Ursula Fuss präsentierte das Badezimmer bereits auf der diesjährigen Messe BAU in München. Foto © Adeline Seidel, Stylepark
Der breite Rand der Badewanne dient als komfortable Sitz- und Stützfläche. Foto © Samsung
Das Badezimmer, das Ursula Fuss entwickelt hat, ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie es anders gehen kann. Denn ihr Bad ist zuallererst ein gut gestalteter Raum, in dem man sich wohlfühlt. Foto © Samsung
Grundriss des sechs Quadratmeter großen Badezimmers. Zeichnung © c.f. Architekten
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Bad ohne Hindernisse
von Adeline Seidel
26.02.2015 Als wir über ihr jüngstes Projekt sprechen, ein Standardbad für eine Hotelkette, ist Ursula Fuss sofort mit voller Leidenschaft im Thema: „Die Gesellschaft“, sagt die Architektin, „weiß zu wenig über die Bedürfnisse von Menschen, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Deswegen wird versucht, über Hilfestellungen die Probleme der Einschränkung zu lösen, statt über Bewegungsabläufe nachzudenken und das als Gestaltungsansatz in die Architekturkonzeption mit einzubinden“. Fuss weiß, wovon sie spricht. Sie ist selbst auf einen Rollstuhl angewiesen. Die Architektin möchte Architektur so denken und gestalten, dass sie niemanden einschränkt. Was Architekten viel zu wenig täten, lieber versteckten sie sich hinter DIN-Normen und fügten dem Raum dann Rampen, Wandhandläufe und andere Notwendigkeiten hinzu. Das Badezimmer, das Ursula Fuss entwickelt hat, ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie es anders gehen kann. Denn ihr Bad ist zuallererst ein gut gestalteter Raum, in dem man sich wohlfühlt. Erst beim näheren Hinschauen erkennt man, welche Vorteile bestimmte Details Menschen bieten, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Zum Beispiel die Sitz- und Stützflächen des geschwungen ausgeformten Badewannenbereiches. An dessen Seiten sind nicht nur Ablagen eingelassen, auf denen man Badesalz, Kosmetika und den üblichen Badkrimskrams abstellen kann, man kann sich auf ihnen auch gut abstützen oder auf den breiten Flächen sitzen. Auch die geschwungene Seitenkante des Badewannenbereichs verdankt sich keinem formverliebten Gestaltungswillen, sie macht es möglicht, dass man mit dem Rollstuhl an zwei Stellen im Raum wenden kann – und das bei einem Badezimmer, das gerade einmal sechs Quadratmeter groß ist. Auf eine Duschabtrennung hat die Architektin bewusst verzichtet: „Auch bei bodengleichen Duschkabinen“, erklärt Ursula Fuss, „schränken solche Abtrennungen die Bewegungsfreiheit ein“. Deswegen wurde der Duschbereich neben die Toilette platziert – die kann auch einmal nass werden. Auch lässt sich wenn man auf die Toilette muss, ein Rollstuhl bequem an dieser Stelle abstellen. Und damit all die Kosmetika am Waschtisch trocken bleiben, hat Fuss diesen gegenüber der Toilette platziert. So braucht es auch nicht viel hin und her mit dem Rollstuhl, um nach dem Besuch des stillen Örtchens zum Waschbecken zu gelangen. Das Badezimmer-Konzept ist ein Gemeinschaftsprojekt von Ursula Fuss mit Samsung SDI und zeigt die Gestaltungsmöglichkeiten des Mineralwerkstoffes Staron auf. Der Prototyp wird auf der ISH 2015 in Halle 3.0 Stand C43 präsentiert. Ursula Fuss ist Geschäftsführerin des Architekturbüros c.f. Architekten in Frankfurt am Main. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind barrierefreies Bauen und die Entwicklung von barrierefreien Gesamtkonzepten für unterschiedliche architektonische Aufgaben. Zudem hält sie am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt Seminare zu barrierefreiem Bauen ab. www.con-fuss.de |