Stylepark Domotex
Teppich von Wand zu Wand
Dass sich Geschmäcker ändern und Trends kommen und gehen, ist eine Binsenweisheit. Oftmals lehnen die Kinder ab, was Eltern und Großeltern begeisterte – egal, ob sinnvoll oder nicht. Die Auslegware ist so ein Fall: In den Fünfzigerjahren wurde es möglich, Teppiche zu produzieren, die fest verlegbar und dank neuer Materialien und des inzwischen weitverbreiteten Staubsaugers auch leicht zu reinigen waren. Die Architekten liebten diese Teppichböden sofort. Und in Verbindung mit der Fußbodenheizung, die in den Siebzigern in viele Häuser Einzug hielt, bildeten sie ein unschlagbares Duo. Wer brauchte noch Möbel, wenn er auf einem samtweichen, warmen Untergrund liegen konnte.
Doch in den coolen Achtzigern und den stylischen Neunzigern war Auslegware plötzlich in den heimischen Wänden ein No-Go. Stattdessen erlebte das Parkett sein Revival. Im neuen Jahrtausend wurden dann Holz- oder Betonfußböden zum Geschmacks-Nonplusultra. Doch irgendwie kam da der Wunsch nach Behaglichkeit ein bisschen zu kurz. Mit dem aktuellen Streben nach mehr Gemütlichkeit, egal ob zu Hause oder im Hotel, erlebt auch der Teppichboden von Wand zu Wand ein Comeback – er hat eben doch seine Vorteile. Etwa die Vielseitigkeit: Das gilt für die schier unüberschaubare Fülle an Farben und Mustern ebenso, wie für die unterschiedlichsten Qualitäten. Aber da ist noch mehr: Auslegeware kann einfach viel, sie bindet Staub, sorgt für eine gute Akustik, warme Füße und ein angenehmes Raumklima – Atmosphäre pur. In kräftigen Nuancen zieht er beispielsweise alle Blicke auf sich und setzt schon mal die Grundstimmung in einem Raum.
Teppichböden als Blickfang
Ein aktuelles Beispiel dafür ist der neue Showroom des Taschenlabels MCM in München, dessen Look die Berliner Avantgarde-Interiordesigner von Gonzalez Haase AAS gestaltet haben. Der royalblaue Teppich leuchtet so intensiv – er überstrahlt fast den Rest der Einrichtung. Gewählt haben die Architekten einen dicht strukturierten und elegant glänzenden Objektvelours. Sie kombinieren den weichen Teppich mit einem dunklen Buntsteinputz – einer rauhen Oberfläche, wie sie früher gern für Treppenhauswände verwendet wurde. Durch die Kombination von diesen ganz unterschiedlichen Texturen und Farben entsteht so ein ganz neuer Raumeindruck, der den Bodenbelag Teppich aufregend anders interpretiert.
Noch wohnlicher gestaltete der Innenarchitekt Peter Kräling von Büro kräling_lübke das Showapartment des Möbelherstellers Cor in Mailand. Neben einem extravaganten Messingboden ließ er in der Wohnung im Stadtviertel Brera verschiedene Teppichböden verlegen. So gelang es ihm, eine ruhige und entspannende Atmosphäre zu kreieren – und das auch bei vielen Gästen. Das große Entree wurde mit einem im Licht zwischen Altrosa und Rot changierenden Velour ausgestattet, der einen fein ausbalancierten Kontrast zu den feuerroten Wänden bildete. Im Salon dagegen fand ein klassischer Rippenteppichboden Verwendung, den Kräling in Mittelbraun auslegen ließ. Die Wände sind hier in einem Ziegelrot gehalten. So entsteht im Spiel mit Farbnuancen ein abwechslungsreicher, von Raum zu Raum unterschiedlicher Eindruck, ohne dass das Apartment farblich auseinanderfallen würde. Für diese neue Art der Gestaltung, bei der Farbabstufungen verbinden und differenzieren, ist der in den unterschiedlichsten Farbentönen und Materialanmutungen erhältliche Teppichboden geradezu prädestiniert.
Dass sich Teppichböden auch zur hervorragend als Orientierungshilfe eignen, hat Werner Aisslinger im 25hours Hotel in der Langstraße in Zürich unter Beweis gestellt. Für die Flure der unterschiedlichen Stockwerke entwarf er drei verschiedene Muster in drei verschiedenen Farbgebungen: In den Etagen Eins, Zwei und Drei fügen sich Teppichfliesen in Rhomben- und Pfeilform aneinander, die Nuancen reichen von Schwarz über Gelb, Grün, Blau und Rot bis zu Naturweiß. In den Etagen Vier und Fünf wirken sechseckige Teppichfliesen fast wie ein Fliesenboden. Die obersten beiden Flure kommen grafisch-schlicht in Blau, Grau, Beige und Schwarz daher. Die zurückgenommenen Farben wirken ruhiger, edler und kreieren optische Tiefe. Teppichfliesen, bislang eher in Hotels und Büros zu Hause, eignen sich so verlegt auch für die heimischen vier Wände: Wenn im Wohnzimmer ein Rotweinglas vom Couchtisch fällt oder im Kinderzimmer ein Malheur passiert, muss nicht der ganze Teppich dran glauben, sondern einzelne Teile können problemlos ausgetauscht werden.
Viele gute Gründe also, seine Vorurteile über Teppichböden auf den Prüfstand zu stellen. Nachdem schon in den letzten Jahren die Qualitäten der Midcentury- und Seventiesmöbel wiederentdeckt wurden – warum nicht auch die der Auslegware. Eine gute Gelegenheit dazu bietet die Weltleitmesse für Teppiche und Bodenbeläge DOMOTEX, die vom 10. bis zum 13. Januar 2020 wieder ihre Tore in Hannover öffnet.
Domotex 2020 – Weltleitmesse für Teppiche und Bodenbeläge
Messegelände
30521 Hannover
Freitag, 10. Januar bis Montag, 13. Januar 2020
Öffnungszeiten:
täglich 9 bis 18 Uhr
Sichern Sie sich eine von 50 Freikarten zur Domotex. Geben sie dazu hier den Ticketcode n3zdm ein.