Wissen teilen

Anna Moldenhauer: Frau van Ast, was hat Sie an der Aufgabe gereizt die Design Post zu leiten?

Floor van Ast: Ich habe lange Zeit in der niederländischen Kulturindustrie gearbeitet und in meiner Arbeit als Kuratorin Zukunftsperspektiven im Design aufgezeigt. Die Design Post ist mir dabei nicht fremd, ich bin mit den Eigentümern verwandt. Bisher war die Verbindung aber eher lose und ich freue mich darauf, das nun zu ändern und meine Ideen und Szenarien einzubringen zu können. Die Position der Design Post ist für mich sehr interessant – wir sind in enger Verbindung zur Industrie wie zu den Kreativen. Dieses Potential zur Vernetzung und zum Austausch sollte man mehr nutzen. Wir können da noch aktiver sein und mehr bewirken. Das ist auch meine persönliche Motivation: Ich bin überzeugt, dass es allen in der Branche hilft, wenn das Wissen zwischen Wettbewerbern geteilt wird und man sich gegenseitig stärkt.

Können Sie uns schon einige Details Ihrer Pläne verraten?

Floor van Ast: Wir starten als erfahrener Showroom für Designmarken und ich denke, wir wissen ganz gut, was die Hersteller brauchen. Der Showroom wird das Herzstück bleiben, aber ich möchte gerne die Funktion der Kommunikationsplattform stärken. Neben den bekannten Events planen wir so mehr inhaltsorientierte Programme, wie eine Reihe von Salongesprächen über Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit. Große Themen, aber ich denke aktuell sehr relevant für unsere gesamte Branche, um die Fragen der Gesellschaft zu thematisieren, aber auch die Möglichkeiten, die dort warten zu erkennen. Das ist eine Spitze von dem, was wir planen und ich hoffe, dass wir im Mai 2021 wieder mit kleinen, physischen Veranstaltungen beginnen können. Parallel planen wir Onlineevents, zum Beispiel mit NXT A, dem Netzwerk für junge, innovative ArchitektInnen, PlanerInnen und Professionals aus der Bau- und Kreativbranche sowie materials cologne, der Konferenz für Design und Innovation.

Möchten Sie an der Struktur des Showrooms etwas ändern?

Floor van Ast: Arbeits- und Ausstellungsflächen werden aktuell an vielen Orten fließender, die Unterteilung ist nicht mehr so streng. So möchten wir auch in der Design Post Räume schaffen, die von unterschiedlichen Gruppen genutzt werden können, nicht nur von einer Marke. Zusammen mit Besau Marguerre entwickeln wir aktuell ein passendes Konzept für einen flexiblen Treffpunkt in der Designpost, der für das agile Arbeiten perfekt ist. Dazu kommt ein Studioraum, der speziell für Workshops ausgestattet ist und gemietet werden kann und ein Co-Working Space. Unsere Räume sollen also der Branche viele Möglichkeiten bieten, wir möchten den ArchitektInnen, DesignerInnen und VertreterInnen der Marken ein optimales Umfeld bieten. Die Design Post ist mehr als nur ein angenehmer Ort um sich hochwertige Einrichtungsgegenstände anzuschauen, es ist eine multifunktionale Fläche für die kreative Arbeit, allein oder in der Gruppe und ein dynamisches Werkzeug für die Industrie.

Aktuell finden keine physischen Messen statt – somit fehlt der Design Post mehrmals im Jahr das "Laufpublikum". Wie gehen Sie damit um?

Floor van Ast: Es ist eine Herausforderung für uns, denn die Messen sind jeweils ein Highlight, aber nicht der einzige Grund für unsere Besucher um zur Design Post zu kommen. Für viele Marken ist die Design Post ganzjährig ihr deutscher Hub, unabhängig von den Fachmessen. Diese sind natürlich wichtig, aber wir bieten das ganze Jahr über Aktivitäten, vor allem in der Region. Ich denke auch wenn wir die Pandemie im Griff haben, werden und sollten wir nicht zu der einst sehr engen Taktung des Reisens zurückkehren. Unsere Gewohnheiten müssen sich ändern und so wird sich auch die Design Post der Zeit anpassen. Die zwischenmenschliche Begegnung und das Erleben der Objekte wird wichtig bleiben. Wenn ich ein Gebäude mit 100 Tischen plane, möchte ich das Modell vorab zumindest einmal sehen, das Material, die Haptik erfahren. Der Bedarf nach einem realen Raum wird sich nicht ändern, aber der Informationsfluss kann digital passieren und Marken werden immer besser darin sich hier aufzustellen. Ich bin zuversichtlich, dass diese Pandemie auch ein Katalysator für viele zukunftsweisende Entwicklungen sein wird.

Inwiefern möchten Sie das Konzept weitertragen, das Ihr Vorgänger Volker Streckel für die Design Post entwickelt hat?

Floor van Ast: Volker hat ein wirklich starkes Konzept auf die Beine gestellt, das in sich einzigartig ist. Für mich ist es ein gutes Fundament, auf das wir stolz sein können und das mir nun die Möglichkeit gibt um weitere Schritte voran zu setzen. Der Markt verändert sich aktuell, der Austausch zwischen den Marken und den Endverbrauchern wird intensiver, Inhalte werden verstärkt nachgefragt. Die Design Post kann ein Teil dieses Übergangs in einer kollaborativen Weise sein. In der Branche brauchen wir alle einander und meine Vision ist es, hierfür unterschiedliche Szenarien zu generieren.