Leistungsdruck, Emails, Meetings, Überstunden, Termine und nochmals Termine – der Büro-Mensch ist und bleibt ein Getriebener. Was Wunder, wenn er sich zwischendurch nach etwas Ruhe und Entspannung sehnt. Nicht von ungefähr sollen Yoga, Achtsamkeits-Workshops oder Wellness-Urlaube dazu beitragen, den Stress in einer beschleunigten Gesellschaft abzubauen. Ist süßes Nichtstun – wohldosiert, versteht sich – nicht Grundvoraussetzung für mehr Energie und Leistungsfähigkeit? Wer sich, wenn der Biorhythmus es gebietet, eine kleine Pause gönnt, der agiert anschließend wieder entspannt und bleibt aufmerksam, das bestätigen nicht nur Ärzte und Psychologen. Ein Daybed, also eine Liege für tagsüber, kommt da gerade recht. Ob Powernapping oder ausgedehnter Mittagsschlaf oder kreatives Dahindämmern – die Vorteile liegen auf der Hand: Man kann sich ausstrecken, statt verkrampft auf dem Bürostuhl einzunicken oder kurz den Kopf auf die Schreibtischplatte zu legen. Wer weiß, vielleicht hat die Verwandlung des Büros in eine Spielwiese ja auch dazu beigetragen, dass derzeit kein Mangel an gut gestalteten Tagesbetten herrscht. Wir haben eine Auswahl für Sie zusammengestellt – nicht nur fürs Büro. (mm)
Nouvelle Vague
„TRAVELLER“ VON STINE GAM UND ENRICO FRATESI
FÜR PORRO
Dieses Tagesbett hätte sich hervorragend als Requisite im Film „Schnee über dem Kilimandscharo“ geeignet: und zwar als Unterlage für Gregory Peck alias Harry, der von Fieberträumen geschüttelt darnieder liegt. Sicherlich haben sich Stine Gam und Enrico Fratesi, die „Traveller“ für Porro auf dem Salone 2015 vorgestellt haben, von Safaris oder altgriechischen Liegebetten inspirieren lassen. Dafür spricht auch die traditionelle Machart mit zwei Seitenlehnen und einer Liegefläche aus schwarzem oder braunem, auf ein Stahlgestell gespanntem Leder. Charmant, wenn auch nicht unbedingt fürs Büro geeignet: „Traveller“ fordert aufgrund seiner zwei Kopfteile dazu auf, eine weitere Person zum Tagträumen einzuladen.
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„PRINCIPESSA“ VON NIPA DOSHI UND JONATHAN LEVIEN FÜR MOROSO
Es war einmal ein Prinz, der eine Prinzessin heiraten wollte. Um herauszufinden, ob seine Auserkorene auch wirklich eine echte Prinzessin sei, versteckte die Königin eine Erbse unter den zwanzig aufeinandergestapelten Matratzen und zwanzig Daunendecken ihres Bettes. Und in der Tat, die Prinzessin schlief schlecht. Das Märchen „Die Prinzessin auf der Erbse“ von Hans-Christian Andersen stand Pate für das Tagesbett „Principessa“, das Nipa Doshi und Jonathan Levien 2008 für Moroso entworfen haben. Ein nettes Detail: Die Bezüge der vielen Matratzen sind mit allerlei Utensilien bedruckt, die, so erklären Doshi Levien, eine „Prinzessin von heute“ für eine aussichtsreiche Partynacht benötige: Fön, kleine Tasche, Stiefeletten, Halskette und einiges mehr.
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„KOII“ VON SASCHA AKKERMANN
FÜR MÜLLER MÖBELWERKSTÄTTEN
Zunächst kommt „KOii“ wie ein zusammengerollter Lattenrost daher: Ausrollen, Seiten hochklappen, durch Spanngurte fixieren und um 180 Grad drehen – fertig ist die Liege mit dem zipfelförmigen Kopfteil. Ausgedacht hat sich die raffinierte Technik der Tischlermeister und Designer Sascha Akkermann. Er hat Lamellen aus Birkenschichtholz in kurzen Abständen auf eine LKW-Plane aufgebracht, wodurch eine flexible Holz-Verbund-Platte entsteht, die eine geschwungene Form ermöglicht. Legt man sich nach erledigtem Aufbau auf das Daybed, kann man schlussendlich noch über den Namen „KOii“ sinnieren: Ist er vom Koi-Karpfen oder von der Koie abgeleitet?
