HOTEL
Der Geist des Ortes

Die Casa Fantini am Ufer des Lago D’Orta im Piemont bietet eine angenehme Kombination aus Eleganz und Entschleunigung.

von Daniel von Bernstorff | 03.11.2020

Im verschlafenen Fischerdorf Pella am Ostufer des Lago d‘Orta scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Im Schatten seines geografischen Nachbarn, des touristisch hochentwickelten Lago Maggiore hat der Ortasee seine Ursprünglichkeit weitgehend bewahren können. Die malerische Klosterinsel Isola San Giulio, auf der heute noch 32 Ordensschwestern leben und arbeiten sowie der Hauptort Orta San Giulio mit seinem Hausberg Monte Cristo, vermitteln auf angenehme Weise den Geist vergangener Zeiten. Hier versteckt sich mit der Casa Fantini ein malerisches Boutiquehotel.

Wer die Casa Fantini verstehen will, sollte Daniela Fantini kennenlernen. Sie leitet in zweiter Generation die italienische Armaturenmanufaktur gleichen Namens, die seit jeher ihren Sitz in Pella direkt am Seeufer hat. Daniela Fantini steht für eine Unternehmerpersönlichkeit mit tiefer Verwurzelung in der Region, Demut und Offenheit. Aus ihrer eigenen Geschichte ist die Geschichte der Casa Fantini zu verstehen, die der Designer und Architekt Piero Lissoni im Jahr 2017 realisierte. Das Hotel grenzt unmittelbar an die Altstadt von Pella und umfasst neben einem historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert einen zurückhaltenden Neubau aus Holz, Stein und Metallstreben, der im Dialog mit dem Bestandsbau steht. Ein wunderbarer Garten mit Schwimmbad verbindet die Casa Fantini mit der Seepromenade. Bei gerade einmal acht Doppelzimmern und zwei Suiten im Altbau, alle mit einem Balkon zum See ausgestattet, sind die öffentlichen Bereiche wie Lobby, Restaurant und Bar großzügig gestaltet. Unverkennbar ist dabei die ebenso präzise wie elegante Handschrift von Piero Lissoni: Erlesene und qualitativ hochwertige Materialien kombiniert mit Klassikern des italienischen Designs gehen eine lässig-internationale Symbiose ein. Im hauseigenen Restaurant verwöhnt Sternekoch Paolo Bullone den Gaumen der Gäste derweil mit einer ebenso raffinierten wie bodenständigen Küche.

Lissoni wäre nicht Lissoni, wenn er den Auftrag zum Bau des Hotels nicht mit dem Wunsch verbunden hätte, auch die direkt am See gelegene Produktion und Verwaltung von Fantini umzugestalten. So entstand ein beeindruckendes Gesamtensemble und jedem Gast des Hotels sei geraten, auch das Firmengelände zu besuchen, was nach Anmeldung möglich ist. Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, auf Daniela Fantini zu treffen, die noch immer in ihrem Elternhaus zwischen Hotel und Produktion wohnt.