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Dominik Tesseraux

Mit Mut und Vertrauen

Der Designer Dominik Tesseraux hat die Entwicklung des Badspezialisten Bette maßgeblich beeinflusst. Was dafür grundlegend ist und woran das Team aktuell arbeitet, sagt er uns im Interview.
02.10.2024

Anna Moldenhauer: Warum funktioniert die Zusammenarbeit mit Bette seit gut 15 Jahren?

Dominik Tesseraux: Bette ist familiengeführt, bietet schnelle Abstimmungswege und eine handwerkliche Präzision in der Fertigung der Badewannen, Waschtische und Duschflächen. Unsere Zusammenarbeit startete mit einer Analyse des Sortiments und der Entwicklung von neuartigen Details wie beispielsweise dem "Falzrand", der einen flächenbündigen Einbau der Badewanne ermöglicht – zuerst umgesetzt in der "BetteLux". Als Büro Tesseraux+Partner wollen wir nicht nur formal arbeiten, sondern auch Weiterentwicklungen in der Fertigung und Nutzung kreieren. Auch wenn die Innovation in der ersten Phase oft Mehraufwand bedeutet, bin ich sicher, dass sie nachhaltig ist. Im Laufe der gemeinsamen Arbeit hat sich Bette stark entwickelt. In dem Unternehmen steckt viel Mut und das ist natürlich auch wichtig für das Design.

Sie möchten im Design Produkte evolutionieren – inwiefern ist Ihnen das bei den Waschbecken "BetteLiv" und "BetteCurve" gelungen?

Dominik Tesseraux: Die einzigartigen Rundungen dieser Waschbecken sind über eine normale Tiefziehform so nicht umsetzbar. Bette hat daher für das Design eine Technologie entwickelt, die flexibel in der Formgebung ist, weniger Material verbraucht und zudem geringere Werkzeugkosten erfordert. Daher können die neuen Waschbecken günstiger am Markt angeboten werden und sind so auch für grössere Objekte interessant.

"Bette Balance"
"Bette Balance"

Welche Fragen haben Sie sich im Entwurfsprozess gestellt?

Dominik Tesseraux: Da würde ich gerne etwas weiter ausholen – ich bin der Meinung, dass es für eine Marke wichtig ist, erstmal wahrgenommen zu werden. Das funktioniert mit Produkten, die eine Besonderheit darstellen und danach haben wir gesucht. Die Realität der Badgestaltung im Bereich des Mainstreams ist meist einige Jahre hinter den aktuellen Entwicklungen zurück. In den Werbebroschüren werden puristisch weiße Waschbecken angepriesen, obwohl die BaddesignerInnen schon längst andere Wege gehen. Daher hat der Prozess viele Facetten, denn neben den außergewöhnlichen Produkten muss auch das Kernsegment bedient werden.

Wie wird die neue Generation von "BetteLiv" und "BetteCurve" aussehen?

Dominik Tesseraux: Wir arbeiten an einer sehr einfachen, puren Form, die auch in anderen Materialien hergestellt werden kann. Eine Schale die möglichst alle Zielgruppen anspricht.

Bei Badprodukten zählt nicht nur die Ästhetik und Funktion, sondern für die Langlebigkeit auch die Installation. Was ist Ihnen dafür wichtig?

Dominik Tesseraux: Das wir keine modischen Produkte, also kein kurzlebiges Design gestalten. Die Nachhaltigkeit muss auch auf der visuellen Ebene gegeben sein. Das schließt aber eine gewisse Besonderheit im Design nicht aus. Zudem liegt unser Anspruch darin das Produktkonzept weiterzuentwickeln. Bei der Entwicklung der Duschwanne "BetteAir" haben wir beispielsweise die negativen Aspekte bisheriger bodenebenen Duschflächen immer im Blick gehabt. Ein mittiger Ablauf wurde in der Vergangenheit seitens der KundInnen oft kritisiert, obwohl bei einem mittigen Ablauf die dreidimensionale Verformung der Fläche am geringsten ist, und das Produkt so am wenigsten gegen die Architektur arbeitet. Bei einem Ablauf am Rand oder in der Ecke ergibt sich ein größerer Höhenunterschied. Um diesen zu vermeiden und parallel den Komfort für die NutzerInnen zu erhöhen, haben wir den mittigen Ablauf weiterentwickelt. Er ist im Durchmesser vergrößert, hat eine feine Fuge zur Fläche und ist bündig zu ihr. Um das zu erreichen ist das Ablaufsystem an die Fläche geklebt. Im Ergebnis spürt man weder den Deckel noch die Fuge, wenn man darauf steht. Diese Herangehensweise ist typisch für unsere Zusammenarbeit mit Bette: Offensiv mit den Herausforderungen umgehen und die Details, die Schwierigkeiten bedeuten, auf eine zeitgemäße Art und Weise lösen.

"Bette Curve"
"Bette Liv"

Ihre Entwürfe sind symmetrisch und auf das Wesentliche reduziert – was reizt Sie an dieser Gestaltung?

Dominik Tesseraux: Wir wollen die Dinge auf den Punkt bringen. Willkür mag ich im Design nicht. Ich denke dass Dinge die einfach sind zu einer Ikone werden können, das reizt uns.

Welche Grenzen würden Sie gerne im Bad noch ausloten?

Dominik Tesseraux: Das Bad ist kein Raum wie ein Wohnzimmer, in dem das Sofa mal an der einen oder dann an der anderen Wand stehen kann. Schon in der Planungsphase der Architektur muss festgelegt werden, wo welche Badprodukte installiert sind. Für einen Bauherren oft eine schwierige Entscheidung. Eine flexiblere Installationstruktur wäre ein großer Schritt. Hierfür müssten verschiedene Gewerke zusammenkommen und eine neuartige Lösung entwickeln. Zudem fände ich es spannend, wenn die Produkte von den KundInnen bei der Bestellung noch mehr individualisiert werden könnten, ohne dass dies den Preis extrem in die Höhe treibt.

Was würden Sie sich für die Branche generell wünschen?

Dominik Tesseraux: Meiner Ansicht nach lassen die zahlreichen Normen die deutsche Industrie behäbig werden. Die Prozesse sind aktuell viel zu langsam. Zudem würde ich mir wünschen, dass mehr Mut aufkommt, die Ideen der DesignerInnen umzusetzen, ihnen Freiraum in den Bedingungen zu geben, wie es bei Bette möglich ist. Wir sind mit dem Unternehmen gewachsen und haben zusammen eine neue Aussage generiert, die bis zur Gestaltung der Messestände reicht. Das ist das Resultat einer engen Zusammenarbeit, die in erster Linie auf Vertrauen basiert und nicht auf 65 Seiten Papier.

Einblicke in die Produktion
Behind the scene | Interview mit Designer D. Tesseraux