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John M Armleder, No Pain, Just Gain, 2002

Birne, Röhre, Leuchtdiode

Im Schauwerk Sindelfingen wird aktuell eine kuratierte Auswahl der Lichtkunst aus der Sammlung Schaufler gezeigt. Die rund zwanzig Werke aus den letzten sechzig Jahren bringen die Vielfalt dieser Kunstgattung – und ihrer Leuchtmittel – auf die Ausstellungsfläche.
von Elisabeth Bohnet | 24.07.2024

Licht ist immanenter Bestandteil von bildender Kunst. Mit dem technischen Fortschritt des elektrischen Lichts und dem Ansatz der zeitgnössischen Kunst, wurde die Lichtquelle selbst zum Bestandteil von Kunstwerken. Dan Flavin galt als Pionier in Sachen Leuchtstoffröhre und vertritt in der neu eröffneten Schau "Neon, LED & Co." im Schauwerk Sindelfingen mit zwei Positionen die Anfänge dieser Gattung. Als erster montierte er in den frühen 1960er Jahren zwei handelsübliche Leuchtstoffröhren an die Wand und erklärte diese Konstruktion zur Kunst – damals ein radikaler Akt. Zeitgleich experimentierten die ZERO Künstler Otto Piene und Günther Uecker auf völlig andere Weise mit Licht und Schatten. Die österreichische Künstlerin Brigitte Kowanz spielte in ihrer ausladenden Installation "Light Steps" mit der imaginativen Kraft von Licht und zeichnete daraus eine Treppe in die Weite des Raums. Mit Michel Verjux‘ Arbeit wird das Licht selbst zum Objekt: allein aus dem richtigen Winkel betrachtet fügt sich die Projektion zu einem perfekten Kreis. Und Jeppe Hein spiegelt schließlich jenes im Raum vorhandene Licht mit seinem "Sun Mirror": Die polierte Edelstahlfläche dreht sich langsam um den Mittelpunkt und reflektiert die Umgebung in unterschiedlichen Winkeln. Alle sechzehn gezeigten KünstlerInnen formulieren in ihren Positionen die Faszination der Lichtwirkung. Darin offenbart sich die Vielfalt des immateriellen Mediums, das warm oder kalt, hart oder weich, laut oder leise sowie bunt oder weiß in Erscheinung tritt.

John M Armleder, Ohne Titel (Furniture Sculpture), 1996

Mit der Sammlungspräsentation macht es sich das Schauwerk auch zum Ziel, Wissenswertes über die Materialität, die technische Varianz und die Konservierung von Lichtkunst zu kommunizieren. Mit einem umfangreichen Begleitprogramm werden in Führungen und Gesprächen verschiedene Aspekte des Themas beleuchtet, etwa bei einer Tandemführung mit dem hausinternen Restaurator Jonathan Debik und der Kunsthistorikerin Christine Klenk, die die Herausforderungen bei der Konservierung von Lichtkunst erörtern. Denn das Leuchtstofflampenverbot der EU wirkt sich nicht zuletzt auch auf die Kunst in unseren Sammlungen aus. Aus dem Kunstmuseum Wolfsburg ist im kommenden Jahr Direktor Andreas Beitin zu Gast für ein Kunstgespräch. Und von der naturwissenschaftlichen Seite kann man sich bei der Tandemführung Kunst & Physik mit Physiker Marc Scheffler dem Thema nähern.

Das Schauwerk Sindelfingen ist als Privatmuseum der Kunst der Sammlung Schaufler gewidmet. Der Bau wurde von BFK Architekten aus Stuttgart in die ehemaligen Produktionsgebäude der Firma Bitzer integriert, die die Stahlkonstruktion in ihren Entwurf übernahmen. 2022 wurde ein weiterer Bau eröffnet, der heute die Museumsverwaltung samt Restaurierungswerkstatt und Kunstvermittlung, die Depots und ein Café beherbergt.


NEON, LED & Co.
Bis 10. August 2025

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag 11 bis 18 Uhr

Schauwerk Sindelfingen
Eschenbrünnlestraße 15
71065 Sindelfingen

SCHAUWERK Sindelfingen