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„EJ 142 WAVES“ VON ANNE-METTE JENSEN UND
MORTEN ERNST FÜR ERIK JØRGENSEN
Sich von Wellen tragen lassen – dafür muss man nicht ans Meer fahren. „Waves“ macht es möglich. Das aus Kaltschaum geformte und mit Kunstleder bezogene Liegemöbel „Waves“ ruht auf einem Fieberglas-Gestell und ist einem Studentenwettbewerb entsprungen, den der dänische Hersteller Erik Jørgensen 1995 zu seinem vierzigsten Bestehen ausgelobt hatte. Anne-Mette Jensen und Morten Ernst konnten ihn für sich entscheiden. Wer sich – was bei einer Größe von 2 mal 1,5 Meter auch gut zu zweit geht – auf „Waves“ niederlässt, der stellt ganz nebenbei auch eingeübte Liegegewohnheiten in Frage. Unser Tipp für Wellenreiter: Sich einfach mal treiben lassen.
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„BARCELONA DAYBED“ VON
LUDWIG MIES VAN DER ROHE FÜR KNOLL
Ludwig Mies van der Rohe hat sein „Barcelona Daybed“ 1930, ein Jahr nach seinem Barcelona-Pavillon und der dazugehörigen Polstermöbelkollektion herausgebracht. Es gilt längst als Urahn aller modernen Tagesliegen. Es ziert etwa Mies’ berühmtes Farnsworth House in Illinois. Mit der Nackenrollen, der charakteristischen Chesterfield-Steppung, dem anilingefärbten Leder sowie dem mit Ledergurten bespannten Holzrahmen und den Metallfüßen – alles handgefertigt, versteht sich – lässt dieses Modell sowohl unter gestalterischen, als auch unter praktischen Gesichtspunkten kaum Wünsche offen.
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Gepflegte Moderne
„S 5002“ VON JAMES IRVINE FÜR THONET
„Bei Thonet findet ein Designer eine Tradition der Gestaltungssprache und der Konstruktion, die zeitlos ist. Ich arbeite seit mehreren Jahren mit Thonet zusammen, und mir wurde hier noch einmal sehr deutlich, dass man Produkte auch ‚wieder-erfinden’ und sie in die heutige Zeit bringen kann. Und genau das ist das Programm S 5000: Thonet Tradition für das moderne Heute.“ Das erklärte James Irvine im Jahr 2006, als die Polstermöbelserie eingeführt wurde. Pate für S 5000 stand das traditionelle Daybed mit Stahlrohrgestell, das es in den 1930er Jahren gleich mehrfach in der Kollektion des Unternehmens gegeben haben soll. Die Neuinterpretation „S 5002“ ist freilich mehr als nur eine Liege: Dank modular einsetzbarer Polster kann sie auch zum Sofa oder zur Chaiselongue werden. Einfach eine klare Sache.
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„DS-80“ VON DE SEDE
Kaminfeuer, Tabakrauch und ein dunkler, schwerer Rotwein kommen einem in den Sinn, wenn man die Liege „DS-80“ von De Sede betrachtet. Ob als Liege oder als elegantes Lounge-Sofa – auch zu dem DS-80 gibt es entsprechende Rückenkissen –, auf dem als Patchwork verarbeiteten handschuhweichen Leder fühlt man sich sofort wohl. Die Liege stellt eine Neuinterpretation eines Entwurfs aus den 1970er Jahren dar – einer Zeit, in der man noch gerne Pfeife rauchte. Also fantasieren wir einfach mal und stellen uns Max Frisch auf dieser Recamière vor, wie er genüsslich rauchend da liegt, über die eigene Identität und die der anderen sinniert, war er doch davon überzeugt, dass „Muße und Wohlleben unerlässliche Voraussetzungen aller Kultur sind“.
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„DAYBED“ VON EILEEN GRAY FÜR CLASSICON
Das Haus E.1027, das Eileen Gray in den Jahren 1926 bis 1929 für Ihren Lebensgefährten Jean Badovici in Roquebrune an der Côte d’Azur realisiert hat, markiert eine Wende im Schaffen von Gray, die zunächst „Arts Decoratifs“ studiert hatte und sich nun der modernen Architektur und ihrer Einrichtung zuwandte. Nicht mehr Lack und Holz, sondern industriell verarbeitete Materialien wie Stahl verwendete sie nun für Objekte und Einbauten. Es entstanden eine Reihe von Möbeln wie der „Bibendium Chair“, das „Adjustable Table“ – und nicht zuletzt das „Daybed“ von 1925, das im offenen Wohnzimmer von E.1027 platziert war, wo Schlafen, Lesen und Unterhaltung zusammenkamen. Wo immer Sie es aufstellen, es macht eine gute Figur.
