STYLEPARK AXOR
Vertikales Grün
Wie kann man Wohnungen mit tiefen Räumen und wenig Tageslicht in herausragende Architektur verwandeln? Richtig, indem man in die Höhe geht. So geschehen beim Stealth Building, einem Wohngebäude mitten in Manhattan, das vom New Yorker Architekturbüro WORKac auf innovative Weise umgebaut und erweitert wurde. Der Bau steht dabei exemplarisch für das "Compact Luxury" Projekt von AXOR, bei dem sich die Designmarke der Hansgrohe Group in einem "Whitepaper" mit der Frage beschäftigt, wie sich räumlicher Luxus zukünftig definieren lässt. Grundlage dafür ist eine Voraussage der UN, dass bis zum Jahr 2050 mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben werden – mit entsprechenden Auswirkungen auf Architektur und Innenarchitektur.
Die Stadt New York als Laboratorium der Moderne bietet mit ihrer vertikalen Architektur entsprechendes Anschauungsmaterial. Obwohl es zuletzt vor allem die extrem schlanken Luxus-Wohntürme in der sogenannten "Reihe der Milliardäre" waren, die hier für Aufmerksamkeit sorgten, gibt es gleichzeitig immer wieder kleine und feine architektonische Interventionen, die auf ausgeklügelte Weise der Tatsache Rechnung tragen, dass auf ganz Manhattan gerade mal 59 Quadratkilometer Fläche zur Verfügung stehen. Das trifft auch auf das Stealth Building zu: "In unserer Arbeit forcieren wir immer diese Idee davon, was wir aus Natur oder Landleben in die Stadt bringen können", sagt Dan Wood, einer der beiden Gründer von WORKac über den Ansatz hinter dem Projekt. Dafür entkernten die ArchitektInnen ein siebenstöckiges Wohngebäude mit einer der ältesten gusseisernen Fassaden der Stadt, was entsprechend strenge Denkmalschutzauflagen mit sich brachte. Es war aber nicht die einzige Herausforderung, mit denen sich WORKac konfrontiert sahen. Zusätzlich galt es, aus den langen und schmalen Grundrissen, die nur über die beiden Querseiten des Gebäudes Tageslicht erhalten, angenehme Wohnräume zu schaffen.
Die ArchitekInnen folgten dabei ihrer Agenda einer Verbindung von Natur und Architektur und implementierten diverse Grünräume im Gebäude. Diese reichen von einer grünen Wand in der Lobby über eine Dachterrasse bis hin zu den sogenannten "Dritträumen", die als räumliches Möbel in der Mitte jeder Wohnung angeordnet sind. Während sich im Innern des Möbels diverse Abstellräume und ein Bad befinden, nutzten WORKac die vorhandene Raumhöhe, um darüber eine Art Mikroapartment mit diversen Sitzgelegenheiten und einem Kräutergarten zu platzieren. Ein besonderes Highlight ist ein Farngarten in einem Glasgehäuse, der direkt über der Dusche schwebt. Wachstumslampen an der Decke versorgen das Mini-Gewächshaus und die Dusche darunter mit Licht, während der Dampf des Badezimmers sich im Glasgehäuse des Farns sammelt, um ihn zu bewässern. Das ist nicht nur funktional, sondern schafft auch eine besondere Atmosphäre, die durch die Armaturen "AXOR Uno" von Phoenix Design und "AXOR Starck" von Philippe Starck abgerundet werden. "Wenn eine Armatur gut gestaltet ist, kann man es fühlen", sagt WORKac-Gründerin Amale Andraos dazu.
Ein besonderes Highlight ist das dreistöckige Penthouse auf dem Dach des Stealth Building. Da die Vorgaben durch den Denkmalschutz vorsahen, dass der Dachausbau vom Straßenraum aus nicht sichtbar sein darf, mussten sich die ArchitektInnen einiges einfallen lassen – was im Resultat zu einer gefalteten Dachlandschaft führte, die als räumliche Skulptur das Gebäude krönt. Dafür ermittelten WORKac den am weitesten entfernten Punkt, von dem das Gebäude sichtbar war, und leiteten daraus einen Sichtkegel ab, aus dem sich dann die Form ergab. Gleichzeitig nutzten sie den Giebel eines Nachbargebäudes, den Giebel der eigenen Fassade und einen stillgelegten Aufzug auf dem Flachdach des Stealth Building, um das neue Volumen dahinter zu verbergen. Im Innern präsentiert sich das neue Penthouse dann als skulpturales Raumwunder, dessen offene und lichtdurchflutete Wohnräume einen beindruckenden Blick auf die New Yorker Skyline ermöglichen. Ein besonderes Highlight ist die Dachterrasse, die sogar einen Whirlpool im ehemaligen Aufzug bereithält.
"Compact Luxury bedeutet mehr hinzuzufügen, wenn man weniger hat", sagt Dan Wood über das Konzept für das Stealth Building. Wie vielschichtig dieses "Mehr" sein kann, verdeutlicht das Projekt auf exemplarische Weise. Dazu zählen nicht nur die ausgeklügelten räumlichen Erfindungen der ArchitektInnen, sondern auch die gekonnte Verknüpfung von Architektur und Interior. Das zeigt sich zuletzt anhand der Bäder, die vom Mini-Gewächshaus des Farngartens im wahrsten Sinne des Wortes gekrönt werden. Das Thema der Natur in der Stadt findet sich auch in den Mosaikfliesen der Badwände wieder, die eine abstrakte Waldlandschaft abbilden. Im Zusammenspiel mit den Armaturen und den Pflanzen erzeugen sie einen luxuriösen Raum, der trotz seiner begrenzten Fläche zur Wellnessoase wird.