten Schritt wird das Wasservolumen reguliert – zuvor erfolgte beides zugleich. Was ist also der Vorteil?

Osgerby: Das ist nicht ganz richtig. Axor ist der Frage auf den Grund gegangen und hat festgestellt, dass die meisten Leute die Dusche einfach anmachen. Dies betrifft die Länder mit einem mittleren Wasserdruck. Deutschland ist diesbezüglich jedoch eine Ausnahme, denn hier ist der Wasserdruck immer sehr hoch. Daher haben wir die wichtige Option für die Regelung des Wasservolumens integriert.

Barber: ‚Axor ONE‘ vermeidet das Unbehagen angesichts zu vieler Optionen. Man drückt lediglich das Bedienelement und hat sofort das richtige Wasservolumen und die gewünschte Temperatur.

Sie haben „Axor ONE“ mit einem Lichtschalter verglichen.

Barber: Zuvor hat man einen Drehgriff bedient, um die Dusche an- oder auszuschalten. Nun haben wir eine Technologie entwickelt, die wir mit ‚Axor ONE‘ gestalterisch umgesetzt haben. Zu Beginn des Projekts haben wir über eine elektronische Funktion nachgedacht. Es brachte aber keinen wesentlichen Fortschritt im Vergleich zu dem manuell bedienbaren Klickschalter, außerdem wurde die ganze Sache dadurch nur unnötig teurer und komplizierter. Also haben wir auf die Elektronik verzichtet. Jetzt wird nur leicht gedrückt, selbst mit dem Ellbogen – das ist für Leute mit Mobilitätseinschränkungen oder für ältere Nutzer ein großer Vorteil.

Sie sollten einen Werbefilm drehen in dem das Thermostat-Modul mit allen möglichen Gliedmaßen bedient wird…

Osgerby: … beim Tanzen in der Dusche.

War es schwierig, Axor von dem Konzept zu überzeugen?

Barber: Sie lieben die Herausforderung, vor allem Philippe Grohe und die Ingenieure. Sie freuen sich wenn man ihnen eine neue und komplexe Aufgabe stellt. Hier ging es nicht um das Design für eine neue Armatur, sondern um ihr Innenleben.

Die visuelle Gestaltung beruht auf einer wiederholten Reduzierung der Elemente. Foto © Axor

Kommen wir auf den Aspekt der Ästhetik zu sprechen: „Axor ONE“ hat etwas von einem iPad oder iPhone. Bei der ersten Benutzung habe ich das runde Bedienelement angetippt als würde ich mein iPhone benutzen, aber nichts passierte. War Ihnen dieser Zusammenhang bewusst?

Osgerby: ‚Axor ONE‘ war nie als Display gedacht. Wir haben vielmehr das komplette Modul gestaltet, seine Vorder- und die Rückseite. Für den Antastpunkt mussten wir lediglich eine Begrenzung finden.

Barber: Die visuelle Gestaltung beruht auf einer wiederholten Reduzierung der Elemente. Am Anfang haben wir gar nicht im Sinn gehabt, das Modul mit anderen Komponenten zu verbinden. Wir gingen davon aus, dass wir eine ganze Serie entwickeln würden, mit Dusche, Handbrause und so weiter. In der Entwicklungsphase sagte Philippe Grohe dann zu uns, dass das eine großartige Idee sei und warum wir sie nicht für die gesamte bestehende Axor-Kollektion umsetzen würden.
Das heißt, dies ist das Kernprodukt einer ganzen Reihe?

Osgerby: Ja genau. Axor findet die Idee so überzeugend, dass man sich entschieden hat, nicht das ganze Produktspektrum der Öffentlichkeit vorzustellen, sondern erst einmal ‚Axor ONE‘. Bei den anderen Produkten, die wir für Axor entwickeln, geht es schließlich auch um neue Ansätze in puncto Baden und Duschen. Jedes Element ist anders. Das komplette Spektrum wird dann 2017 auf der ISH präsentiert.

„Axor ONE“ wirkt in der Dusche relativ mächtig. Hätte es nicht nur halb so groß sein können?

Barber: Das ist ein interessanter Punkt. Am Anfang war es nur halb so groß. In Gesprächen mit Axor wurde jedoch deutlich, dass das Steuerelement eine gewisse Substanz beziehungsweise Größe brauchte, ansonsten hätte man das Gefühl lediglich einen Knopf zu drücken.

Osgerby: Außerdem mussten wir uns auch mit dem Innenleben befassen, da wir vier normalerweise getrennte Elemente in einem einzelnen Modul unterbringen wollten: die Ein-Aus-Funktion, die Thermostatregelung, das Wasservolumen und verschiedene Brausekopfoptionen. Das ist ziemlich viel.

Und in der Testphase haben Sie in Schiltach geduscht?

Osgerby: Ja. Sie haben ein eigenes Gebäude, wo sie Produkte testen, es heißt ‘Aquademy’. Dort gibt es zwanzig oder dreißig Duschräume mit unterschiedlichen Armaturen. Viele der Mitarbeiter von Hansgrohe haben ‚Axor One‘ anderthalb Jahre getestet und sie lieben es.

Im Sanitärbereich und insbesondere bei Axor ist man darum bemüht, langlebige Produkte zu entwickeln. Das kommt Ihrem Gestaltungsansatz entgegen. Was schätzen Sie: Welche Lebensdauer hat "Axor One"?

Osgerby: Ich habe Philippe Grohe gefragt, welche Lebensdauer ein solches Produkt hat? Und er antwortete, dass er dies nicht wüsste, da man das so lange nicht testen konnte. Aber es könnte 50 Jahre halten. Zwanzig Jahre mindestens, denn im Allgemeinen renovieren die Leute ihre Häuser nach dieser Zeit, zumindest in England.

Barber: Wenn man ein solches Produkt oder beispielsweise den „Tip Ton Chair” für Vitra entwickelt, dann möchte man, dass es auch in 50 Jahren noch so gut aussieht. Daher geht es uns nicht darum, einem aktuellen Trend zu folgen. Wir versuchen vielmehr eine gewisse Objektivität ins Spiel zu bringen. Das machen wir immer so.

www.barberosgerby.com
www.one.axor-design.com

Axor-Chef Philippe Grohe beim Launch von „Axor ONE“ mit Jay Osgerby und Edward Barber im September in London. Foto © Axor
Barber Osgerby prädestinierten die manuelle Schaltertechnik anstelle einer elektronischen Steuerung. Foto © Axor
„Axor ONE“ mit drei On-Off-Schaltern für unterschiedliche Brausen sowie dem mittig gesetzten Regler für Temperatur und Wassermenge. Foto © Axor
„Axor ONE“ ist kombinierbar mit allen Produkten der übrigen Axor-Kollektion. Foto © Axor

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