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Bad ist nicht gleich Bad

Innenarchitekten stehen immer wieder vor der Herausforderung, die individuellen Wünsche der Bauherren umzusetzen und diese mit ihren eigenen Vorstellungen von Funktionalität und Ästhetik in Einklang zu bringen. Anders Bergman hat mit Susanne Brandherm vom Büro Brandherm + Krumrey Interior Architecture (B-K-I), dem Gewinner des Wettbewerbes „Axor Inspiration Projects“, über Unterschiede zwischen Bädern fürs Eigenheim und jenen im Objektbereich, geeignete Materialien für den Nassbereich und die Badausstattung im Wandel der Zeit gesprochen.

Anders Bergman: Sie planen Bäder und Spa-Bereiche für private Bauherren wie auch für Hotels. Worin unterscheiden sich die Auftraggeber?

Susanne Brandherm: Die wesentlichen Unterschiede bestehen darin, dass bei dem privaten Bauherrn die individuellen Bedürfnisse stärker im Fokus stehen. Diese muss ich als Planer genau kennenlernen. Auch beeinflussen familiäre Umstände die Planung. Bei einem Hotel dagegen wird eine große Gemeinschaft unterschiedlicher Zielgruppen angesprochen. Hier müssen wir uns intensiv mit dem Konzept des Hauses beschäftigen. Handelt es sich beispielsweise um ein Businesshotel oder um ein Sporthotel? Die Ansprüche der Gäste können sehr unterschiedlich sein und diese gilt es zu analysieren. Bei Hotels arbeiten wir zudem oft in Bestandsobjekten, wo der zur Verfügung stehende Raum teilweise sehr begrenzt ist. Zeitgemäße Bäder entsprechend den aktuellen Anforderungen zu installieren ist dann mitunter eine Herausforderung.

Bringen Ihre Auftraggeber oft schon genaue Vorstellungen mit, wenn sie zu Ihnen kommen?

Susanne Brandherm: Das kommt vor. Hat ein Auftraggeber genaue Vorstellungen, gilt es diese zu einem optimalen Ganzen zu entwickeln. Mit unserer Kreativität und Erfahrung können wir die Ideen, beispielsweise was die Materialität angeht, detailliert ausarbeiten. Sind die eigenen Vorstellungen des Auftraggebers weniger präzise, gilt es, wie schon gesagt, die individuellen Wünsche und Bedürfnisse herauszufinden und schließlich durch unseren Input zu realisieren.

Badezimmer in einer Privatwohnung im Kölner Rheinauhafen, entworfen von B-K-I. Foto © Weisslicht, Philipp Brohl, Köln

Die Szenerie im Hotel sieht anders aus. Worin bestehen dort die Besonderheiten im Rahmen der Planung und Umsetzung von Bädern?

Susanne Brandherm: Das ist in der Tat so. Für uns ist es auschlaggebend, die Zielgruppe und das Hotelkonzept zu kennen und zu verstehen. Dann können wir für ein Budgethotel ebenso wie für ein Fünf-Sterne-Haus das passende kreative Konzept entwickeln. In jedem Fall bedeutet es für uns mit Kreativität ein Höchstmaß an Qualität zu schaffen, ein Alleinstellungsmerkmal im Bad. Wichtige Aspekte sind etwa Technik, Pflegeaufwand und Wirtschaftlichkeit. Besteht die Möglichkeit, ein Mock-Up zu bauen – also einen Musterraum – ist das ein großer Vorteil. Gerade kritische Aspekte wie Reinigungszeiten oder die geeignete Technik lassen sich so abklären. Mitunter nimmt die Hausdame auf die Entscheidung zu den Ausführungsdetails einigen Einfluss.

Wie verändern sich Materialien im Bad? Früher galt etwa Parkett als ein Material, das dort besser nicht verwendet werden sollte.

Susanne Brandherm: Oftmals sind Bäder keine abgeschlossenen Räume mehr. Das Bad als Ort der Entspannung rückt mit Wohnen und Schlafen immer näher zusammen, die Grenzen zwischen den Räumen werden fließend. Diese Bereiche verschmelzen zunehmend miteinander. So wird das Bad integraler Bestandteil eines ganzheitlichen Wohlfühl-Konzepts. Dies ermöglichen Raumausnutzung und Offenheit: Bestimmte Sphären können sich durch entsprechende Raumlösungen auf Zeit verändern und abgrenzen. Somit gibt es oftmals hinsichtlich des Materials keinen Bruch mehr zwischen Wohnräumen und Bad.

