Hochgeschwindigkeitsentwerfen basierend auf theoretischer Grundlagenerörterung für eine maximale Ideengenerierungsquote“, heißt es in der Einleitung der Diplomarbeit von Axel Schindlbeck, für die der Absolvent der Kunstakademie Stuttgart innerhalb von 11 Wochen jeden Tag ein neues Produkt entworfen hat, um ihre Schnelllebigkeit widerzuspiegeln. Sinn und Unsinn schließen sich bei den Produkten des Designers nicht aus. Im Gegenteil: sie fügen ihnen einen mitunter raffinierten Aspekt hinzu: Etwa ein aufblasbarer Mülleimer, der nach Gebrauch entsorgt wird, eine Türklinke, die man auch als Türkeil verwenden kann, einen Zigaretten-Regenschirm, der den Glimmstengel vor Regen schützt oder aber einen demokratischen Tennisschläger, der zwei Griffe besitzt. Schindlbeck, der sein Studio MNTNT zusammen mit seinem Kompagnon und Technik-Part Fred Mauclere betreibt, interessiert weniger das wohlgeformte Designprodukt, als alltägliche Gegenstände, die Mensch und Technologie zusammenbringen.
Axel Schindlbeck
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Was? Wie? Wo? Warum?
Wo möchten Sie leben?
In einer Metropole, in den Bergen, am Meer. Im Moment bin ich Pendler zwischen Paris und Marseille, das kommt dem schon relative nahe.
Ihre Lieblingsgestalt in der Designgeschichte?
Es gibt viele wichtige Referenzen. Aber es gibt wenige, die sich für die Zusammenhänge interessieren. Der Design-Berater Tobias Glaser aus München zum Beispiel hat wie ein Wahnsinniger sämtliche Puzzleteile der Designgeschichte minutiös gesammelt und über Jahre hinweg bei sich in deckenhohen Türmen aus Bananenkisten zwischengestapelt. Die Kisten sind mittlerweile in den Besitz des ZKM Karlsruhe übergegangen.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Designer/einer Designerin am meisten?
Es gehört Naivität dazu, Neugier und Dilettantismus, um traditionelle Denkweisen zu überwinden. Design ist eine Königsdisziplin – wir sind die Hofnarren!
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Das kommt ganz auf den Moment an.
Ihr Hauptcharakterzug?
Ich glaube an ein Mehrschicht-Prinzip.
Ihr größter Fehler?
Ich bin kein sehr nachtragender Mensch.
Ihr Traum vom Glück?
Liebe, Humor, Frieden und Tiefschnee.
Was nervt Sie am meisten?
Unentschlossenheit.
Ihr Lieblingsmaterial?
Der Mensch.
Ihre Lieblingsblume?
Bunt sollte sie sein.
Welche Musik hören Sie beim Arbeiten?
Zurzeit ganz gerne Ibeyi, King Krule, Moodoid oder auch Acid Child.
Welche gestalterische Leistung verabscheuen Sie am meisten?
Ich kann nicht nachvollziehen, dass viele Designer unserer Zeit sich vom klassischen Design nicht emanzipieren wollen und ihr Hauptaugenmerk nach wie vor auf eins richten: den Stuhl. Ungeachtet dessen bin ich vor allem abscheulich neidisch auf bestimmte Dinge. Jemand hat vor mir die Rolltreppe erfunden, zum Beispiel. Ist die Zeit nicht unfair? Oder der „Dyson Airblade“ – die Idee hatten wir früher bereits. Der hat's aber gemacht, der James. Soll ihm gegönnt sein.
Welche Gabe möchten Sie besitzen?
Wasser in Wein umwandeln und mit meiner Gefolgschaft durch die Lande ziehen, um Gesundheit und Frieden zu verbreiten (lacht). Falls ich Letzteres mit meiner Arbeit erreiche, umso besser.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Geduld.
Ihr Motto?
Sag niemals nie.