Es sind nicht nur die fehlenden Textilverlage, die sich nach dem Debakel im letzten Jahr, als wegen eines Sturms das Ausstellungszelt zwei Tage für Aussteller und Besucher geschlossen blieb, von der Messe zurückzogen und nun eine eigene Veranstaltung in der Stadt, die „Déco-Off" organisiert haben. Nein, es scheint ein grundsätzliches Gefühl zu sein, das da in den Messehallen im Parc des Expositions zu spüren ist. Nachdem sich die Heimtextil in Frankfurt und die Möbelmesse in Köln in diesem Jahr zu stabilisieren schienen, ist in Paris eine eigenartige Stagnation zu erleben. Warum sind ausgerechnet Philippe Starck und Karim Rashid die Stars der Messe? Starck hat eine Ausstellung mit jungen Designern kuratiert, Rashid für gleich zwei Hersteller neue Kollektionen entworfen. Beide bewegen sich mit ungeheurer Medien- und Publikumsaufmerksamkeit durch die Halle 7, die als einzige dem High-End-Design gewidmet ist. Braucht man die Präsenz dieser Stars, um von grundsätzlichen Problemen abzulenken? Die Halle ist nicht wirklich ausgebucht, im hinteren Teil sind Jungdesigner untergebracht, die noch im letzten Jahr im angrenzenden Zelt zu finden waren. Dort befinden sich nun das sehr schön gestaltete Café Intramuros und mehrere Sonderausstellungen. Hatte man noch im letzten Jahr das Gefühl, dass in Paris eine neue Möbelmesse als Konkurrenz zu Köln erwachsen könnte, so muss man hier wohl wieder umdenken. Eine große Chance für die Standorte Frankfurt und Köln, die diese nutzen sollten. Damit kein Missverständnis aufkommt: Die Maison & Objet ist immer noch für den Besucher eine lohnende Veranstaltung, in der Halle 7 findet man eine gute Mischung aus etablierten Firmen wie Ligne Roset, Zanotta, Baccarat, EMU, kleinen aufstrebenden Labels wie Moustache und einigen Jungdesignern. Und dennoch: Der nach den letzten Jahren erwartete ganz große Wurf ist es nicht.
Höhepunkte auf der Messe sind die Zusammenarbeit der Manufaktur Baccarat mit dem Designer Marcel Wanders, aus der eine vielseitige und poetische Kollektion entstanden ist, der Auftritt der dänischen Firma Hay, die mit einem innovativen Standkonzept und zahlreichen Neuheiten aufwarten kann sowie die Präsentationen der spanischen Außenmöbelhersteller Gandia Blasco und Vondom.
Da das alles in drei bis vier Stunden locker zu bewältigen ist, bleibt noch etwas Zeit für die Stadt und insbesondere für die oben beschriebene Konkurrenzveranstaltung der Textilverlage. Fast alle dieser Firmen haben sich mit ihren Showrooms am Pariser Rive Gauche in diesem Jahr zur „Déco-Off" zusammengeschlossen. Es gibt einen Shuttle-Service, der zwischen den Quartieren pendelt und einen aufwendig gestalteten Katalog. Da die Showrooms zum Teil aber doch recht weit voneinander entfernt liegen, braucht man Zeit, die viele professionelle Messebesucher schlicht nicht haben. Mangelnde Kommunikation im Vorfeld führte zudem dazu, dass viele Besucher über die neue Veranstaltung nicht informiert waren und erst auf der Messe davon erfuhren. Hier muss in jedem Fall nachgebessert werden. Ob die Messegesellschaft die Textilfirmen überzeugen kann, wieder auf die Messe zurückzukehren, darf bezweifelt werden.
Zum Schluss ein kulinarischer Tipp: In der Rue Pont Neuf 1 befindet sich im obersten Stockwerk des Kenzo-Gebäudes das von Philippe Starck - da ist er wieder - gestaltete Restaurant „Kong". Gutes Essen, spektakuläre Sicht auf die Stadt - man sitzt unter einer Glaskuppel - und ein junges und cooles Publikum. Was braucht man mehr?!