FEATURED STORY
Ein Hauch Brasilien
Alexander Russ: Wie kam es zur Entwicklung des neuen Barschranks "Paulo"?
Peter Fehrentz: Ich habe vor einigen Jahren den Barschrank "Harri" für more entworfen, der immer noch sehr erfolgreich läuft und auch sehr stark mit der Firma in Verbindung gebracht wird. Gleichzeitig gibt es gar nicht so viele Hersteller, die einen modernen Barschrank in ihrem Programm haben. Nach dem Erfolg von "Harri" lag es deshalb nahe, einen zweiten Barschrank in das Sortiment aufzunehmen, um das Thema noch stärker bei more zu verorten – und so ist "Paulo" entstanden.
"Paulo" ist von der Formensprache des brasilianischen Brutalismus inspiriert. Können Sie das genauer ausführen?
Peter Fehrentz: Beim Entwurf von "Paulo" ging es mir zunächst darum, ein bestimmtes Gefühl zu erzeugen – und dieses Gefühl bringt der brasilianische Brutalismus ganz gut zum Ausdruck. Damit meine ich zum Beispiel die skulpturale Formensprache der Architektur, oder bestimmte grafische Elemente, die bei der Gestaltung der Gebäude zum Einsatz kamen. Die Gestaltung des Reliefs auf der Front von "Paulo" oder die Beine für den Korpus sind gute Beispiele für diese Referenzen. Das Ganze war eine spielerische Annäherung an diese Ära.
Gab es konkrete Entwürfe von DesignerInnen oder ArchitektInnen, die als Vorbild für "Paulo" gedient haben?
Peter Fehrentz: Konkrete Beispiele gab es nicht. Es war eher das Gesamtwerk berühmter Vertreter wie etwa Oscar Niemeyer oder Paulo Mendes da Rocha, die den Entwurf beeinflusst haben. Letzterer ist, wie Sie sich vielleicht schon gedacht haben, zusammen mit der Stadt São Paulo auch der Namensgeber von "Paulo". Das ist im Übrigen ähnlich wie beim Barschrank "Harri", dessen Name eine Anspielung auf Harry’s Bar in Venedig ist.
Können Sie das Design von "Paulo" genauer beschreiben?
Peter Fehrentz: Dem Korpus des Barschranks liegt ein Raster zugrunde. Die sich daraus ergebenden Felder sind dann mit Reliefs gefüllt. Das Raster hält das Design beisammen, während die Felder mit den Reliefs für eine gewisse Abwechslung sorgen. Zudem gibt es "Paulo" in zwei unterschiedlichen Varianten, was daran liegt, das more in Serien denkt. Die beiden Barschrankformate in Form einer hohen schmalen und einer niedrigen tiefen Version haben sich schon bei "Harri" funktional bewährt. Deshalb haben wir sie auch bei "Paulo" übernommen.
Beide Versionen haben auch ein unterschiedliches Dekor.
Peter Fehrentz: Ja, die Felder in den jeweiligen Versionen sind anders gefüllt: Die hohe schmale Version hat ein Dekor aus brüniertem Messing, während die niedrige tiefe Version ein Holz-Relief aufweist, das aus mehreren Furnierschichten herausgefräst wird. Die jeweiligen Dekors wirken sehr unterschiedlich, was eine gestalterische Vielfalt mit sich bringt – und falls more auch ein Sideboard von "Paulo" umsetzten würde, wäre auch hier das Dekor anders.
Wie unterscheidet sich "Paulo" von anderen Barschränken?
Peter Fehrentz: Im Grunde genommen gibt es zwei Typen auf dem Markt: Entweder sind das sehr schwere und behäbige Möbel oder eben moderne Varianten, denen aber meist etwas fehlt. Ein Beispiel dafür wäre die verspiegelte Rückwand, die ja ein klassisches Element bei Barschränken ist, und die wir sowohl bei "Harri" als auch bei "Paulo" integriert haben. Weitere Beispiele wären der großzügige Stauraum und natürlich eine Beleuchtung im Innern. Das gilt ja im Übrigen auch für eine Bar: Wenn die Flaschen nicht richtig inszeniert werden, dann fehlt einfach etwas. "Paulo" knüpft also einerseits an das Konzept klassischer Barschränke an, wirkt dabei andererseits aber auch modern.