Im zehnten Jahr der „Designer's Days" in Paris - eine jährlich stattfindende Veranstaltung, bei der Designer, Galeristen, Architekten, Sammler und viele Interessierte an verschiedenen Orten in Paris zusammentreffen - dreht sich alles um die Zehn, was recht einfallslos ist. Aber die Organisatoren der „Designer's Days", eine Gruppe von edlen französischen Einrichtungshäusern, meinten es so, wie sie es sagten: „Dis moi dix" (Sag' mir zehn), war der Slogan, den sie allen Teilnehmern des diesjährigen Parcours durch die Stadt auf den Weg gegeben haben. Aber nicht nur, wie sie versicherten, weil man im Jahr 2010 das erste kleine Jubiläum der „Designer's Days" feiert, sondern vor allem weil die Zahl Zehn arithmetisch so interessant sei.
Die zur Kreativität aufgerufenen Designer scherten sich jedenfalls wenig um das Spiel mit den Zahlen. Allenfalls im Haus Christofle, das sich auf die Herstellung von feinem Silberbesteck spezialisiert hat, nahm man den Aufruf zum Anlass, die nunmehr zehn Jahre dauernde Zusammenarbeit mit der Designerin Andrée Putman zu feiern. Eine Auswahl ihrer Schalen, Teller und Bestecke, denen stets ein eingearbeiteter asymmetrischer Ring als Markenzeichen dient, standen also blank poliert im Showroom an der Rue Royale - und wirkten dort wie Zeugen aus einer vergangenen Zeit. Das hatte laut der Organisatoren der „Designer's Day" zwar gerade nicht das Ziel sein sollen, denn natürlich kann sich eine dem Zeitgeist so verpflichtete Branche wie das Design den Blick zurück nicht allzu häufig leisten. Aber es schien doch, als wäre nicht nur Christofle in diesem Jahr zur Zukunft einfach nicht viel eingefallen. Auch Boffi, der italienische Spezialist für Küchen und Bäder, hatte den Laden am Boulevard Saint-Germain dem Bühnenbildner Cédric Martineaud überlassen, der den Besuchern mithilfe von Videoinstallationen einen virtuellen Rundgang durch die zehn schönsten Küchen der vergangenen zwanzig Jahre anbot, denn die Zahl zwanzig ist auch ein Vielfaches von zehn.
Für den italienischen Möbelhersteller Poltrona Frau hatte der französische Designer François Azambourg seine Liebe zur Natur ausgelebt. Von einer Reise nach Burkina Faso hat er einen ockerfarbenen, von den Tieren verlassenen Termitenhügel mitgebracht, den er mithilfe traditioneller afrikanischer Töpfertechniken in einen stattlichen Thron verwandelt hat. Ein Einzelstück, versteht sich. Andere Sitzgelegenheiten hingegen lagen zwar weit weniger im Trend des ökologischen Bewusstseins, waren aber genauso originell. Die Sitzsäcke, die zum Beispiel Maurizio Galante und Tal Lancman für Cerruti Baleri entworfen haben, luden optisch gar nicht zum Verweilen ein: Dem Kunststoffkern hatten sie einen Bezug übergeworfen, der eine Kaktee mit großen, spitzen Dornen zeigte. Dazu passend trug das Ensemble den sprechenden Titel „Coussin de belle mère" (Das Kissen der Schwiegermutter). Ein schönes, ironisches Werk. Von ihnen hätte man sich in Paris durchaus mehr gewünscht.
www.designersdays.com