Es ist ein Moment voller Magie: Mitten in der Produktionshalle der Teppich Manufaktur Ruckstuhl ist ein temporäres Bistro eingerichtet worden. Ein Musikensemble spielt klassische Musik, im Hintergrund arbeitet eine Maschine an einem komplizierten Teppichmuster, an mehreren Ständen erklären und demonstrieren Studenten der Hochschule ECAL (im Rahmen ihrer diesjährigen Carte Blanche) ihre Arbeiten. Man staunt, entdeckt, lernt, lacht, unterhält sich ungezwungen mit anderen Besuchern, alles erscheint leicht und schwerelos. Es sind Augenblicke wie diese, die den Designers’ Saturday zu einem ebenso speziellen wie weltweit wohl einmaligen Ereignis in der Designszene machen.
Es gibt viele solcher Augenblicke im schweizerischen Langenthal, die einem sprichwörtlich die Sprache verschlagen. Da ist die vom Studio Hannes Wettstein ausgedachte Präsentation von Sky-Frame bei Ruckstuhl, bei der man sich mitten durch einen Schwarm von „Glühwürmchen“ bewegt und die zu Recht mit dem Designers’ Saturday Award in Gold ausgezeichnet wurde. Oder der von Benjamin Thut ganz in Zeitungspapier gehüllte Schweizer Gemeinschaftsauftritt von Wogg, Baltensweiler & Co, die wunderbar poetische Installation „... und was bringt’s?“ vom Designstudio greutmann bolzern für Lista Office, sowie die mit dem Publikumspreis ausgezeichnete und ebenfalls von Benjamin Thut realisierte Raum- und Klanginstallation von Création Baumann. Damit ist aber längst noch nicht Schluss. Denn bei Hector Egger Holzbau tanzen die Tische von Bigla Office, man staunt über die Arbeiten des Atelier Oï für die Betonmanufaktur und Ruckstuhl ebenso wie über die „Purzelhäuser“ von Bauwerk Parkett, bei denen der Boden als Wand und Decke erlebbar wurde, erlebt die ebenso musikalische wie poetische Installation von Horgenglarus in der Alten Mühle, sowie den aus meiner Sicht preiswürdigen Auftritt von Licht + Raum im Keller von Ruckstuhl, bei dem an 19 Tischen von der neuen Karbon-Leuchte an verschiedenen europäischen Stränden angetriebene Gegenstände beleuchtet werden. Nicht zu vergessen der mit Bronze ausgezeichnete Entwurf von Jörg Boner für Schätti Leuchten, bei dem man sich im Untergeschoss von Glas Trösch durch 28 Meter Glarner Bergpanorama bewegt, die hängenden Pflanzenskulpturen von Hydroplant, oder der mit Silber ausgezeichnete Auftritt des Heizkörperherstellers Runtal der jungen Designer Gregory Brunisholz und Anaïde Davoudlarian, bei dem die warme Luft der Heizkörper große Ballons füllt, die gleichsam ein Dach für den Stand bilden.
Als nicht weniger gelungen erwiesen sich Präsentationen, bei denen ein Produkt stimmungsvoll inszeniert wurde – etwa bei Belux die neue Leuchte U-Turn, die neue Architektenkollektion bei Corian, die Stahlküchen von Forster oder das neue Sitzkonzept ERY von Andreas Saxer für Dietiker. Und und und...
Von besonderer inhaltlicher Qualität waren in diesem Jahr auch die Auftritte der Hochschulen und Universitäten. Besonders hervorzuheben neben der bereits erwähnten École cantonal d’art de Lausanne, kurz ECAL, fielen die filigranen Holzmodelle der Accademia die Architettura USI im City Center auf, die Stuhlentwürfe der Zürcher Hochschule der Künste bei Glas Trösch und das „Pappmaschee – Lampen-Labor“ der Fachhochschule Nordwestschweiz bei Girsberger.
Bei soviel Lob und hoher Qualität soll nicht unerwähnt bleiben, dass es auch einige Enttäuschungen gab, gerade auch bei Firmen, bei denen man mit mehr hatte rechnen können. Ohne hier Namen zu nennen, sollte die Jury für das nächste Mal den Mut haben, ihre sonst so klare Linie in Bezug auf die Qualität der Präsentationen auch hier beizubehalten. Und natürlich waren auch die Shuttlebusse wieder überfüllt, aber was würden wir nur schreiben, wenn auch das noch perfekt laufen würde.
Es ist in der Tat ein kleines Wunder, das sich alle zwei Jahre an diesem eigentlich unspektakulären Ort ereignet. Vielleicht ist es gerade dieser Überraschungseffekt, der uns jedes Mal in den Bann zieht, womöglich sind es auch die Unaufgeregtheit und die Bescheidenheit, gepaart mit einer urschweizerisch Präzision, die den Wirkungsraum für das Besondere bilden. Die Mitarbeiter der beteiligten Firmen, die vielen ehrenamtlichen Helfer, die Shuttlefahrer, alle stellen sich – hoch motiviert – in den Dienst der gemeinsamen Sache: Das ist es wohl, das Geheimnis des Langenthaler Erfolges.
Beim letzten Espresso am Langenthaler Bahnhof ruft uns der Kellner – er trägt einen der D‘S Sticker am Revers – noch zu: „Bis in zwei Jahren!“ Natürlich freuen wir uns schon jetzt auf 2014.