STYLEPARK BURGBAD
Funktionale Poesie
Anna Moldenhauer: Wie ist die Zusammenarbeit mit burgbad entstanden?
Eva Marguerre: 2019, auf einem der letzten Events vor der Pandemie, haben wir Sabine Meissner, die Marketingleiterin der burgbad AG, kennengelernt. Sie hat uns kurz darauf angeboten, eine komplette Badmöbelkollektion zu gestalten – eine Premiere für uns. Wir haben auf dem gemeinsamen Weg viel gelernt über die Themen, die in diesem Kontext bedeutsam sind, wie das Abtropfverhalten oder die Form der Kummen, also der Beckenmulden. Die Zusammenarbeit war eine tolle Chance, ein neues Feld in unserem Designportfolio zu erkunden.
Was war das Briefing seitens burgbad für die Entwicklung der Kollektion "b:me"?
Eva Marguerre: Runde, weiche Formen standen für unsere Badmöbelkollektion im Vordergrund. burgbad gehört zu den wenigen Herstellern, die diese realisieren können. Die Möbel sollten wohnlich wirken und größtenteils auch in anderen Räumen funktionieren – wie im Schlafzimmer, im Wohnzimmer oder im Flur. "b:me" bietet daher sowohl Wandboards wie Halbhochschränke, Sideboards und Spiegel, mit denen sich der Stil ganz leicht weiterführen lässt. Wir bekamen für die Gestaltung einen großen Freiraum geschenkt, den wir in der kreativen Arbeit sehr genossen haben.
Wie habt ihr die Formensprache für "b:me" entwickelt?
Marcel Besau: Die Ästhetik natürlicher Landschaften hat uns inspiriert, denn in diesen entstehen Formationen, die aus sanften Topografien ungewöhnlich präzise Kanten ausbilden. Wir haben uns beispielsweise die Strukturen von Wüsten, Dünen und Gesteinsformationen angeschaut. Dazu kamen Linien aus der Architektur und die Falten von geknicktem Papier. Spannend fanden wir auch die unterschiedlichen Helligkeitswechsel beim Übergang von harten Kanten in weiche: während sie bei klaren Winkeln markant ausfallen, zeigen sich bei den gewölbten Formen sanfte Verläufe. Kombiniert mit organischen Formen und textilen Verweisen, wie den Konturen eines gespannten Stoffes, konnten wir eine harmonische Abfolge erarbeiten. So entstand eine grafische Geometrie, die uns sehr angesprochen hat. Die Weichheit des Mineralgusses unterstützt diese poetische Formensprache im Material. Parallel war es uns wichtig, dass die Flächen haptisch angenehm sind, ähnlich denen glatter Kieselsteine, die man gerne über die Handfläche gleiten lässt.
Wie erreicht ihr die formale Zusammengehörigkeit der Elemente von "b:me"?
Eva Marguerre: Neben der Form schaffen die fließenden Radien der Möbel eine gestalterische Ausgewogenheit im Raum, ohne dass hierfür ein umfangreiches Innenarchitekturkonzept notwendig wäre. Die optische Trennung liegt hierfür immer auf der gleichen Höhenlinie. Damit die Kollektion an die unterschiedlichsten Wohnstile angepasst werden kann, ist eine Grundharmonie in der Gestaltung wichtig.
Aus welchem Angebot können die Farben für "b:me" gewählt werden?
Marcel Besau: Zum einen aus den zahlreichen Standardfarben von burgbad, zum anderen gibt es die Trendfarben. Im Zuge der Entwicklung von "b:me" wurden ebenso neue Töne aufgenommen, wie "Terrakotta ", da sie gut in die bestehende Farbkollektion von burgbad passen. Im Grunde kann die Kollektion in jedem NCS und RAL-Ton lackiert werden, denn burgbad produziert im Sinne der Nachhaltigkeit auf Bestellung. Wir haben uns zudem für die Auswahl von Zweitonvarianten entschieden, da die Übergänge die harmonische Stimmung im Bad betonen, und dem satten "Terracotta" dazu noch ein zarteres "Sandstein" an die Seite gestellt. Die hellere Farbe bietet auch den idealen Brückenfarbton zu dem Weiß des Waschtisches. Unterstrichen wird die Zweifarbigkeit mittels einer Fuge zwischen Waschtisch und Unterschrank, die sich wie eine Linie durch die Kollektion zieht.
Warum ist es für euch von Bedeutung, dass die Möbel der Kollektion auch in anderen Räumen als dem Badezimmer funktionieren?
