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Durch neueste Lacktechnologien geschützt: Die Korknaturböden der Linie „Printcork“ des Herstellers Lico. Foto © Lico
Aus Bio-Komposit-Werkstoff: der Designboden „Neo by Classen“ ist stabil und wasserfest. Foto © Classen
Wertvolles bewahren: Parkette mit „ROC Varnish“ von der französischen Firma Design Parquet mit einer besonders kratzfesten Oberfläche. Foto © Design Parquet
„Linoville“ von Tarkett France ist ein Linoleumboden, der sich durch seine neue Oberflächenausstattung „xf2“ leicht reinigen lässt. Foto © Tarkett France
Reinigt die Innenraumluft durch katalytische Eigenschaften: die Holzhartböden „Pure Genius“ des schwedischen Unternehmen Välinge mit einer Oberfläche aus Titandioxid. Foto © Välinge
Sensoren unterm Teppich: „ESP Detection Floor“ von Edel Tapijt meldet Bewegungen auf dem Boden. Foto © Edel Tapijt
Der wasserabweisende „Tex“ -Teppich von Lico kann auch in Bädern verlegt werden. Foto © Lico
Die belgische Firma Unilin hat ein neues Produkt mit zertifizierten Inhaltsstoffen entwickelt, das in Belgien hergestellt wird und sich bei Sonneneinstrahlung nicht ausdehnt. Foto © Unilin
Drucken, Klicken, Schützen
von Heike Edelmann
01.05.2001

Fußböden der neuesten Generation können meist mehr, als gut aussehen und den Raum gestalten. Betrachtet man die Innovationen der vergangenen Jahre, so fällt auf, dass viele Hersteller ihre Produkte mit Zusatzfunktionen ausstatten, die den Boden von der gestalterisch vernachlässigten Fläche innerhalb des Raumes zu einer Spielwiese für Gestalter machen könnte. Für den Einsatz der neuen Produkte spricht, dass diese dem Raum eine neue Dimension der Nutzbarkeit eröffnen. Hauptsächlich, aber keineswegs immer, spielt sich die Neuerung dabei an der sichtbaren Oberfläche ab. Die Bandbreite reicht von individuell bedruckbaren Dielen und Fliesen, technisch optimierten Oberflächen, wasserfesten und dabei wohnlichen Belägen bis zu Teppichen mit Sensoren, die in der Lage sind, auf Gefahren hinzuweisen.

Druckmotive nach Wunsch

Viele Unternehmen setzen sich mit speziell entwickelten Druck- und Beschichtungstechnologien auseinander. Oft ist der erste Impuls dabei, preiswertere Materialien teurer und hochwertiger aussehen zu lassen. Doch manche belassen es nicht dabei, sondern bieten neue Möglichkeiten der individuellen Gestaltung. Neben Motiven wie naturgetreu abgebildeten Holzstrukturen kann man die Böden aus den Materialien Kork, Vinyl und einem Bio-Kompositmaterial mit eigenen digitalen Fotos oder Computergrafiken bedrucken lassen. Das eröffnet Raum für Spielereien des DTP-Zeitalters, aber eben auch für neue visionäre Zeichen- und Bildwelten.

Die Korknaturböden der Produktlinie „Printcork“ von Lico aus der Schweiz werden nach dem Druckvorgang durch neueste Lacktechnologien geschützt. So soll auch das Ausbleichen bei direkter Sonneneinstrahlung verhindert werden. In Kombination mit der wasserfesten Hydro-Kunststoff-Unterkonstruktion kann das Naturprodukt einfach und nahtlos per Klicksystem verlegt werden.

Auf einem Bio-Komposit-Werkstoff basiert dagegen der Designboden „Neo by Classen“. Die zur Herstellung notwendigen Komponenten hat das Unternehmen selbst entwickelt. „Neo“ besteht aus „Composite Solid Fiberboard“ (CSF), einer homogenen Grundplatte, in der Holzfasern mit lebensmittelechtem Polypropylen miteinander verbunden sind. Die CSF-Platte ist stabil und wasserfest. Zur Wahl stehen unterschiedlich bedruckte und strukturierte Oberflächen namens „Neo Wood“ und „Neo Stone“. Die hoch belastbare und dabei elastische Oberfläche entsteht durch einer Verbindung von mehreren Versiegelungsschichten zum Schutz der digitalen Bedruckung, was bei Classen „Sealtec“ heißt. Der PVC-freie Boden wird ausschließlich in Deutschland gefertigt ist durch das patentierte System „Classen megaloc“ schnell und einfach verlegbar.

Unsichtbarer Mehrwert

Nicht Preiswertes mit einem teurem Look versehen, sondern Wertvolles zu bewahren, ist das Ziel von „ROC Varnish“, einer Oberflächenbehandlung speziell für die Verwendung von Parkettboden in Restaurants oder Einkaufszentren. Die französische Firma Design Parquet hat die Mischung aus Harz und Polyurethan unter Verwendung von Nanopartikeln entwickelt, die die Böden besonders widerstandsfähig macht. Derzeit zwölf verschiedene Parkett-Sorten stattet das Unternehmen mit einem Schutz für besondere Belastungen aus, die einen Härtegrad von Sieben auf der Mohs-Skala erreichen.