Gibt es, was den Materialeinsatz angeht, weiterhin Grenzen? Oder ist inzwischen alles möglich, was Auftraggeber sich wünschen?

Susanne Brandherm: Seitens der Industrie hat sich vieles verändert. Produkte und Materialien werden weiterentwickelt, nicht zuletzt aufgrund der steigenden Anforderungen durch uns Planer. So kann etwa Parkett im Nassbereich inzwischen problemlos verlegt werden, das ist durch eine entsprechende Ausrüstung möglich. Auch in der Küche wird es längst verwendet. Ich selbst bevorzuge immer den Einsatz von authentischen Materialien. So sind für mich beispielsweise Holzfliesen keine Alternative zum Parkett. Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiger Aspekt.

Der Übergang vom Bad in den Schlafbereich ist in den Zimmern des Ramada Hotel in Hamburg fließend. Foto © B-K-I, Nicole Zimmermann

Auch die Ausstattung und die Ansprüche ändern sich…

Susanne Brandherm: Funktionierendes Design beginnt immer mit einem guten Konzept. Ein wesentliches Merkmal ist die differenzierte Ausstattung. Der Planer trägt maßgeblich zum Erfolg des Projektes bei, dies betrifft wirtschaftliche Aspekte ebenso wie den Wohlfühlfaktor. Betrachten wir das Hotelbad, so haben sich in den letzten Jahren die Ansprüche sehr geändert. Mittlerweile setzt der Gast eine große bodenebene Dusche mit Rainshower voraus. Die Badewanne als ein unverzichtbares Element hat keinen großen Stellenwert mehr, was Qualitätsstandards angeht. Das Bad ist zu einem wichtigen Aushängeschild geworden. Ähnliches gilt auch für Mietwohnungen, wo das attraktive Bad die Vermarktung erleichtert.

Hersteller im Bad-Bereich versuchen sowohl neue Wünsche zu wecken als auch bestehenden zu entsprechen. Gibt es aus Ihrer Sicht Dinge, die noch fehlen, um die Ausstattung von Bädern zu verbessern?

Susanne Brandherm: Die Industrie hat inzwischen ein sehr hohes Niveau erreicht. Aktuelle Standards sind ausgereift und einem stetigen Entwicklungsprozess unterzogen. Sichtbar wird dies beispielsweise im Armaturenbereich, etwa beim sichtbaren Wasserwirbel der Armatur Axor Strack V oder bei der Bedienung der Dusche per Knopfdruck bei Axor Select. Innovativen Entwicklungen sind kaum Grenzen gesetzt. Die Digitalisierung ist nicht mehr wegzudenken, in keinem Bereich. Auch die Beleuchtung hat einen großen Sprung gemacht. So waren jüngst auf der Messe Light + Building 2016 Lichtwechsel und Lichtszenarien zu sehen, die sich ohne Schalter bedienen lassen. All dies sollte allerdings in Maßen eingesetzt werden.

Wie könnte bei so viel aktueller Technik noch ein Zukunftsszenario aussehen?

Susanne Brandherm: Wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann gar kein Bad mehr im herkömmlichen Sinn? Vielleicht gibt es Wohnräume, die wie eine einzigartige große Oase wirken?

www.hansgrohe.de
www.b-k-i.de


„Bei einem Hotel dagegen wird eine große Gemeinschaft unterschiedlicher Zielgruppen angesprochen. Hier müssen wir uns intensiv mit dem Konzept des Hauses beschäftigen.“, erklärt Brandherm ihr Vorgehen beim Ramada Hotel in Hamburg. Foto © B-K-I, Nicole Zimmermann
So macht Zähneputzen Spaß: Im Bad der Zahnarztpraxis für Kinder „Smilestars“ in Köln. Foto © Weisslicht – Philipp Brohl, Köln
Baden, Schlafen, Erholen – in der „Wohnung M.” in Köln ist das alles in einem großzügigen Raum. Foto © Weisslicht, Philipp Brohl, Köln
Das private Bad verwandelt sich zunehmend in eine Wellness-Oase – wie hier in der Villa F+M in Köln. Foto © Weisslicht, Philipp Brohl, Köln
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