Der Sound der Möbel
Schon mal ein Regal angehört? Oder einen Stuhl? Und wie klingt eigentlich ein Sessel? Das neue Möbellabel Bottone hat zu jedem der acht Objekte aus seiner ersten Kollektion ein Musikstück aufgenommen. Es sind sphärisch-elektronische Tracks, reduziert und trocken produziert. Zum Aluminiumstuhl "Rivet" stolpern metallische Beats, der geschwungene "S-Tisch" wabert aufgeregt wie frühe Housemusic, das Regal "Filigrana" dagegen tönt so fein wie sein Name – und trotz rechtwinkligem Raster – erstaunlich melodisch. Und im Stück zum Sessel "Nodo" ist ein Sample eingebaut, das an das Geräusch eines Reißverschlusses erinnert. Alle acht Stücke können auf der Webseite von Bottone, zu Deutsch: Knopf, abgerufen werden. Sie sind Teil eines ausgeklügelten Konzepts, mit dem die Gründer und Brüder Daniele Luciano und Michele Ferrazzano den Start ihres Unternehmens orchestrieren. Die eigentlichen Möbel hatten in Mailand zum Salone del Mobile Premiere, Bottone präsentierte sie im "Dopo Space".
Bottone ist für die beiden Ferrazzanos eine Herzensangelegenheit. Dass der Launch von Musikstücken begleitet wird, ist kein Marketinggag: Sowohl der 40-jährige Daniele als auch der 44-jährige Michele machen seit Jahren selbst Musik und legen als DJs auf. Die Entwürfe in Töne zu verwandeln, lag für sie nahe. "Das macht uns aus", sagt Daniele beim Gespräch in seiner Berliner Wohnung, in der ein Zimmer als Homeoffice und -studio dient. Was sie auch ausmacht, ist ihre Herkunft aus Apulien, die Großväter kamen zum Arbeiten nach Südwestdeutschland. Familie steht in Italien über allem – ein Klischee, das die beiden jedoch mit ihrem engen Verhältnis gerne bestätigen. Gemeinsam ein Unternehmen zu gründen, das ergab sich irgendwann wie von selbst.
Italien heißt aber natürlich auch italienisches Design, und das entdeckte Daniele Ferrazzano als Industriedesign-Student während seines ersten Besuchs beim Salone del Mobile 2005. Er hatte sich an seiner Hochschule Schwäbisch Gmünd zur Exkursion nach Mailand angemeldet, ohne zu wissen, was ihn erwartete. Doch von da an ließ ihn die Leidenschaft für Möbel nicht mehr los. "Ich habe mich in diese Welt verliebt." Und die Emotionalität der italienischen Postmoderne gab seinem am Bauhaus geschulten Designverständnis einen kleinen Kick. Die beiden Welten zu verbinden, das deutsche und das italienische Design, ist eines der erklärten Ziele der Brüder. Michele ist als Wirtschaftsingenieur und international erfahrener Projektmanager für Produktion, Konstruktion und Planung zuständig, während Daniele die Rolle des Kreativdirektors und Entwerfers übernommen hat.
Unter dem Namen Studio DLF betreibt Daniele Ferrazzano zudem seit 2009 ein Interiordesign-Studio in Stuttgart. Daniele entwarf fünf Produkte für die erste Kollektion, drei Stücke davon stammen aus Architekturprojekten von Studio DLF, so etwa der "S-Tisch" mit der schlangenförmig gekurvten Platte. Daniele entwarf ihn 2020 für ein Café in Stuttgart, das wegen der Pandemie nach wenigen Monaten wieder schließen musste. Der Stuhl "Rivet" wiederum kommt von Simon Busse. "Ein smarter Entwurf", sagt Daniele, "und er ist einfach herzustellen." In Zusammenarbeit mit dem Designstudio Haus Otto ist der Teppich "Zooom Rug" entstanden und für "In&Out" hat Daniele mit Artur De Menezes (Sixnfive Objects) kooperiert. Die Gründer definieren Bottone als "affordable collectible", soll heißen: Es gibt keine limitierten Editionen und die Möbel sind nicht überirdisch teuer. Massenmarkt-günstig jedoch auch nicht, das ist schon aufgrund der bislang kleinen Stückzahlen unmöglich. Nach dem erfolgreichen Launch der Kollektion in Mailand geht es rasant weiter mit Bottone: Gleich anschließend eröffnen Michele und Daniele Ferrazzano einen eigenen Showroom in Berlin-Mitte. Bereits zum Opening am 30. April 2024 können dann BesucherInnen testen, ob die Möbel tatsächlich so aussehen wie sie klingen.
Bottone Showroom
Leipziger Straße 66
10117 Berlin
Opening:
30. April 2024, 19 Uhr