Für stark beanspruchte Bereiche etwa in Schulen oder Kindergärten, sind die schwer entflammbaren Linoleumböden der Serie „Linoville“ von Tarkett France konzipiert. Abgesehen von der Farbpalette auf Basis des „Natural Color Systems“ und den bekannten Eigenschaften des Naturmaterials Linoleum, sorgt eine neuen Oberflächenausstattung, bei Tarkett „xf2“ genannt, für zusätzliche Vorteile. Ein mikromodifiziertes Polyurethan-System, das zweifach UV-vernetzt wird, sorgt für eine feine und dichte Oberflächenstruktur, die sich leicht reinigen lässt. „Silencio xf2“ nennt sich eine Linoleum-Variante, die zusätzlich zum Juterücken eine unterseitige Schicht aus Polyurethan erhält, was den Trittschall dämmt und die Wärmedämmung verbessert.

Seine Holzhartböden „Pure Genius“ stattet das schwedische Unternehmen Välinge mit einer Oberfläche zur Luft- und Bodenreinerhaltung aus. Hinter der Bezeichnung „Actio2“ verbirgt sich eine Beschichtung mit Titandioxid. Durch die Einwirkung von Sonne oder künstlichem Licht entwickelt das Metalloxid katalytische Eigenschaften. So sollen nicht nur Verschmutzungen auf dem Holz wie von selbst verschwinden, sondern nebenbei auch die durch Schadstoffe belastete Innenraumluft laut Hersteller gereinigt werden.

Vernetzter Teppich

Elektronische Sensoren machen den „ESP Detection floor“ von Edel Tapijt aus den Niederlanden zu einer Bodenunterlage besonderer Art: Sie erkennt und überwacht die Bewegungen von Menschen in der Wohnung. Was nach dem Ende des letzten Rests Privatsphäre klingt, hat einen tatsächlichen Nutzen. Auf diese Weise können pflegebedürftige oder sturzgefährdete Personen länger als bisher möglich in ihrer gewohnten Umgebung leben. Auch in Pflegeheimen und Krankenhäusern soll Patienten schneller und gezielter geholfen werden. In Zeiten, da Personalkosten weiter reduziert werden, immerhin eine effizienzsteigernde Maßnahme, die womöglich nicht nur den Betreibern solcher Einrichtungen nutzt. Der „ESP Detection Floor“ besteht aus einzelnen Fliesen mit Sensoren und kann einfach unter Teppichen sowie Holz- und Vinylböden verlegt werden. Ungewöhnliche Bewegungen oder Auflagestellen werden an ein Kontrollsystem gemeldet. Die Software kann auf unterschiedliche Bedürfnisse eingestellt werden und beispielweise auch Einbrecher melden oder als Marketing-Tool dazu beitragen, das Einkaufsverhalten von Kunden im Supermarkt zu analysieren.

Wasserfest und Wohnlich

„Tex“ nennt sich ein Teppich von Lico, der auch überall dort verlegt werden kann, wo Teppiche bisher eher nicht zum Einsatz kamen. Etwa in Bädern oder beispielsweise in kleinen Hotels, die traditionell Waschmöglichkeiten im Zimmer bieten, weil für den Einbau eines Bades nicht genug Platz vorhanden ist. Für Wohn- und Objektbereiche ähnlicher Art bietet Lico seinen wasserabweisenden „Tex“ in derzeit sechs Dessins, der sich nicht nur nass reinigen lässt, sondern zusammen mit der bereits erwähnten wasserfesten Kunststoff-Platte „Hydro“ als „Tex Hydro“ ein nahtloses Verlegen per Klicksystem ermöglicht.

Die belgische Unilin-Group, die zur amerikanischen Mohawk-Gruppe gehört, hat den Markt der Luxus Vinyl Tiles (LVT) genauestens untersucht. Es ist ein Markt mit riesigen Steigerungsraten, aber bislang eher unterentwickelten Produkten, die zudem – ohne wirkliche Kontrolle über Inhaltsstoffe – meist in Fernost gefertigt wird. Die meisten Produkte dehnen sich bei Sonneneinstrahlung aus und schrumpfen dann wieder zusammen, wobei Aufwölbungen und Fugen entstehen können, die nicht nur die Oberfläche, sondern auch den Estrich beschädigen können. Zudem bekommen viele auf dem Markt befindliche Produkte leicht Kratzer und Flecken. Als Alternative hat Unilin ein neues Produkt mit zertifizierten Inhaltsstoffen entwickelt, das in Belgien hergestellt wird und somit inmitten des europäischen Marktes, der LVT bislang hohe zweistellige Zuwachsraten bescherte. Zudem kombiniert Unilin die neuen Produkte mit den bewährten Qualitäten seiner Marken „Quick-Step“ (für die Verlegetechnik) und „Pergo“ (für den Druck und die Qualität der Oberflächen). Diese Neuheit, so erwartet es das Unternehmen, könnte dem Markt der LVTs zusätzlichen Schub verleihen.

Bliebe nur noch die Erwartung, dass sich die Hersteller verstärkt Designern und Innenarchitekten öffnen. Denn nicht immer perfektere Imitat-Oberflächen zu geringen Kosten sollten das Ziel sein, sondern zeitgemäße Flächen, Strukturen und Bilder, die der begehbaren Seite des Raumes eine neue Dimension verleihen.

www.lico.ch
www.classen.de
www.designparquet.fr
www.tarkett.fr
www.valinge.se
www.edel.nl
www.unilin.com