Marcel Besau: Die Grenzen zwischen den Wohnräumen sind in den letzten Jahren fließend geworden, für das Badezimmer ist in diesem Zuge neben der Funktionalität ein wohnlicher Look gefragt. Ein Badmöbel muss nicht mehr unbedingt sofort als solches zu erkennen sein. Für die Möbel der Kollektion "b:me" haben wir daher einen ganzheitlichen Ausdruck entwickelt.
Sehr praktisch ist außerdem eure Ecklösung für das Kleinbad. Der Wasserhahn kann bei dieser links oder rechts installiert werden, so dass mehr Platz vor dem Waschbecken bleibt.
Eva Marguerre: Dass burgbad nicht von einem klassischen Gästebad, sondern vom Kleinbad spricht, fanden wir sofort spannend. Kleine Bäder sind eher realistisch im "Compact Living" der meisten Stadtwohnungen als die Annahme, dass den BewohnerInnen ein zusätzliches Gästebad zur Verfügung stehen würde. Unser Waschbecken mit Unterschrank ist etwas größer als die herkömmlichen Gästebad-Lösungen und durch die seitliche Armatur bleibt mehr Bewegungsspielraum. Bei einem vergleichbaren Flächenverbrauch gängiger Lösungen können wir mit "b:me" wesentlich mehr Nutzen bieten.
Die Normen für die Entwicklung von Sanitärausstattung sind umfangreich – wie kann ich mir den Austausch mit burgbad hierfür vorstellen?
Eva Marguerre: Im Grunde genommen ging es von den technischen Zeichnungen in den Modellbau und an diesen wurden empirische Tests durchgeführt. Beispielsweise um das Abtropfverhalten zu beurteilen, damit kein Wasser auf das Holz des Unterschrank kommen kann. Schritt für Schritt haben wir uns so dem finalen Produkt genähert. Die Herangehensweise von Sabine Meissner war für uns genau die richtige: Statt vorab all die nötigen Details und Bedingungen aufzulisten, haben wir die Anforderungen Stück für Stück verarbeitet. So konnten wir unbeschwert mit dem Projekt starten und frei entwerfen. Alles Weitere hat sich dann im Austausch mit den KonstrukteurInnen und der Prototypenabteilung erschlossen. Das Großartige ist, dass bei burgbad die betreffenden Abteilungen alle zum Unternehmens gehören. Das hat den Prozess viel einfacher gemacht, denn die gestalterische und die technische Perspektive lässt sich nicht immer sofort überein bringen. Unser Austausch hat gut funktioniert und es war wertvoll zu sehen, welche Details des Designs sich als so bedeutsam herauskristallisiert haben, dass wir auf keinen Fall auf sie verzichten wollten.
Wie habt ihr "b:me" für das Shooting inszeniert?
Marcel Besau: Das Linienspiel der Waschtische sollte sich in der übergreifenden Architekturidee wiederfinden, daher haben wir uns für eine Szenerie mit Dachschrägen entschieden. Die Farben changieren von sehr warmen Rottönen über frischere Gelbtöne bis hin zu neutralen Farben. Unsere Auswahl steht für Weichheit und das Wohlbefinden im Bad. Das Styling setzt sanfte Akzente, ist gradlinig, geometrisch, künstlerisch. Ein Kontrast zu den klassischen Schwarz-Weiß-Tönen, die man meist in Bädern findet. Mittels der Sets konnten wir wunderbar die Anlehnung an ein Atelier realisieren, in dem sich die angrenzenden Räume wie das Schlafzimmer mit dem Bad verbinden. Die natürliche, sonnige Lichtstimmung zeigt sehr schön, wie warm und heiter die Formen und Farben von "b:me" wirken. Die Parallele zur Stofflichkeit und dem Weiß des Waschtisches schaffen wir indes über die weißen Vorhänge.
Könnt ihr den LeserInnen bereits einen Blick auf eure Pläne zur kommenden ISH gewähren, der internationalen Sanitär- und Heizungsmesse in Frankfurt am Main?
Marcel Besau: Der Messestand soll eine Einladung aussprechen, denn wir möchten die Wohnlichkeit, Emotion und Poesie der Kollektion dort perfekt zur Geltung bringen. Die gesamte Inszenierung wird sehr warm und harmonisch sein; die BesucherInnen sollen sich bei uns wohlfühlen. Das Styling bietet frische Farbakzente und schafft damit eine pointierte, farbenfrohe Lebendigkeit. Ein zentrales Thema ist für burgbad die Nachhaltigkeit in allen Prozessen, das werden wir mittels der Standgestaltung ebenso vermitteln. Wir freuen uns schon sehr, den BesucherInnen der ISH die Kollektion "b:me" und unsere Styling-Ideen präsentieren zu dürfen!
burgbad @ ISH 2023
Halle 3.1, B49
13. bis 17. März 2023
Ludwig-Erhard-Anlage 1
60327 Frankfurt am Main