Stylepark Bette
Baden in Moosgrün
Seit 1952 stellt Bette Badewannen und Duschwannen, mittlerweile auch Waschtische aus glasiertem Titan-Stahl her. Das mittelständische Unternehmen steht aber nicht nur für präzise hergestellte Qualitätsprodukte und hochwertige Sonderanfertigungen. Seit einigen Jahren macht es auch mit freistehenden Badewannen auf sich aufmerksam, die ein starkes Statement in puncto Design abgeben. Dabei spielen Farbe und – überraschend für das Badezimmer – Stoffe zunehmend eine Rolle, wie man im folgenden Gespräch erfährt, das Martina Metzner am Firmensitz von Bette in Delbrück mit dem Geschäftsführer Thilo Pahl und dem Marketingleiter Sven Rensinghoff geführt hat. Ein Werksrundgang gewährt zudem Einblicke in die Produktion, bei der High-Tech-Maschinen mit handwerklicher Kompetenz verschmelzen.
Eine Badewanne muss nicht immer weiß sein, oder?
Thilo Pahl: Rund 95 Prozent unserer Badewannen aus glasiertem Titan-Stahl, die wir verkaufen, sind weiß. Weiß hat in den vergangenen 15 Jahren viele Alternativen verdrängt. Vor rund 30 Jahren gab es viel mehr Farbe im Badbereich: Moosgrün und Balibraun waren die Farben der 1970er Jahre, Grau- und Beigetöne Ende der 1980er Jahre bis zur Mitte der 1990er Jahre angesagt. Nach der Jahrtausendwende ist das gesamte Bad, ob Wanne, WC oder Becken, dann mehr und mehr weiß geworden. Nur noch Badmöbel oder die Fliesen brachten Farbe ins Spiel. Daher kommt es auch, dass wir mehr als 500 Farben anbieten: Viele davon sind Sanitärfarben von früher.
Wann wurde das Thema Farbe für Sie wieder aktuell?
Thilo Pahl: Das erste Mal, dass wir wieder über Farbe nachgedacht haben, war vor 13 Jahren, als der Trend aufkam, farbige Fliesen im Bodenbereich im Bad einzusetzen. In der Zeit haben wir 2007 auch unsere bodengleiche Duschfläche "BetteFloor" eingeführt. Um diese an die Fliesenfarben anzupassen, haben wir 22 eigene Matt-Farben entwickelt. Zuletzt haben wir wärmere Nuancen mit aufgenommen. Die Farben orientieren sich dabei stark an den Fliesen.
Bette gilt ja als Spezialist für Sonderanfertigungen. Gab es in diesem Bereich besondere Highlights?
Sven Rensinghoff: Für einen Privatkunden haben wir mal eine Badewanne mit Mondrian-Druck angefertigt. Das war schon sehr extravagant! Als Eye-Catcher in einem Restaurant gab es auch mal einen speziellen violetten Waschtisch. Gute Gastronomie und Hotellerie achten ja vermehrt auf die Gestaltung der Bäder. Da ist man mutiger als im Privatbereich. Badezimmer im Hotel werden auch deutlich häufiger ausgetauscht – etwa alle acht Jahre. Im Privatbereich hingegen alle 23,5 Jahre. Farbe ist auch etwas Besonderes für unsere Emaillierer, die ja dann per Hand emaillieren. Es zeichnet uns aus, dass wir das können. Oft kommen wir gerade dann ins Spiel, wenn alte Bäder renoviert werden, aber nicht alles verändert werden soll. Etwa, wenn die Fliesen noch moosgrün sind und man einen neuen Waschtisch dazu braucht, den die Hersteller von Badkeramik aber nicht mehr in der Farbe oder eben nicht in Losgröße 1, also in nur einem Exemplar, anbieten können. Wobei man sagen muss, dass die meisten farbigen Produkte, die wir produzieren, bodengleiche Duschflächen sind, gefolgt von Waschtischen und Badewannen. Bei den freistehenden Badewannen ist die zweifarbige Variante relativ stark – ebenso wie bei "BetteLux Shape".
"BetteLux Shape" war ja ein ganz schöner Sprung für Sie ...
