Stabil im Wandel

Anna Moldenhauer: Alain, du beschreibt den "BuzziTable" als Archetyp eines Tisches. Kannst du mir erklären, wie du zu diesem Ansatz gelangt bist?

Alain Gilles: Mein Ansatz war es, in den Arbeitsraum einen wohnlichen, komfortablen Aspekt zu bringen. "BuzziTable" könnte auch in einem Wohnzimmer oder in einer Küche stehen. Man kommt nicht sofort auf die Idee, dass es sich hier um einen Bürotisch handelt. Die Form lässt nicht auf eine spezifische Aufgabenzuordnung schließen. Der Tisch fördert dank seiner ovalen Silhouette die offene Kommunikation – es gibt keine Kanten, die die Sitzenden voneinander trennen, keine aggressive Note. Gleichzeitig ist das Gestell zwar robust, aber wirkt nicht massiv. Dank der Art, wie die Kanten der Tischplatte bearbeitet wurden, mutet sie viel schlanker an als sie tatsächlich ist, ein wenig so, als ob sie über der Struktur schwebe. Der Tisch ist somit optisch leicht und zurückhaltend. Das Material Holz ist zudem traditionell mit dem Entwurf eines Tisches verbunden. Das sind für mich Aspekte, die mich an die Urform des Tisches denken lassen.

Abgesehen von der Form – welche Themen waren dir beim Entwurf wichtig?

Alain Gilles: Hauptsächlich die Flexibilität. "BuzziTable" ist in zwei Größen erhältlich. Für die Oberfläche kann zudem zwischen Linoleum oder einer Keramik gewählt werden, die die Optik von Marmor hat. Der Charakter des Tisches ändert sich durch die Oberfläche und die Farbe des Holzes immens, lässt ihn wandelbar werden für die unterschiedlichsten Umgebungen, von der Gastronomie über den Einzelhandel bis zum Arbeitsraum. Zudem kann auf Wunsch eine kleine, runde Öffnung für einen Kabelkanal eingebaut werden. Um die Technik nicht zu offensichtlich in den Vordergrund zu stellen, habe ich mich entschieden, diese an beiden Enden des Tisches einzulassen, jeweils in der Mitte. Diese wirkt nicht störend, sondern eher wie ein grafisches Element. BuzziSpace hat mir zum Glück freie Hand gelassen. Wir arbeiten schon seit fast zehn Jahren miteinander, da ist das Vertrauen da, um auch einfach mal etwas ausprobieren zu können.

Warum ist dir die Wohnlichkeit im Arbeitsraum wichtig?

Alain Gilles: Vor meinem Studium des Industriedesigns habe ich Politikwissenschaft studiert und einige Zeit in der Finanzwelt gearbeitet. In dieser Periode habe ich viele Büros gesehen, deren uniformiertes Interieur eine kühle, fast menschenfeindliche Atmosphäre bewirkt hatte. Man sollte die Wirkung des Designs auf den Menschen und seine Stimmung nicht unterschätzen. Holz steht für Stabilität, für Qualität. Es ist ein natürliches Material und bietet eine angenehme Haptik, eine optische Wärme. Die Balance zwischen weich und hart ist ausgewogen. Ich möchte mit dem "BuzziTable" die Kreativität fördern. Dem Menschen, der daran sitzt, die Freiheit lassen, ein wenig zu träumen. Er soll nicht durch eine ungünstige Form oder ein unangenehmes, kaltes Material eingeschränkt werden. Man kann den Tisch nicht mehr neu erfinden, aber ihm mittels der Auswahl an Finishes und Materialien eine individuelle Note geben, die eigene Vision. Und das macht ein Produkt wie "BuzziTable" im Ergebnis besonders und in einer Art dem Menschen näher.