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Derek Dellekamps Gespür für den Zwischenraum
von Sophia Walk | 26.03.2014
en Raum zwischen den Wohneinheiten verflochten werden. Foto © Sandra Pereznieto

Fast zeitgleich mit den Bürogründungen von Tatiana Bilbao und Michel Rojkind, machte sich in Mexiko Stadt auch Derek Dellekamp selbständig. 1999 gründete er Dellekamp Arquitectos mit Sitz in der mexikanischen Hauptstadt. Auffällig an der Projektliste von Dellekamp Architekten ist der Schwerpunkt auf Wohnungsbauten, viele davon im Maßstab von Ein- bis Dreifamilienhäusern, sowohl im städtischen als auch im ländlichen Kontext.

Erst in diesem Jahr fertiggestellt wurde das Projekt „Casas Mestre“ (Häuser der Treppen) in Valle de Bravo, 130 Kilometer westlich der Stadtgrenzen Mexiko Citys. Der kleine Ort liegt am Avándaro-See, umgeben von grünen Berghängen. Die Casas Mestre zeigen Dellekamps feinfühliges Gespür für eine Architektur, die er geschickt mit der Landschaft verknüpft. Die Architekten bauten einen kleinen Komplex bestehend aus drei aneinandergereihten Wohnhäusern, die sich jeweils auf vier Ebenen terrassenartig auf einem Hanggrundstück erstrecken. Um den Bewohnern von allen Ebenen aus einen Seeblick zu ermöglichen, wurden die Räume als Boxen konzipiert und entlang des Hangs angeordnet. Dadurch entsteht eine Verflechtung von privatem Raum innerhalb einer Wohneinheit mit dem öffentlichen Raum zwischen den Wohneinheiten. Durch ihr weißes, puristisches Erscheinungsbild sprechen die Casas Mestre in dieser reizvollen Landschaft am Avándaro-See eine klare aber zurückhaltende Sprache.

Weg von der Straße

Auch im städtischen Kontext schafft es Derek Dellekamp, Grünräume mit Wohnräumen zu verbinden. Besonders gelungen ist ihm das bei dem Wohnungsbauprojekt „Michelet 50“ mitten in Mexiko Stadt. Das Mehrfamilienhaus im Viertel Anzures wurde 2010 an einer kleinen Straßenkreuzung gebaut. Um den Bewohnern auch in einer dichten Stadt wie Mexikos Hauptstadt einen eigenen Außenraum unmittelbar am Wohnbereich zu bieten, entschied sich Dellekamp, das Wohnhaus von der Straße zurückzuversetzen. Das dreigeschossige Gebäude wurde in drei Blöcke unterteilt, sodass die unterschiedlichen Wohnungen möglichst viel Fassadenfläche erhalten. Die klare Form des Baukörpers, die durch seine Glasfassaden bestimmt wird, wird unterbrochen von begrünten Wänden zwischen den Blöcken.

Einkehr zwischen Stelen

Dass von Konkurrenzdenken unter mexikanischen Architekten keine Rede sein kann, sondern dass es ihnen darum geht, miteinander zu kooperieren, zeigt auch das Projekt „La Gratitud“, „die Dankbarkeit“, bei dem sich Dellekamp mit der Architektin Tatiana Bilbao zusammenschloss. Die offene Kapelle befindet sich am Beginn des Pilgerweges „Ruta del Peregrino“ im mexikanischen Bundesstaat Jalisco. Vier weiße Stelen aus Betonfertigteilen formen eine abstrakte Kapelle, die die Pilger am Beginn ihres Weges zu einer ersten Einkehr einlädt. Hier wird man auf den Grundgedanken des Raums in der Architektur gebracht. Denn die Kapelle zeigt sich nicht als geschlossener Raumbehälter, sondern ist ein offener Raum, der sich zwischen den weißen Stelen aufspannt.

Derek Dellekamps Architektur nimmt auf bemerkenswerte Weise Bezug zur Landschaft, die sie umgibt. Ist sie nicht vorhanden, wie beispielsweise beim Wohnungsbauprojekt „Michelet 50“, macht er sie durch seinen Entwurf möglich.

www.dellekamparq.com

en Raum zwischen den Wohneinheiten verflochten werden. Foto © Sandra Pereznieto
Die Casas Mestre wurden mit lokalen Materialien gebaut, wobei besonders die Schlankheit der Fensterprofile die deutschen Architekten vor Neid erblassen lässt.
Foto © Sandra Pereznieto
Die Casas Mestre wurden mit lokalen Materialien gebaut, wobei besonders die Schlankheit der Fensterprofile die deutschen Architekten vor Neid erblassen lässt.
Foto © Sandra Pereznieto
Reizvolle Landschaft: Den Bewohnern der Casas Mestre bietet sich ein einzigartiger Blick auf den Avándaro-See und die Berglandschaft des Valle de Bravo. Foto © Sandra Pereznieto
Reizvolle Landschaft: Den Bewohnern der Casas Mestre bietet sich ein einzigartiger Blick auf den Avándaro-See und die Berglandschaft des Valle de Bravo. Foto © Sandra Pereznieto