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„OW 150“ VON OLE WANSCHER FÜR CARL HANSEN & SØN
Dass auch geschäftige Dänen ab und zu eine Pause brauchen, davon zeugt die Liege „OW 150“ von Ole Wanscher, die der Architekturprofessor 1949 gestaltet hat und die bei Carl Hansen & Søn verlegt wird. Welche Einflüsse in den Entwurf eingeflossen sind – Wanscher war ein ausgesuchter Kenner der Geschichte der Möbelgestaltung –, lässt sich ad hoc nicht erkennen. Womöglich hat Wanscher einfach die besten Zutaten aus unterschiedlichen Epochen und Kulturen genommen, um daraus die Essenz einer Tagesliege zu destillieren. Das Ergebnis wirkt ebenso schlicht wie notwendig.
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„DAYBED“ VON PIERRE PAULIN FÜR LIGNE ROSET
Als Pierre Paulin im Jahr 1953 auf dem Pariser Salon des Arts Ménagers sein Konzept einer idealen Wohnung mit passendem Mobiliar vorstellte, fanden seine Ideen großen Anklang. Seine schlichten, funktionalen und skandinavisch inspirierten Möbel waren damals ein Novum – und passten in die Zeit, die nicht nur durch eine allgemeine Aufbruchsstimmung, sondern auch durch eine Technisierung des Haushalts geprägt war. Paulins „Daybed“ war damals unter dem Namen „Modell 118“ beim französischen Möbelhersteller TV (Thevenin und Vecchione) in Serie gegangen. 2015 hat es Ligne Roset – neben einer Reihe anderer Entwürfe von Paulin – neu aufgelegt. Legt man das schwarze und das rote Kissen neben die beige Matratze, entsteht eine ebene Liegefläche.
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Schmale Bank
„FK01 THEBAN“ VON FERDINAND KRAMER FÜR E15
Nach Ende des ersten Weltkrieges postulierte der Architekt Ferdinand Kramer, der zunächst bei Ernst May und dann als Baudirektor der Frankfurter Goethe-Universität tätig war, Möbel sollten preiswert sein und müssten sich „in ihrer Form und ihrem Zweck sich den an Raumzahl und Grundfläche reduzierten Wohnungen anpassen.“ Kramer entwickelte eine Vielzahl von Möbeln, darunter auch solche für Frankfurter Schulen. Die mit Kernleder bespannte Liege gehört dazu. 1927 wurde sie auf einer Werkbundausstellung in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung einer größeren Öffentlichkeit präsentiert. Seit 2012 bietet e15 sie wieder an, mit einem Gestell aus Eiche oder Walnuss und bespannt mit Textil- oder Ledergurten.
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DAYBED VON MARINA BAUTIER FÜR MA
Mit 18 Jahren verließ Marina Bautier ihre Heimat Belgien, um in England Design zu studieren. 2003 kam sie zurück nach Brüssel, wo sich die Designerin inzwischen erfolgreich etabliert hat. Heute arbeitet sie mit Herstellern wie Swedese, Stattmann Neue Möbel, Ligne Roset oder Idée zusammen. Mit „Ma“ hat sie zudem ihr eigenes Label gegründet. Unter den exklusiv vertriebenen Produkten der Kollektion – die Möbel allesamt in Belgien und Deutschland in kleinen Handwerksbetrieben gefertigt – ist auch ein Tagesbett, das, ganz wie seine Geschwister, einfach, klar und unprätentiös auftritt.
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„DAYBED“ VON MORTEN BO JENSEN FÜR VIPP
Vipp, der dänische Spezialist für Mülleimer, betritt neue Pfade: Nach der Küche sollen nun auch Schlaf- und Wohnzimmer erobert werden. Erstes Produkt: ein Tagesbett – gradlinig, praktisch und cool. Morten Bo Jensen, Chefdesigner von Vipp, hat diesem, neben einem mit Anilinleder bezogenen Polster, naturgemäß ein Gestell aus Aluminium zugedacht, aus dem gleichen Material, aus dem auch die Mülleimer bestehen. Von weitergehenden Verwandtschaften ist nichts bekannt.
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Langer Sessel
„ILE CHAISELONGUE“ VON PIERO LISSONI
FÜR LIVING DIVANI
Besonnen und ruhig, selbstverständlich und elegant steht „Ile“ im Raum. Die Chaiselongue, eine Ergänzung des Sofaprogramms „Ile“ von Piero Lissoni für Living Divani, lebt von der Spannung zwischen einem Stahlgestell, das wie eine Skizze im Raum wirkt, und einer sehr planen, fest gepolsterten Oberfläche aus Leder. Piero Lissoni beweist mit dieser Tagesruhestätte einmal mehr, dass er ein Meister des klaren und
zugleich feinsinnigen Designs ist.
