Gibt es im Design eigentlich nur gute, helle, helfende Mächte? Oder walten auch hier dunkle Kräfte? Mag die Tendenz zur Verbesserung der Welt noch so groß sein, der Wunsch, sich zu deren Retter aufzuschwingen, auch bei Designern zuweilen übermächtig werden, es ergeht ihnen wie beim Pokern: Irgendwann müssen sie zeigen, was sie auf der Hand haben. Kein Wunder, wenn solche Spiele die Werbung interessieren, also sucht auch dort so mancher Fürst der Finsternis die Kontrolle über die Macht zu erlangen. Oder sollten wir sagen: Im Kapitalismus geht es immer darum, irgendein Imperium zu erobern, sprich Konkurrenten zu überflügeln und Monopole aufzubauen. Es ist zwar nicht bekannt, dass Karl Marx am Drehbuch des erfolgreichen Science-Fiction-Märchens „Star Wars" mitgewirkt hat, doch spätestens wenn es um die weltweite Vormachtstellung in der Automobilbranche geht, kommt er wieder ins Spiel. Dass die ernsten Spiele der Akkumulation und das richtige Gespür für die Macht auch Wirtschaftslenkern nicht fremd sind, ist nicht mehr als ein Gemeinplatz. Dass Werbung lustig und parodistisch sein kann, kommt dagegen eher selten vor. Nun ist Volkswagen – in einem für den amerikanischen Markt produzierten Spot für den neuen Passat – das Kunststück gelungen, Macht, Spiel und Technik mit Witz zu verbinden. Der Spot greift die mythische Hollywoodfigur des Darth Vader auf, nimmt ihr aber spielerisch alle Bedrohlichkeit. Macht, das ist eben auch ein Kinderspiel. Also müht sich der kleine Lord Vader, aber ach, die Kraft will einfach nicht recht fließen. Bis das richtige Gefährt in die Einfahrt rollt – und der Junge plötzlich ... Nun ja, die Macht, ist zwar das markanteste Element der Star-Wars-Reihe, das alles durchdringende Energiefeld, das die Galaxis zusammenhält. Am Ende ist aber auch sie nichts als Magie. In unserem Fall: technische Magie. Und welcher Werber glaubte nicht an sie. Ob mit oder ohne Fernbedienung. Der Spot ist derart pfiffig gemacht, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis auch er parodiert würde. Im Zuge des neuen Films „Thor" von Kenneth Branagh ist eine solche nun aufgetaucht – naturgemäß mit einer neuen Hauptfigur. Auch der kleine, blonde Thor mit seinem Spielzeughammer eilt, wie jeder kleine Junge besessen von Kraft und Energie, durchs adrette Vorstadthaus, um die Wirkung seiner Fähigkeiten an Hund, Puppe und Gerät zu erproben. Wie sein schwarzer Bruder Darth Vader wird auch der kleine Donnerer nichts als enttäuscht. Bis abermals ein Auto vorfährt (diesmal ein Rover älteren Datums) und Thor seinen Hammer – „Mjölnir" heißt der in der altnordischen Literatur – zum Einsatz bringt. Die Wirkung von Blitz und Donner ist durchschlagend. Womit dreierlei bewiesen wäre: Macht lässt sich nicht beherrschen; sie entfaltet sich eher spontan. Die nordische Mythologie kann es leicht mit den aus vielen Quellen zusammen geschraubten Mythen Hollywoods aufnehmen. Und: Auch Thors Familie braucht ein neues Auto.
Der Wille zur Macht
von Thomas Wagner | 30.05.2011
The Force: Volkswagen Commercial
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Little Thor