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NACHHALTIGKEIT
Vom Schrott zur Fliese

Snøhetta, Studio Plastique und der Keramikfliesenhersteller Fornace Brioni haben mit "Common Sands – Forite" ein gemeinsames Forschungsprojekt ins Leben gerufen, das sich dem Recycling von Glas aus Elektrogeräten widmet.
von Anna Moldenhauer | 23.12.2021

Quarzsand gehört zu den wenigen Sandarten, an denen bisher weltweit noch kein Mangel besteht: zu fein, rund und glatt sind seine Körner, um damit Beton zu fertigen. Für die Herstellung von Glas ist er hingegen gut geeignet, das dann aufwändig beschichtet und eingefärbt in Elektrogeräten wie in Mikrowellen und Backöfen eingebaut wird. An deren Lebensende steht leider auch für das Glas meist nur die Müllhalde, bedingt durch die komplexe Zusammensetzung und der schwankenden Materialqualität. Im Aufbau anorganisch und damit unverrottbar, könnte es dort einige Jahrhunderte überstehen – EU-Richtlinien für die effektive Aufbereitung von Glas aus Elektronikschrott fehlen derzeit noch.

Snøhetta, Studio Plastique und Fornace Brioni haben nun mit dem Projekt "Common Sands – Forite" ein Verfahren entwickelt, das dazu dienen soll, die gläsernen Bauteile wiederzuverwerten. Dabei würde laut der drei Unternehmen die Verwendung von einer Tonne Recyclingglas ein bis zwei Tonnen Rohmaterial einsparen, 60 Prozent der CO2-Emissionen vermeiden und den Energieverbrauch um bis zu 25 Prozent senken. Studio Plastique forscht bereits seit 2016 an Methoden neue Einrichtungsgegenstände wie Vasen oder Teller aus dem Glas von E-Schrott zu fertigen. Mit der Bündelung der Disziplinen Architektur, Design und Handwerk für ein gemeinsames Ziel haben es Snøhetta, Studio Plastique und Fornace Brioni nun nach einer dreijähriger Forschung erreicht, aus den Komponenten neue Glasfliesen in zwei Größen entstehen zu lassen – jede einzigartig im Muster und im Anteil der Transparenz. Dank seiner vielfältigen Optik und Robustheit würde sich das Produkt für eine Vielzahl von architektonischen Anwendungen eignen, von der Oberflächenabdeckung bis zum Trennelement.