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„MELLOW DAYBED“ VON FORMSTELLE FÜR ZEITRAUM
Die Chaiselongue „Mellow“ wirkt auf den ersten Blick freundlich und einladend. Entworfen wurde sie für Zeitraum vom Münchener Designerduo Formstelle respektive Claudia Kleine und Thomas Kürschner. Dank des ausgeformten Kopfteils lässt es sich auf „Mellow“ auch bequem sitzen, etwa um Zeitung zu lesen oder Kaffee zu trinken. Überfällt einen die Müdigkeit, ässt man sich einfach ein wenig heruntergleiten ¬– und schon kann das Nickerchen beginnen. Das könnte durchaus etwas länger ausfallen, denn „Mellow“, dessen Gestell aus Massivholz wie Esche, Eiche, Kirsche oder Nussbaum hergestellt wird, besitzt einen Lattenrost und ist besonders komfortabel gepolstert. Nicht nur, um Donovan zuzuhören, wenn er singt: „They call me mellow yellow...“
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„WILLIAM CHAISELONGUE“ VON DAMIAN WILLIAMSON FÜR ZANOTTA
Wären Möbel Menschen, so könnte „William“ das männliche Pendant zu „Principessa“ von Doshi Levien sein, wobei der Prinz beim Liegen selbstverständlich weit weniger Auflagen braucht als eine Prinzessin. Das von Damian Williamson für Zanotta entworfene Daybed zeichnet sich – neben einem Stahlgestell, einer Federung mittels Bändern und verschiedenen Stoff- oder Lederbezügen –, nämlich durch eine mehrlagige Polsterung aus – damit dürfte man in der Tat besonders „weich gebettet“ sein. Und optisch gestreckt wirkt das Ganze auch noch.
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„EDWARD CHAISELOUNGE“ VON B. EDWARD TUTTLE
FÜR WITTMANN
Für die Polstermöbel der Linie „Edward“ hat der in Paris lebende Architekt für Wittmann mit der „Capitonné“-Steppung einen Tanz gewagt. Herausgekommen ist eine Kombination aus üppiger, bis heute nur von Hand herzustellender Polsterung und einer zeitgenössisch-strengen Form. Auf den ersten Blick ist man irritiert, auf den zweiten Blick angetan. So sinnlich und modern wie „Edward“ den Salon betritt, lassen sich die eher schwülstigen Kopfteile französischer Betten ebenso leicht vergessen wie die wuchtigen Chesterfield-Sofas der Engländer.
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„SUNRISE TWO SOFA“ VON KATI MEYER-BRÜHL
FÜR BRÜHL
Dieses Sofa hat es in sich, pardon, auf sich. Denn man kann dem „Sunrise Two“ von Kati Meyer-Brühl aus dem Hause Brühl je nach Bedarf Polster-Lehnenelemente aufsetzen. Rund, oval oder rechteckig, mal in Gold, in Rot oder Blau, glatt, geheftet oder gesteppt. Auch ein praktischer Tisch aus Corian lässt sich aufstecken. Und steht einem der Sinn nach Abwechslung, so kann man das Steckspiel variieren oder von Neuem beginnen.
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„FLOAT CHAISELONGUE“ VON FRANCESCO ROTA
FÜR PAOLA LENTI
Floating bedeutet im Englischen schlicht „Schweben“ oder „Treiben“. Mit Floating wird aber auch eine Entspannungsmethode bezeichnet, bei der man in einem mit konzentriertem Salzwasser gefüllten Tank gleichsam schwerelos dahintreibt. Ähnlich entspannt, nur weniger salzig, liegt man auf der „Float Chaiselongue“ von Francesco Rota für Paola Lenti. So gemütlich wie ein riesiges Kissen, lässt es sich darauf doch stilsicher schweben. Obendrein ist Float outdoortauglich, mit Polystyrol-Kügelchen-Inlay und bewährten Paola Lenti-Stoffen für draußen.
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„LARGE CHAISELONGUE“ VON FERRUCCIO LAVIANI
FÜR MOLTENI & C
Wer immer mal wieder aus der Balance gerät, der sollte sich diese Chaiselongue gut anschauen: „Large“ ist eine Entwicklung von Ferrucio Laviani, die er 2012 zusammen mit dem Hersteller Molteni & C vorgestellt hat. Laviani wollte mit der Serie, die auch Sessel, Sofas und Beistelltische umfasst, zu „informellem“ und „andersartigem“ Sitzverhalten auffordern. Diese Erfahrung stellt sich sicher ein, sofern man den Stahlbügel nicht als Haltegriff, sondern als Rückenlehne – mit oder ohne Kissen – verwendet. Ob man daran auch Ballettübungen machen kann?
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