Stylepark Bocci
Erstarrtes Textil
Dass Glasbläserkunst viel mit der korrekten Rohstoffmischung, exakten Temperaturen und vor allem mit Timing zu tun hat, ist weithin bekannt. Aber ist sie deswegen Raketenwissenschaft? Spätestens im Falle der kanadischen Leuchtenmanufaktur Bocci und ihrer Lichtskulpturen der Reihe "73" schon. Für deren Herstellung verwendet das Unternehmen ein keramisches Gewebe, das sonst in Raketenantrieben, Industrieöfen oder zur elektrischen Isolierung zum Einsatz kommt. Um die Glaskörper zu produzieren, wird die flüssige Glasschmelze in eine Art Beutel aus ebendiesem Gewebe gefüllt und härtet dort aus. Als Resultat erhält man unregelmäßig geformte, milchige Glasvolumen mit einer feinen Gitterstruktur auf der Außenseite. Ein LED-Modul im Inneren sorgt für diffuses Licht.
Mit "73v" führt Bocci die Kollektion nun fort. Auch bei diesem Leuchtentyp werden die kleinen Säckchen aus keramischem Gewebe mit flüssiger Glasschmelze befüllt, was jedes Exemplar zum Unikat werden lässt. Im Unterschied zur Ursprungsleuchte sind die Glaskörper der "73v" aber wesentlich kleiner und haben eine ovale, langgestreckte Form. Zudem wird wahlweise farbiges Glas verwendet. Insgesamt sieben Farbtöne stehen zur Auswahl – etwa Purpur oder Opakblau. Das Licht "akzentuiert die volumetrische Empfindung des Stückes ebenso wie ihre Farbabstufung", beschreibt Bocci das Zusammenspiel von LED-Lampe und Hülle. Ihre besondere Wirkung entfalten die Leuchten am besten als Gruppe – wenn sie an zarten Schnüren in unregelmäßigen Abständen und Höhen von der Decke pendeln.
Präsentiert wurde "73v" zur diesjährigen Euroluce in Mailand. Besichtigt werden kann sie derzeit in Berlin: im Bocci-Haus an der Charlottenburger Kantstraße. Erhältlich ist sie darüber hinaus im ausgewählten Fachhandel. (mh)