Sven Rensinghoff: "BetteLux Shape" ist seit drei Jahren auf dem Markt. Ein voller Erfolg. Die Bicolour-Varianten in Schwarz-Weiß machen etwa 80 Prozent der Stückzahlen aus. Rosé wurde eher wenig nachgefragt, obwohl es super in der Presse gelaufen ist. Da hatten wir uns an der Möbelindustrie, zum Beispiel an Vitra, orientiert, wo die Farbe eher funktioniert hat. Aber eine Badewanne ist kein Bezugstoff, den ich nach zwei Jahren austauschen kann. "BetteLux Shape" ist für uns national und international ein ganz wichtiger Markenbotschafter, der zeigt, wofür Bette steht und was wir können.
Wie kam es zu "BetteLux Shape" – eine Linie, die sie ja abermals zusammen mit Tesseraux und Partner entwickelt haben?
Sven Rensinghoff: Tesseraux und Partner haben für uns die Wanne "BetteLux" entwickelt. Dominik Tesseraux hat immer gesagt: "Sie nehmen ein Blatt Papier, legen das auf einen Rahmen und dann fällt es einfach in die Form und ist ganz harmonisch." Und später hat er hinzugefügt: "Jetzt machen wir noch ein Gestell drumherum." "BetteLux Shape" zeigt, was man aus glasiertem Titan-Stahl machen kann. Das transportiert das Produkt in Perfektion, weil es seine geschmeidige, sehr dünnwandige Form offenlegt und sehr, sehr präzise gefertigt ist. Durch "BetteLux Shape" wurde auch die Einbauwanne "BetteLux", die es ja schon vor der Ausführung "Shape" gab, zu einem noch größeren Erfolg. Denn viele, die sich für "BetteLux Shape" interessieren, greifen dann doch zur Einbauwanne "BetteLux".
Glauben Sie, "BetteLux Oval Couture" wird ähnlich erfolgreich sein? Die Wanne mit einer Textilschürze und ihren weichen Formen geht ja in eine ganz andere Richtung. Stoff ins Bad zu bringen ist darüber hinaus sehr unüblich.
Thilo Pahl: Wir haben "BetteLux Oval Couture" zum Salone del Mobile im vergangenen Jahr als Designstudie gezeigt, in diesem Frühjahr auf der ISH dann als lieferbares Produkt. Die ersten Wannen verlassen gerade die Produktion. Es ist ein spezielles Thema und kein Produkt für jede Ausstellung. Man muss erst einmal eine gewisse Kundenklientel haben, die bereit ist, für eine Badewanne 9.000 Euro zu bezahlen. Sicher ist, dass die Stoffwanne stärker polarisiert als "BetteLux Shape".
Sven Rensinghoff: Auch intern polarisiert die Wanne stark. Bei den ersten Prototypen sagten viele: Ja, nett. Aber das fängt an zu schimmeln, das funktioniert nicht. Wir fanden es dennoch spannend und haben JAB Anstoetz angefragt. Als diese uns die Gewissheit gegeben haben, dass es Stoffe gibt, die man bedenkenlos ins Bad bringen kann – es handelt sich dabei um Outdoor-Stoffe, die sich haptisch anfühlen wie normaler Stoff –, wussten wir: Okay, jetzt können wir das Thema angehen.
"BetteLux Oval Couture" ist nicht nur aufgrund der Materialkombination mutig, auch ihre Farbigkeit ist für ein Bad außergewöhnlich. Sie bieten Sie in Grau, Creme, Anthrazit und Moosgrün an.
Thilo Pahl: Eine freistehende Wanne ist ja auch ein ganz anderes Statement im Badezimmer, da ist schon eher das Potenzial da, mit Farbe zu arbeiten. Grau wird trotzdem am häufigsten bestellt, erstaunlicherweise gefolgt von Moosgrün.
Andere Räume in der Wohnung - und vor allem die Möbel – sind in den vergangenen Jahren ja recht farbig geworden. Wie, schätzen Sie, wird sich das Thema Farbe im Bad weiterentwickeln?
Thilo Pahl: Ich glaube, dass rund um die Kernprodukte relativ viel mit Farbe passieren wird. Für die Bereiche, wo Wasser auftrifft, bin ich mir nicht so sicher, ob wirklich richtig viel Farbe hineinkommt. Auf Weiß sieht man Kalk nicht so schnell. Ich glaube, dass das WC noch in 20 Jahren weiß sein wird. Auch bei der Badewanne – wir sehen es an den eigenen Zahlen – sehe ich nicht wirklich viel Potenzial in puncto Farbe. Also, wenn Farbe gewagt wird, dann bei der Dusche, am Waschtisch oder beim Badmöbel.
