Eine Modefirma, die sich „Landmann" nennt, ausschließlich bequeme Schuhe herstellt und deren Läden keine ordentliche Corporate Identity haben - angesichts dieses Business-Konzepts würde so ziemlich jeder Imageberater erstmal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Und doch ist genau diese eigenwillige Mischung offenbar ein Erfolgsrezept. Jedenfalls, wenn die Firma Camper heißt, die Läden in allen wichtigen Metropolen der Welt verteilt und mit dem Hipness-Faktor diverser Stardesigner impft.
Angefangen hat alles 1877, als ein mallorquinischer Geschäftsmann eine Schuhfabrik auf der damals noch sehr ländlichen Mittelmeerinsel eröffnete. 1975 übernahm sein Enkel den Betrieb und taufte ihn „Camper", nach dem katalanischen Wort für Landmann. 1981 wurde der erste Camper-Laden in Madrid eröffnet, und in den Neunzigern folgte die internationale Expansion. Seit 2006 gibt es die „Camper Together"-Stores, denen jeweils ein ausgewählter Stardesigner seinen Stempel aufdrücken darf. Anfang 2007 hat Camper den Brand Director von Nike abgeworben - womit wohl endgültig klargestellt wäre, welche Ambitionen der mallorquinische Familienbetrieb hat.
Das ungewöhnliche Shop-Konzept ist ein wichtiger Teil der Marketingstrategie. Allein im Laufe des letzten Jahres wurden sieben neue „Camper Together"-Läden eröffnet, gestaltet von ein paar alten Bekannten wie Jaime Hayon, den Campana-Brüdern und Alfredo Häberli, die zuvor bereits andere „Camper Together"-Läden eingerichtet hatten, aber auch von Konstantin Grcic als neuem Familienmitglied. Obwohl es auf den ersten Blick vielleicht nicht offensichtlich ist, gibt es durchaus einen roten Faden in den Designs - und das sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Sie beruhen alle auf der Markenfarbe Rot. Darüber hinaus inszenieren sämtliche Läden die Schuhe fast wie Kunstwerke in einer hippen Galerie, und der Stil der Schuhwerke schwankt irgendwo zwischen der handwerklichen Frugalität, die auch die traditionelle Fußbekleidung mallorquinischer Landbewohner kennzeichnete, und sehr urbanem, ausgelassenen Wohlfühl-Luxus. Da darf auch mal etwas Witzigkeit dazwischenrutschen, wie Häberlis gestärkte Hosen als Lampenschirme. Überhaupt ist vieles erlaubt, von sperrigem Flechtwerk als Wandverkleidung bei den Campanas über backsteinerne Display-Wände in Grcics neuem Laden in Barcelona bis hin zu Hayons' typisch eklektischen Tischbein-Collagen. Im Hintergrund sorgen fünf Inhouse-Designer dafür, dass die Stars nicht allzu sehr über die Stränge schlagen. Ansonsten scheint die Grundlage der „Camper Together"-Interieurs vor allem die sehr zeitgeistige Erkenntnis zu sein, dass man seine Kundschaft bloß nicht langweilen darf.