Sven Rensinghoff: Grundsätzlich glaube ich schon, dass mehr Farbe als bisher ins Bad kommt. Unter anderem über Stoff. Da ist der Sprung ins Farbige geübter. Daher haben wir uns auch entschieden, "Couture" nicht nur in Weiß zu bringen.
Bei der zweiten Neuheit, die Sie auf der vergangenen ISH vorgestellt haben, der Wanne "BetteLoft Ornament" mit Facettierungen, haben Sie nur auf Schwarz und Weiß gesetzt. Weshalb?
Thilo Pahl: Man muss immer schauen, was lässt sich in Email realisieren? Bei "BetteLoft Ornament" waren wir glücklich, dass wir diese Form hinbekommen haben. Der Schwerpunkt war also ein anderer.
Erst "BetteLux Shape", jetzt "BetteLux Oval Couture" und "BetteLoft Ornament" – ändert sich die Rolle, die Ihre Produkte im Bad spielen, gerade? Von der zurückhaltenden Einbaubadewanne hin zu einem starken Designakteur?
Sven Rensinghoff: Das hat sich bereits seit 2009 verändert, seitdem wir Waschtische im Programm haben. Wir sind sehr erfolgreich damit, das gleiche Design für Badewanne und Waschtisch zu spielen. Die Duschfläche ist da deutlich zurückhaltender und muss sich in die Architektur integrieren.
Stichwort: Wohnlichkeit im Bad. Das Thema wird ja seit einigen Jahren diskutiert. Wie sehen Sie das? Wie weit werden sich die Grenzen zwischen den Wohnbereichen auflösen?
Thilo Pahl: Wir müssen schauen: Lässt sich der Endkunde auf diese Trends tatsächlich ein? Ist er so mutig oder geht er den sichereren Weg? Der Wellnesstrend ist nicht mehr der größte. Für uns ist Gestaltung zentraler: Wie können wir wohnlicher werden? Ein Thema, womit wir uns differenzieren, deutlich von anderen unterscheiden können.
Und was ist Ihr Beitrag zum digitalen Gesundheitsbad, das den Weg zum Arzt ersparen soll?
Sven Rensinghoff: Wenn man an Gesundheit im Bad denkt, kommt man um eine Badewanne nicht herum. Denken wir an Erkältung oder Gliederschmerzen, da kann man einfach mal ein Wohlfühlbad nehmen. In der Dusche funktioniert das nicht ganz so gut. Was das Verschmelzen von Wohnlichkeit und Bad angeht, ist die Frage durchaus berechtigt, ob dieser Trend eher herbeigeredet ist. Das muss jeder selbst entscheiden. Für mich persönlich verschmilzt im Wohnbereich ganz viel, aber im Bad bin ich froh, wenn die Tür auch mal verschlossen bleibt. Und auch das digitale Bad, wenn wir in Richtung Sprachsteuerung denken, ist bestimmt interessant, aber nicht das, was ich unbedingt will.
Thilo Pahl: In der Zeit einer umfassenden Digitalisierung ist der Mensch froh, wenn er irgendwo ein Rückzugsgebiet hat. Das kann das Bad sein. Tür zu, einfach mal abschalten. Ehrlich gesagt – es gibt doch nichts Schöneres als 20 Minuten in der Badewanne zu liegen. Das ist Urlaub zuhause.
Droht die Badewanne in Zeiten von Wohnraumknappheit nicht zum Luxus zu werden? In kleineren Wohnungen wird doch oft nur noch eine Dusche eingeplant.
Sven Rensinghoff: Dass die Wanne rausfliegt, hat auch etwas mit dem demografischen Wandel zu tun. Immer mehr Leute wollen zu Hause alt werden und eine begehbare Dusche ist einfach altersgerechter. Dennoch wächst der Stellenwert der Badewanne wieder, weil auch junge Leute vielfach nicht mehr auf die Badewanne verzichten wollen – aus Gründen der Entspannung oder weil sie Kinder haben, die gerne baden wollen. Es gibt heute deutlich weniger Leute, die sagen, “Ich brauche keine Wanne”, als noch vor fünf Jahren. Und ehrlich gesagt, ein Badezimmer ohne Badewanne …
Thilo Pahl: … ist nur noch ein Duschzimmer oder ein Waschzimmer.